Deutschland, Schleswig-Holstein-Pokal (Viertelfinale)
Freitag, 18. Juni 2021, 19 Uhr
Kiel, Kilia-Platz
Im äußersten Norden der Republik hat man in diesem Jahr gepflegt auf den Finaltag der Amateure geschissen und trägt den Rest des Schleswig-Holstein-Pokals der Saison 2020/21 ganz gediegen einfach im Juni aus. Da das nördlichste Bundesland zudem immer die niedrigsten Corona-Zahlen hatte, tut die Landesregierung in Kiel wenige Tage zuvor obendrauf die frohe Botschaft kund, dass bei Fußballspielen ab sofort bis zu 1.000 Zuschauer erlaubt sind – ohne Testpflicht. Da zieht‘s dann sogar mich alten Nord-Muffel hinauf an die kühle Küste, die dieser Tage hoffentlich nicht ganz so kühl ist. In die Karten spielt ebenfalls, dass die Familie von meiner Freundin einen Wohnwagen an der Flensburger Förde stehen hat, so dass dann gleich das ganze Wochenende mit der Familie dort verbracht wird. Auf dem Weg dorthin geht es aber erst einmal zum Kilia-Platz in Kiel, den man zweifelsohne als ein Sahnestück des deutschen Fußballs bezeichnen kann. Die Tribüne hat jetzt 102 Jahre auf dem Buckel und ist damit eine der ältesten Deutschlands. Auch der Rest des Kilia-Platzes versprüht pure Nostalgie, angefangen beim alten Eingangstor bis hin zu den Stehstufen, die schon längst krumm und schief sind. Einzig die moderne Stahlrohrtribüne auf der Gegengeraden passt überhaupt nicht ins Bild. Zur maritimem Atmosphäre tragen dagegen nicht nur die Möwen bei, die ab und zu über den Platz fliegen, sondern vor allem die knapp zehn Gästefans hinter zwei Zaunfahnen mit der Aufschrift „Küstenlümmel“. Wirklichen Support gibt es von ihnen nicht zu hören, aber schon allein die Matrosenmütze, die einer von ihnen trägt, bringt zumindest mich schon sehr in Nord-Stimmung. Was für ein Kontrast zu Schaffhausen vor 48 Stunden. Überraschend ähnlich wie in der Schweiz verhält es sich hier dagegen bei der Maskenpflicht. Offiziell gilt sie im Stadion, daran hält sich aber praktisch niemand der knapp 500 Zuschauer.