Dienstag, 13. Februar 2018, 19.30 Uhr
Bietigheim-Bissingen, „Egetrans-Arena“
Vor dem Spiel habe ich mir gesagt: Man
geht eigentlich viel zu selten zum Eishockey, zumal mit Bietigheim
eine der guten Szenen Deutschlands direkt vor der Haustür sitzt.
Nach wenigen Minuten in der modernen Bietigheimer Halle im Ellental
wird aber wieder schnell klar, warum Eishockey so selten angesteuert
wird. Besonders kann man das an den Trikots festmachen, denn der SCB
spielt heute in Pink. Es handelt sich um ein Mottotrikot aufgrund des
morgigen Valentinstags. Die Teams laufen immer wieder mit solchen
Mottotrikots auf – an Weihnachten, Halloween, in den Playoffs oder eben am
Valentinstag. Dadurch soll der Trikotverkauf angekurbelt werden,
schließlich braucht der „echte Fan“ ja jedes Exemplar. Heute
können die Zuschauer sogar die von den Spielern getragenen Trikots
ersteigern. Während dem Spiel liegen im Foyer Listen aus und wer das
höchste Gebot für ein Trikot abgegeben hat, bekommt es nach dem Spiel
samt Foto mit dem jeweiligen Spieler überreicht. Alle Gebote
natürlich im dreistelligen Euro-Bereich. Krank. An den eigentlichen
Grund aber, warum ich Eishockey nicht mag, werde ich sofort beim
Blick in die Bietigheimer Enztalkurve erinnert. Dort hängen aus
Protest alle Zaunfahnen auf dem Kopf – außer das Spruchband: „Pro
Auf-/Abstieg!“ Hintergrund ist die Tatsache, dass es im deutschen
Eishockey keine Durchlässigkeit zwischen 1. und 2. Liga gibt,
zumindest nicht auf sportliche Art. Die DEL hat vor Kurzem erst bestätigt, daran festhalten zu wollen. Man hat als Zweitligist also lediglich
die Möglichkeit, sich in die 1. Liga einzukaufen, wenn dort ein
Verein seine Lizenz verkaufen will oder – besser gesagt – muss.
So wurde Bietigheim in den letzten fünf Jahren schon 2x
Zweitliga-Meister (plus 3x Vizemeister), durfte aber nie aufsteigen.
Hingegen stieg 2013 Schwenningen in die 1. Liga auf, das zwar das
Meisterschaftsfinale in der 2. Liga gegen Bietigheim verlor, aber
eben mehr Geld für die Lizenz bot. Sehr schwer, bei diesem ganzen
Theater überhaupt noch den Sport zu erkennen. Im deutschen Eishockey
wird der Bogen viel zu massiv überspannt, was auch die Vielzahl
an Spielen betrifft. Jeden Freitag und jeden Sonntag ein Spiel, dann kommen
auch noch englische Wochen dazu. In diesem Fall spielt Bietigheim
also fünfmal innerhalb von zehn Tagen – und das wohlgemerkt nur um
die goldene Ananas. Man sitzt quasi permanent im Auswärtsbus. So werden heute in der Halle gleich drei Auswärtsfahrten gleichzeitig von der Kurve beworben. Verstehe nicht, wie man sich dafür motivieren
kann. Gemessen an diesem Wahnsinn ist die Stimmung der Enztalkurve
nicht schlecht, zumal vor zwei Tagen erst das große Derby gegen
Heilbronn stattfand und die Luft daher eigentlich etwas draußen ist. Noch immer ist die ganze Halle aber voll mit
Heilbronner Aufklebern. Schade, da sind die Bietigheimer Ultras
leider nicht so auf Zack. Der 25-fache DDR-Meister Dynamo Weißwasser,
der seit 2002 unter dem seltsamen Namen „Lausitzer Füchse“ antritt,
hat eine Handvoll Gästefans mitgebracht, was für einen Dienstag bei
dieser Masse an Spielen eigentlich nicht schlecht ist. Allerdings
liegt die Anzahl derer, die wirklich aus dem Osten angereist sind, im
einstelligen Bereich. Überwiegend sind also Umland-Ossis vor Ort.
Support gibt es kein einziges Mal, ganz miese Vorstellung, obwohl
sich Weißwasser gegen Tabellenführer Bietigheim sogar ins
Penaltyschießen retten kann, dort aber den Kürzeren zieht.