Deutschland, Kreisliga C Herford – Staffel 2 (11. Liga)
Dienstag, 27. Oktober 2020, 19.30 Uhr
Löhne, Werretalstadion
Ab jetzt gilt: Jeder Tag kann der letzte sein. Und damit gilt jetzt erst recht: Jeden Ground mitnehmen, der möglich ist. Unter normalen Umständen würde ich zugegeben nicht zur zweiten Mannschaft des SV Löhne-Obernbeck fahren, denn da findet sich sicherlich mal ein besseres Spiel, zumal die Temperaturen in Ostwestfalen so langsam frostig niedrig sind. Die Versuchung ist also groß, den Abend auf der Couch zu verbringen, aber das geht jetzt nun wirklich nicht. Also ab nach Obernbeck, ein Stadtteil mit 6.500 Einwohnern von Löhne. Ausgesprochen wird der Ort „Obernbeek“, denn das C ist im Westfälischen ein Dehnungsbuchstabe. Zu Gast im Werretalstadion ist heute der FC Exter III. Ein alter Bekannter, der vor ein paar Wochen beim Spielabbruch gegen Sancakspor Spenge II mit rassistischen Sprüche nicht gerade positiv auf sich aufmerksam gemacht hat. Heute herrscht jedoch eine völlig andere Stimmung und man merkt allen Akteuren an, dass auch sie genau wissen, dass das hier wohl das vorerst letzte Fußballspiel ist. Abschiedsstimmung. Und das in einer sehr trostlosen Form, denn es ist saukalt und nur elf Zuschauer sind gekommen. Für die paar verlorenen Seelen macht man sich nicht mehr mal die Mühe, die Kontaktdaten zu erfassen. Bringt ja es nichts. Die drei Stehstufen sind völlig verwaist, Blätter fallen, es herrscht bereits traurige November-Atmosphäre. Da schaut man dann doch ab und zu mal melancholisch zum Flutlicht hinauf, streichelt das Stankett und versucht, die ganze Atmosphäre noch mehr als sonst einzufangen. Anders als vor dem ersten Lockdown weiß man jetzt zumindest, was auf einen zukommt und dass es durchaus im Bereich des Möglichen liegt, dass der Ball monatelang ruhen wird. Das konnte man sich im März ja kaum vorstellen. Dadurch hat man nun wenigstens die Möglichkeit, Abschied von der Sache zu nehmen, die für unsereins nicht nur Hobby, sondern völliger Lebensinhalt ist. Ein vielleicht vorerst letztes Mal also noch Fußball gucken, mit der Gelegenheit, sich geistig zu verabschiede – und wenn es dann halt nur beim SV Löhne-Obernbeck II ist. Nach Abpfiff über die Schwelle zu treten und das Werretalstadion zu verlassen fällt mir zugegeben schwer. Ich gehe in dem Glauben, dass es das gewesen ist.