MKS Syrena Zbąszynek – MKS Ilanka Rzepin 4:5

Polen, IV liga lubuska (5. Liga)
Donnerstag, 3. Juni 2021, 17 Uhr
Zbąszynek, Stadion OKSiR im. Bogdana Niemca

So viel Spaß hatte das vergangene Wochenende in Polen gemacht, dass es mich als alten Polen-Muffel nun erneut in unser nordöstliches Nachbarland zieht. So ganz einig werden kann sich unsere Reisegruppe allerdings nicht, wohin genau es uns verschlagen soll. Das fängt schon beim Reisezeitraum an, denn da sich unsere Crew aus Leuten aus drei verschiedenen Bundesländern zusammensetzt und der Donnerstag (Fronleichnam) nicht überall Feiertag ist, gibt‘s da wirklich ganz unterschiedliche Vorstellungen. Als feiertagsgesegneter Baden-Württemberger würde ich am liebsten schon am Mittwoch aufbrechen, denn auch im erzkatholischen Polen ist Fronleichnam ein Feiertag und dort die ganze Woche somit voll mit Fußball gestopft. Dem gegenüber stehen die feiertagslosen Niedersachsen, die für eine Tour, die nur aus unterklassigem Spielen besteht, keine zwei Tage Urlaub nehmen wollen. Wir einigen uns auf einen Kompromiss und starten am frühen Donnerstagnachmittag. Bei der Wahl des Reiseziels ziehe ich dagegen das kürzere Streichholz: Es wird Elbląg. Reichlich sinnlos, für solch einen kurzen Zeitraum fast ans andere Ende des Landes zu fahren und praktisch nur im Auto zu sitzen. Aber es soll halt so sein. Es winkt ein Heimspiel von Drittligist Olimpia Elbląg, auch wenn mich das nicht wirklich überzeugt. Zum einen kann ich mit der polnischen Fankultur ja eh nicht viel anfangen, zum anderen wird man jetzt in der Corona-Pandemie fast nirgendwo in Europa ein krasses Kurvenerlebnis geboten bekommen. Das spart man sich lieber für bessere Zeiten auf und belässt es erst einmal bei unterklassigem Fußball. Kompromisse gehören aber dazu und so brechen wir in Richtung Ostseeküste und russische Grenze auf. Auf dem Weg dorthin liegt das Fünftligaspiel in Zbąszynek (dt.: Neu Bentschen) geradezu ideal. Mit dem Vertrag von Versailles und der daraus resultierenden Neuziehung der Grenzen wurde die bis dato deutsche Kleinstadt 1920 zum Grenzort zwischen Polen und dem Deutschen Reich und zu einem wichtigen Grenzbahnhof. Zbąszynek an sich wurde polnisch, doch da es jenseits der Grenze keine Unterkünfte für deutsche Grenzbeamte, Eisenbahner und Postangestellte gab, wurde für sie eine große, eigene Wohnsiedlung aus dem Boden gestampft – mit rund 400 Wohnungen, zwei Kirchen, Geschäften und einem eigenen Friedhof. Die frühere deutsche Grenzsiedlung ist inzwischen ein Teil von Zbąszynek und mit ihm zusammengewachsen, was den Ort optisch sehr interessant macht. Auffallend ist auch, dass die Gleisanlagen des Bahnhofs noch heute riesig sind, obwohl er gar kein Grenzbahnhof mehr ist. Das Bahnhofsgelände ist größer als der ganze Ort. Auch das Stadion OKSiR ist nicht typisch – in dem Fall jedoch negativ gemeint. Viel großflächige Werbung, eine neue Stahlrohrtribüne, alles einen Tick zu modern. Nicht das, was man in Polens 5. Liga sehen will. Hoffen wir, dass das gleich in Poznań besser wird.