Donnerstag, 29. März 2018, 20.30 Uhr
Empoli, Stadio Carlo Castellani
Nicht nur, dass am Abend in Empoli noch
ein zweites Spiel an diesem Donnerstag geschaut werden kann. Nein,
das eigentliche Highlight ist der Gegner, der nun wirklich jede Zunge
schnalzen lässt. Salernitana – mit Sicherheit eine der
Top-3-Szenen Italiens. Schade, denn damit ist von Anfang an klar,
dass die 1983 gegründeten Desperados Empoli (politisch klar links
stehend, wie im Stadtbild auch die vielen Hammer-und-Sichel-Symbole
in Verbindung mit dem Vereins- und Gruppennamen verdeutlichen) heute
nur die zweite Geige spielen werden und der Heimblock nur ab und zu
eines Blickes gewürdigt wird. Ihre Sache machen die Desperados dann
auch nicht schlecht, aber was die rund 400 Salernitani wohlgemerkt an
einem Donnerstagabend im 550 km entfernten Empoli abliefern, das kann
in Italien wirklich kaum jemand toppen. Das ist schon kein Support
mehr, das ist regelrecht ein Konzert. Volle 90 Minuten Power und
nicht eine einzige Melodie dabei, die man anderswo schon mal gehört hat. Feinster
Italien-Sound, aber in einer hier unten sehr ungewohnten Lautstärke
– also richtig laut. Vielleicht sogar der beste Gäste-Auftritt,
den ich bislang bei meinen über 100 Spielen in Italien gesehen habe.
Unterm Strich heißt das also: gigantischer Tag! Und der ist noch
nicht ganz vorbei, denn in der schnuckeligen, aber sehr
überschaubaren Altstadt von Empoli gibt es nach dem Spiel noch etwas
zu sehen. Ab der Nacht zum Karfreitag fangen die Italiener an, massenhaft die Kirchen aufzusuchen und die Beichte abzulegen. Hier
herrscht also mitunter ein richtiges Gewusel in den Gassen und selbst
um 2 Uhr nachts bilden sich noch Schlangen vor den Beichtstühlen.
Das sieht man nicht alle Tage – auch nicht im erzkatholischen
Italien.
