Samstag, 20. Juni 2020, 14 Uhr
Wetzikon, Sportplatz Meierwiesen
Gemütlich geht es von Winterthur weiter nach Wetzikon – mit jeder Menge Zeitpuffer, der wie üblich in den Bierkauf im Supermarkt investiert wird. Die Diskussion kam schon am Dienstag in Romanshorn auf, deshalb will ich die Frage hier noch einmal aufgreifen, warum man eigentlich in der ach so teuren Schweiz und nicht im günstigen Deutschland einkauft. Zweifelsohne, das Preisniveau ist in der Schweiz höher als in Deutschland, wird aber oft übertrieben hoch dargestellt. Dass manche Hopper vor allem jenseits von Süddeutschland eine regelrechte Schweiz-Phobie haben, kann ich nicht nachvollziehen. Beispiel Dosenbier: Das gibt es in schweizerischen Supermärkten oft für unter 2 Franken, in diesem Fall in einem Spar in Winterthur für 1,70 Franken (1,60 Euro). Ziehe ich noch 25 Cent für den in der Schweiz nicht vorhandenen Dosenpfand ab, weil ich in Deutschland sowieso nie die Dose wieder abgebe, sind wir schon bei 1,35 Euro. Ja, immer noch mehr als in einem deutschen Supermarkt, aber nur geringfügig. Im Gegenzug bekomme ich dafür Schweizer Biermarken, die die deutschen – zumindest für meinen Geschmack – in den Schatten stellen. Ohnehin gilt: Es wird immer lokales Bier getrunken, also in der Schweiz gefälligst Schweizer Bier. Mir ist klar, dass ein Restaurantbesuch bei den Eidgenossen jedes Budget sprengt, für Übernachtungen ebenfalls Mondpreise gezahlt werden müssen und die Bier-Rechnung mit pfand-günstigerem, aber auch weniger stilvollem Flaschenbier schon ganz anders aussieht, allerdings muss ich da auch fragen: Braucht man all das bei einem Tagesausflug in die Schweiz? Jetzt aber endlich zum Thema Wetzikon. Die sechstgrößte Stadt des Kantons Zürich (25.000 Einwohner) ist ein Industrie- und Gewerbestandort und damit architektonisch äußerst unspektakulär. Auch die Landschaft hier im Zürcher Oberland haut nicht von den Socken, zumal es ein paar Kilometer weiter dann schon anfängt, richtig alpin zu werden, wovon man in Wetzikon aber noch nichts mitbekommt. Am Ortseingang grasen ein paar Kühe, mehr Heidi-Feeling gibt es nicht. Der Sportplatz Meierwiesen dagegen hatte früher mal eine richtig urige Holztribüne mit Sitzbänken, die typisch schweizerisch mit einer Rückenlehne ausgestattet waren, doch die Tribüne wurde inzwischen durch einen Neubau ersetzt. Der besteht ebenfalls aus Holz und man hat es tatsächlich geschafft, stilistisch an den Vorgängerbau anzuknüpfen, wenn auch auf recht moderne Art. Natürlich ist es traurig, wenn eine alte Holztribüne verschwindet, aber wenn man sich mal Vorher-Nachher-Fotos anschaut (zum Beispiel hier auf Europlan), dann muss man schon sagen, dass der Neubau in der Tradition der alten Tribüne steht. Zum ersten Mal zu sehen bekomme ich in Wetzikon die Präsenzlisten, in die sich jetzt in Corona-Zeiten eigentlich alle Zuschauer eintragen müssten. Geachtet wird darauf aber nicht, man muss schon wirklich aktiv auf die Person zugehen, die die Listen in der Hand hält. Immerhin hat der FC Wetzikon zahlreiche Schilder installiert, auf denen an die Einhaltung der Corona-Regeln appelliert wird. Heutiger Testspielgegner der ersten Herren-Mannschaft ist die A-Jugend des FC Rapperswil-Jona, der in Kooperation mit dem Grasshopper Club Zürich spielt. Auf diese Besonderheit des Schweizer Jugendfußballs bin ich ja schon im vorherigen Bericht eingegangen. Da auch hier in Trikots des FC Rapperswil-Jona gespielt wird und nichts auf den Grasshopper Club hindeutet, habe ich auch in diesem Fall den Kooperationspartner im Titel weggelassen. In jedem Fall macht die A-Jugend des Drittligisten ganz schön Wind und ist den Wetzikoner Herren (6. Liga) um Längen überlegen. Ich mag solche Vergleiche immer sehr, und da man sie im normalen Spielbetrieb nicht zu sehen bekommen kann, haben Testspiele zumindest in diesem Fall einen echten Mehrwert.