Deutschland, Bezirkspokal Rems/Murr (Achtelfinale)
Mittwoch, 21. Oktober 2020, 19.30 Uhr
Backnang, Sportplatz Eugen-Adolff-Straße
Im Stuttgarter Ballungsraum leben so viele Griechen wie sonst nirgendwo in Deutschland. Es gibt Leute, die sogar sagen: wie sonst nirgendwo außerhalb von Griechenland. Rekord sind auch die zehn griechischen Fußballvereine im Ballungsraum Stuttgart, was es in der Konzentration wohl auch kein zweites Mal auf der Welt gibt. Einer von ihnen ist Großer Alexander Backnang, benannt nach Alexander dem Großen, der vor allem im Norden Griechenlands regelrecht verehrt wird. So kam es dort auch zu Protesten und Klagen, als 2004 der Hollywood-Film „Alexander“ veröffentlicht wurde, weil in ihm angedeutet wurde, dass Alexander der Große homosexuell gewesen sei. Historisch ist das umstritten. Fakt ist dagegen, dass es in Griechenland ein großes Nord-Süd-Gefälle gibt: Der Norden ist ärmer als der Süden rund um die Hauptstadt Athen. Die meisten Griechen in Deutschland (oder ihre Vorfahren) stammen daher oft aus dem Norden Griechenlands, wo die wirtschaftliche Situation schwieriger ist, weshalb dort viel mehr ausgewandert wird. Dementsprechend sind viele Griechen in Deutschland Fan eines nordgriechischen Vereins (oft PAOK) und dementsprechend tragen auch viele griechische Fußballvereine in Deutschland einen Namen mit nordgriechischem Bezug, so wie im Ballungsraum Stuttgart die Vereine PAOK Ludwigsburg, Iraklis Waiblingen und eben Großer Alexander Backnang. Letzterer nimmt sogar mit zwei Mannschaften am Spielbetrieb teil, was bei Migrantenvereinen selten ist. Die erste Mannschaft spielt in der Bezirksliga und trifft dort heute im Bezirkspokal mit der SG Schorndorf auf einen namhaften Ligakonkurrenten. Nach Backnang (37.000 Einwohner) geht es natürlich mit der S-Bahn, dort endet die Linie 3 und seit 2012 auch die Verlängerung der Linie 4. Der Backnanger Bahnhof ist für mich jedes Mal ein Phänomen. Das historische Gebäude wurde 1973 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt, der so aussieht, wie es halt in den 70ern Mode war: ein dunkles Loch. Noch gespenstiger ist eigentlich nur, dass dort inzwischen alles mit Aufklebern der SG Sonnenhof Großaspach vollgekleistert ist. Nur fünf Minuten braucht der Bus vom Bahnhof bis zum Sportplatz an der Eugen-Adolff-Straße, wo der Große Alexander seine Heimspiele austrägt. Viel zu sehen gibt es dort außer abgewetzten Kunstrasen nicht. Eine persönliche Note konnten die Griechen der Anlage nicht verpassen, was aber auch schwierig ist, wenn es nicht mal ein Vereinsheim gibt. Getränke werden einfach aus einer kleinen Garage heraus verkauft, in der man ebenso seine Pokale aufgestellt hat. Diese Saison wird jedoch kein neuer Pokal hinzukommen, denn der Große Alexander scheidet gegen die SG Schorndorf knapp aus dem Bezirkspokal aus.