Testspiel
Sonntag, 27. Juni 2021, 13 Uhr
Bielefeld, Sport- und Lernpark Heeper Fichten
Heute wird das organisatorische Kunststück fertiggebracht, beim Sonntagsdienst eine zweieinhalbstündige Mittagspause freizuschaufeln, in der Fußball-Konsum möglich ist. Damit fällt der letzte noch fehlende Ground in BI-Mitte (mit regelmäßigem Spielbetrieb). Tja, eigentlich wollte das regelrecht zelebrieren, etwa im Rahmen einer kleinen Kiosk-Tour oder in der Verbindung mit der Kirmes an der benachbarten Radrennbahn, die in vier Tagen startet – und nicht schnell, schnell in der Mittagspause. Aber gut, ist dann halt so. Sagenhafte neun Minuten dauert die Anreise mit dem Auto bis in die Heeper Fichten, wie man das kleine Waldgebiet am östlichen Ende von BI-Mitte nennt, in dem sich mit der Radrennbahn und dem Leineweberring die zwei vielleicht besten Grounds von Bielefeld befinden (wenn man die Alm und die Rußheide mal außen vor lässt). Zusammen mit den sieben Nebenplätzen der Radrennbahn und den beiden Hartplätzen im westlichen Bereich sind es damit sage und schreibe zwölf Grounds in den Heeper Fichten. Der Platz der Freien TuS Ost war vor einiger Zeit auch noch ein Hartplatz, hat inzwischen aber ein echtes Tuning erhalten – und damit auch einen Kunstrasenbelag. Direkt an den Spielfeldrand hat sich zudem der Fußballkreis Bielefeld seine neue Geschäftsstelle hingesetzt. Öffnungszeiten: Alle 14 Tage freitags für zweieinhalb Stunden. Da reicht ja eigentlich auch ein Zelt, aber es wurde ein moderner Glas-Klotz, der aber ein interessantes Foyer aufweist. Dort hängen nämlich die Wimpel von allen Vereinen des Fußballkreises – auch der der Arminia, der sich in Größe und Form keineswegs von den Kreisligisten unterscheidet und der an keiner expornierten Stelle hängt, sondern einfach mittendrin. Angenehm bodenständig. Ebenfalls angenehmer: An manchen Stellen lassen sich noch Reste des alten Sportplatzes entdecken, was insbesondere für den Eingangsbereich und die sozialistisch anmutende Skulptur vor selbigem gilt. Noch einmal zur Erinnerung: Bielefelds Arbeiterviertel liegen allesamt im Osten der Innenstadt und werden unter dem Sammelbegriff Bielefelder Osten zusammengefasst, der im krassen Gegensatz zum bürgerlichen Bielefelder Westen steht. Während es im Westen, in dem auch die Alm steht, nur die (bürgerliche) Arminia gibt, sitzen im Osten gleich mehrere alte Arbeitersportvereine, die fast alle die Vereinsfarbe Rot haben und die teilweise eine erfolgreiche Vergangenheit haben. Allen voran ist dies der VfB Bielefeld, der zeitweise sportlich vor der Arminia stand, 1997 aber mit der Spvgg Fichte (ein weiterer Arbeiterverein aus dem Osten) fusioniert ist. Auch die Freie TuS Ost ist einer dieser roten Arbeitervereine, wenngleich er nie große Erfolge gefeiert hat. An der alten Skulptur vor dem Eingangsbereich kann man aber noch gut erkennen, wofür die Freie TuS Ost politisch einst stand. Heute ist davon natürlich nicht mehr so viel zu spüren, mal abgesehen von einer Werbebande der SPD. In jedem Fall präsentiert man sich als sympathischer Gastgeber und wirft trotz Testspiel sogar den Grill an. Lediglich für die Gäste aus BI-Ubbedissen hat man nicht allzu viel Freundlichkeit übrig und schickt sie mit 11:2 nach Hause. Nette Mittagspause.
