FC Lausanne-Sport – FC Zürich 3:2

Schweiz, Schweizer Pokal (2.Runde)
Sonntag, 18. September 2022, 16 Uhr
Lausanne, Stade de la Tuilière

Die Pokal-Tour endet mit einem richtigen Höhepunkt. FC Zürich auswärts – immer ein Genuss! Dennoch war ich lange unschlüssig, ob ich dieses Spiel wirklich besuchen soll, denn in der Schweiz habe ich ein (Luxus-) Problem: Die oberste Liga ist komplett. Einerseits schön, andererseits aber auch furchtbar schade, denn fanmäßig gehört die Schweiz in Europa ganz klar ins obere Drittel. In der Liga bekomme ich die starken Szenen insbesondere aus Zürich und Basel also nicht mehr zu Gesicht, was umso bitterer ist, weil ich die Schweiz ja genau vor der Haustür habe. Einen umso größeren Stellenwert nehmen für mich daher die ersten Pokalrunden in der Schweiz ein, wenn ich mit diesen Szenen doch noch einen neuen Ground machen kann. Lausanne ist nun aber ein Sonderfall. Mit dem vor knapp zwei Jahren eröffneten Stade de la Tuilière habe ich nun wieder ein Loch in der ansonsten ebenfalls kompletten 2.Liga und man kann davon ausgehen, dass der gerade abgestiegene FC Lausanne-Sport über kurz oder lang wieder in der 1.Liga spielen wird. Für mich also eine fast schon verzweifelt gesuchte Gelegenheit, mal wieder ein Spiel in der 1.Liga zu sehen. Also das Stade de la Tuilière lieber doch nicht heute im Pokal machen und die Rückkehr in die 1.Liga abwarten? Irgendwie doch eine Milchmädchenrechnung, denn in der 1.Liga würde ich es wahrscheinlich mit einem Spiel gegen den FC Zürich oder den FC Basel machen. Da kann ich mir ebenso gut das Pokalspiel gegen den FC Zürich anschauen, denn fanmäßig wird das keinerlei Unterschied machen. Also zurücklehnen und den Nachmittag genießen. Vorher geht es noch ein bisschen zu Fuß durch Lausanne (145.000 Einwohner), das sich als Olympia-Hauptstadt bezeichnet, schließlich sitzt hier das IOC. Die Altstadt von Lausanne ist ziemlich hügelig und wunderschön. Auch hier gilt mal wieder: Man merkt, dass die Schweiz nicht an den beiden Weltkriegen teilgenommen hat. Auch deutsche Altstädte könnten heute noch so aussehen. Das totale Gegenteil ist das Stade de la Tuilière, das wie erwartet hochmodern ist. Der Gästeblock ist komplett gefüllt und wie üblich ein wahres Gedicht für Auge und Ohren. Ich liebe den Supportstil des FCZ mit seinem leicht griechischen Einschlag, wenngleich die Szene eher italienisch und von den vielen italienischen Einwanderern in Zürich geprägt ist. Ein Mix, der in der Form in der Schweiz einmalig ist und der sich auch vom ebenfalls bombastischen Stil des FC Basel unterscheidet. Ich bekomme hier deutlich aufgezeigt, warum ich die 1.Liga in der Schweiz so sehr vermisse. Hoffentlich baut der FC Sion bald wie angekündigt ein neues Stadion, auch wenn es sehr schade wäre um das dortige Stade de Tourbillon. Falls jetzt jemand einwirft, dass ich dann doch einfach auch ein zweites Mal ein Schweizer Erstliga-Stadion besuchen könnte: Revisits sind für mich ein absolutes No Go und stehen in meinen Augen dem Grundgedanken des Groundhopping komplett entgegen. Das ist einfach eine Sache des Prinzips. Abgesehen vom Gästeblock ist das Stade de la Tuilière ansonsten aber nicht gut gefüllt und selbst im Heimblock (Kop Sud) geht es vergleichsweise überschaubar zu. Dass hier doppelt so viele Leute im Gästeblock als im Heimblock stehen, wirkt auf den ersten Blick irritierend, aber das zeigt wieder einmal, dass der Fußball in der deutschsprachigen Schweiz eine andere Rolle spielt als in der Deutschschweiz. Erst recht gilt das für Lausanne mit seiner starken Eishockey-Kurve. Dank DB-Sparangebot geht’s kostengünstig zurück nach Hause und wie so oft lande ich ab Basel im Nighjet nach Berlin, den sich irgendeine Universität mal dringend für eine Sozialstudie vorknöpfen sollte. Unfassbar, was für Typen da am Ende des Wochenendes immer drinhängen. Alman-Level 1000. Glücklicherweise ist der „Spaß“ für mich immer schon in Karlsruhe wieder vorbei.