Schweiz, Schweizer Pokal (2.Runde)
Samstag, 17. September 2022, 15 Uhr
Meyrin, Stade des Arbères
Auch in der zweiten Runde des Schweizer Pokals führt mich der Weg nach Genf. Dank Sparpreis der DB gibt’s die Fahrt mal wieder für einen schmalen Taler. Offiziell sind die Orte im Kanton Genf alle eigenständig, tatsächlich aber zu einem großen Cluster zusammengewachsen, bei dem der Ortsunkundige die jeweiligen Ortsgrenzen gar nicht erkennen kann. Auch haben die Orte im Kanton Genf ein gemeinsames Bus- und Straßenbahn-Netz. Das lässt sich mit einem kantonweit gültigen Tagesticket für 10 Franken nutzen. Da ich heute aber wieder in einem Hotel im Kanton Genf übernachte, gibt es das Ticket sogar umsonst – und zwar sowohl für den Tag der An- als auch der Abreise. Man spart sich dadurch also gleich 20 Franken. Meyrin (27.000 Einwohner) liegt ganz am Rand des Kantons an der französischen Grenze. Bekannt ist der Ort durch das CERN (Europäische Organisation für Kernforschung) und seine berühmten Teilchenbeschleuniger. Die CERN-Gebäude, in denen auch das World Wide Web entstanden ist, befinden sich genau auf der Staatsgrenze und damit wohl in Frankreich als auch in der Schweiz. Schon allein deshalb ist Meyrin ideal an das Genfer Straßenbahnnetz angeschlossen, das hier durch den CERN auch bis nach Frankreich hineinführt. Da sich ebenfalls ein Teil des Genfer Flughafens auf dem Gemeindegebiet befindet, hat Meyrin mehr Arbeitsplätze als Einwohner. Entsprechend modern ist das Stadtbild, das eigentlich nur aus piekfeinen Hochhäusern besteht. Vorab geht es aber noch ein bisschen an und auf den Genfer See, schließlich kann man mit dem Tagesticket auch die Mouettes (Wasserbusse) nutzen. Tolles Wetter und ein paar Bierchen am Jet d’eau – herrlich! Ich mag Genf, auch wenn es sehr unnahbar wirkt. Pünktlich geht es dann mit der Straßenbahn nach Meyrin, wo der örtliche Drittligist in der zweiten Pokalrunde den FC Winterthur empfängt. Da ist natürlich für Gästefans gesorgt, wobei ihre Zahl mit etwa 40 recht überschaubar ist. Für Schweizer Verhältnisse ist das aber auch ein ganz schöner Ritt hier runter in den Kanton Genf. Als Deutscher kann man da zwar nur schmunzeln, aber ich habe schon häufiger von Schweizer Fußballfans gehört, dass alles, was länger als zwei Stunden dauert, als lange Auswärtsfahrt gilt. Man muss es aus dieser Schweizer Perspektive sehen. Wichtig ist: Die Winterthurer sind motiviert und sorgen für Dauersupport. Macht Laune! Auf Heimseite gibt es keine Szene, auch wenn man rund ums Stadion Aufkleber der Ultras Meyrina sieht. Aber eigentlich ist hier im Kanton Genf nur Servette angesagt – und auch das nicht wirklich. Zum einen begeistert sich die französischsprachige Schweiz deutlich weniger für den lokalen Fußball als die Deutschschweiz (anders sieht es beim Eishockey aus) und zum anderen kommt im Kanton Genf verstärkend hinzu, dass hier durch die vielen internationalen Organisationen (UNO, Rotes Kreuz, Welthandelsorganisation, WHO, CERN etc.) viele Menschen leben, die aus allen möglichen Ecken der Welt stammen und sich dementsprechend nicht für den lokalen Fußball begeistern. Genf ist mit über 40 Prozent der Kanton der Schweiz mit dem höchsten Ausländeranteil. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Ausländeranteil bei 15 Prozent. Sonderlich viele Emotionen darf man also nicht erwarten, die das Spiel des Meyrin Football Clubs hervorruft. Aber bei dieser 0:4-Niederlage vor offiziell 1.400 Zuschauern gibt es ohnehin nichts für die Gastgeber zu jubeln.