Sonntag, 25. November 2018, 14.45 Uhr
Durmersheim, Heilwaldstadion
Hartes Brot sind in Baden-Württemberg
in diesem Jahr die Tage vor der Winterpause, denn die Spielpläne
wollen nicht so recht mitspielen. Ein Doppler lässt sich am heutigen
Sonntag partout nicht zusammenstricken, auch nicht unter Zuhilfenahme
des Elsasses. Zumindest dann nicht, wenn man auf Heimspiele von
zweiten Mannschaften verzichten möchte. Dann nehmen wir uns also die
Zeit, belassen es bei einem Spiel und gönnen uns dafür einen guten
Ground. Ein solcher ist das Durmersheimer Heilwaldstadion, das
ohnehin relativ weit oben auf der To-Do-Liste steht. Durmersheim
(12.000 Einwohner) liegt zwar nur 12 Kilometer südlich von Karlsruhe
und damit voll im Radius der badischen Hauptstadt (wie man auch an
den vielen KSC-Graffiti unschwer erkennen kann), gehört aber bereits
zum Südbadischen Fußballverband. Verantwortlich dafür ist die
einstige Zuteiling der Besatzungszonen nach dem Zweiten Weltkrieg,
wegen der es ja auch bis heute zwei badische Fußballverbände gibt.
Baden-Württemberg wurde erst 1952 gegründet, zuvor existierten auf
seinem Gebiet sieben Jahre lang drei verschiedene Bundesländer. In
der südlichen Hälfte – der französischen Besatzungszone –
waren dies Baden mit der Landeshauptstadt Freiburg und
Württemberg-Hohenzollern (Hohenzollern ist eine ehemalige preußische
Enklave rund um Hechingen) mit der Landeshauptstadt Tübingen. Die
Amerikaner hingegen setzten in ihrer nördlichen Hälfte schon 1945
auf Fusion und gründeten das gemeinsame Bundesland Württemberg-Baden
mit der Landeshauptstadt Stuttgart. In allen drei Bundesländern
wurde zu dieser Zeit ein eigener Fußballverband gegründet,
wobei Württemberger und Badener auch in Württemberg-Baden nichts
miteinander zu tun haben wollten und dort zwei verschiedene Verbände
aus der Taufe hoben. Es existierten zu dem Zeitpunkt also vier Fußballverbände – in
Nordbaden, Südbaden, Nordwürttemberg und Südwürttemberg. Als sich
1952 die drei Bundesländer zum neuen Bundesland Baden-Württemberg
zusammenschlossen, war man sich in Württemberg längst einig und
gründete bereits 1951 einen gesamt-württembergischen
Fußballverband, den WFV. In Baden allerdings hält die Teilung bis
heute an, die dafür verantwortlich ist, dass der Großraum Karlsruhe
im Fußball zerschnitten ist. Maßgeblich ist dafür der Verlauf
der A8, die nördlich von Ettlingen in die A5 mündet. Die Amerikaner
bestanden damals auf die A8, die damit zur innerbadischen Grenze
wurde. Als Faustregel gilt seitdem: Alles südlich von Ettlingen
(inklusive Ettlingen selbst) gehört zum SBFV, alles nördlich davon
zum BFV. Damit ist auch Phönix Durmersheim den dämlichen
Anstoßzeiten im südbadischen Kreis Baden-Baden unterworfen. Die zweiten
Mannschaften lässt man hier nämlich um 13 Uhr spielen, die ersten Mannschaften um
14.45 Uhr. Ist eine Milchmädchenrechnung, denn natürlich lässt
sich aufgrund von Nachspielenzeiten ein pünktlicher Anpfiff um 14.45
Uhr nicht realisieren. Warum man nicht einfach ganz offiziell um 15
Uhr anpfeifen lässt, bleibt mir ein Rätsel. So wird auch die heutige
Partie gegen den FV Hörden mit zehnminütiger Verspätung
angepfiffen, weil die zweite Mannschaft noch nicht fertig ist.
Ungeduldig stehen Schiedsrichter und erste Mannschatten aber trotzdem
schon ab 14.45 Uhr an der Mittellinie und scharren mit den Hufen.
Deutlich entspannter kommt dafür das Heilwaldstadion an sich daher.
1921 wurde es bereits gebaut, womit es demnächt seinen 100.
Geburtstag feiert. Die Kapazität liegt offiziell bei 6.000, wobei
man die auf den inzwischen etwas krummen und schiefen Stufen wohl
nicht mehr in voller Zahl unterbringen könnte. Das Flutlicht wurde
ebenso schon abmontiert, die rostigen Masten stehen aber nach wie vor.
Richtig hochklassig hat Phönix Durmersheim nie gespielt, lediglich
bis in die Drittklassigkeit konnte man in den 1960er-Jahren mal
kurzzeitig vorstoßen. Nach zwei Abstiegen in Folge ist der Verein
nun in der Kreisliga A gestrandet, belegt aber auch dort den letzten
Tabellenplatz. Es geht wohl noch eine Etage tiefer. Übrigens: Groundmäßig dürfte die Nord-Staffel von
Baden-Baden die momentan interessanteste Kreisliga A Deutschlands
sein, denn mit dem Traischbachstadion des VfB Gaggenau und dem
Münchfeldstadion des FC Rastatt befinden sich zwei weitere dicke Brummer in
dieser Liga.