Samstag, 25. März 2017, 18 Uhr
Chiusa/Klausen, Campo sportivo Chiusa/Sportplatz Klausen
Nach dem Spiel in Colle Isarco geht es
zügig die 50 Kilometer hinab nach Chiusa/Klausen. Topographisch ist
dies ein Abstieg von stolzen 500 Metern, sportlich dafür ein
Aufstieg um zwei Spielklassen. Und es könnten bald drei sein, denn
der SV Klausen hat noch alle Möglichkeiten, in die
Promozione (Landesliga) aufzusteigen, auch wenn vor zwei Wochen das
Spitzenduell gegen den SV Milland verloren wurde, an den man
daraufhin die Tabellenführung abgeben musste. Interessant: Eben
jenes Spitzenspiel fand an einem Freitagabend statt, was eine für
den italienischen Amateurfußball sehr ungewöhnliche Anstoßzeit
ist. Wie im übrigen Italien ist auch in Südtirol der
Sonntagnachmittag der Regelspieltag. Dennoch gibt es in Südtirol
immer einzelne Spiele, die samstags stattfinden – und ganz selten
freitags. Von der Aussicht her ist der mit drei Sitzreihen
bestückte Sportplatz der 5.000-Einwohner-Kleinstadt Chiusa nicht
ganz so spektakulär wie der in Colle Isarco, was durch die etwas
sperrige Lage in einem Industriegebiet unweit der Brennerautobahn
liegt. Hinzu kommt, dass die eigentliche Hauptattraktion – der
Blick auf die malerische Burg Branzoll, die auf einem Felsen über
der Stadt thront – nicht zur Geltung kommt, da sie sich im Rücken
der Zuschauer befindet. Denn: In Südtirol sind Sportplätze selbst
in der untersten Amateurliga durch Zäune und andere Barrieren so
konzipiert, dass Zuschauern lediglich eine Seite des Platzes als
Aufenthaltsmöglichkeit zur Verfügung steht. Sich auf einem
Sportplatz auf allen vier Seiten frei bewegen zu können, wie dies etwa in Deutschland,
Österreich und der Schweiz in unteren Ligen absolut normal ist, ist
in Südtirol nirgendwo möglich. Die Vorgaben des italienischen
Fußballverbandes sind da sehr streng – aber natürlich furchtbar
kleinlich. Denn natürlich ist das Publikum bei einem Spiel der
Südtiroler Amateurklassen genauso harmlos wie im restlichen
deutschsprachingen Europa. Wer meint, sich über das Betretungsverbot
hinwegsetzen zu können, indem er einfach ein Tor öffnet oder über
eine Barriere klettert, muss übrigens fest mit einem italienweiten
Stadionverbot rechnen. Schiedsrichter und die gastgebenden Vereine, die selbst um eine Strafe fürchten, ahnden dies mit einer bizarr erscheinenden Exaktheit.