Testspiel
Samstag, 20. November 2021, 11 Uhr
Bochum, Trainingsgelände am Ruhrstadion – Platz 3
Zu den wirklich größten Annehmlichkeiten meiner Zeit in Ostwestfalen gehört, dass Südwestfalen nicht allzu weit entfernt ist und dort einer meiner liebsten Zeitgenossen lebt. Meine Hoffnung, nun im gleichen Bundesland und dort sogar im gleichen Landesteil lebend mehr Zeit mit ihm verbringen zu können, entpuppt sich bisweilen jedoch leider als Trugschluss, aber so ist das nun mal mit Familie und Beruf. Umso stärker ausgekostet werden müssen die Tage, an denen es endlich mal mit der Zusammenkunft klappt – und ein solcher ist der heutige Samstag. Da mein Kumpel großer Sympathisant des VfL Bochum ist, müssen wir nicht lange überlegen, wo wir diesen Tag miteinander verbringen. Kurzum: Es soll ein richtig feiner Bochum-Erlebnis-Tag werden. Und der beginnt natürlich in der Hopfendolde gegenüber des Bochumer Hauptbahnhofs. Es stimmt, dass der Schuppen an Charme verloren hat und er längst nicht mehr die asoziale Fußball-Kneipe wie in früheren Tagen ist. Erbärmlich auch, dass hier nur noch Dortmunder Bier aus dem Zapfhahn fließt, zumal man die Moritz-Fiege-Brauerei, die sich ebenfalls am Hauptbahnhof befindet, fast vom Tresen aus sehen kann. Und trotzdem gehe ich immer wieder gerne in die Hopfendolde, zumal es im Ruhrpott – zumindest in den großen Städten – ansonsten überhaupt keine Kneipe mehr in direkter Bahnhofsnähe gibt. Nach dem Frühschoppen in der Hopfendolde geht es weiter zum Ruhrstadion, wo auf einem der Nebenplätze am Vormittag die A-Jugend des VfL Bochum gegen den JFV Nordwest testet. Gemeint ist mit Nordwest nicht etwas der Nordwesten von Bochum, sondern von Deutschland, denn dieser Jugendförderverein ist der Zusammenschluss von VfB und VfL Oldenburg. Man fragt sich, wie dieses Testspiel zustande gekommen ist, denn aus rein geografischer Sicht hätten sich da mit Sicherheit einige andere Gegner mit deutlich kürzerer Anreise angeboten, und auch sportlich erschließt es sich mir nicht, warum man ausgerechnet gegen den JFV Nordwest testet. Aber das soll unsere Sorgen nicht sein. Wir freuen uns, dass kaum Zuschauer da sind, denn so können wir uns trotz der beengten Verhältnisse (nur eine Gerade ist für Zuschauer zugänglich) in eine ruhige Ecke zurückziehen, um uns am mitgebrachten Schweizer Dosenbier zu laben und jede Menge Blödsinn zu labern.
