Samstag, 14. Dezember 2019, 17 Uhr
Virton, Stade Yvan Georges
Während Holland und Belgien bei westdeutschen Hoppern aufgrund der geografischen Nähe für gewöhnlich hoch im Kurs stehen, sieht das in Süddeutschland ein bisschen anders aus. Dabei müsste man zumindest Belgien häufiger einen Besuch abstatten, punktet das Land doch abseits der 1. Liga mit einer wunderbaren Stadionlandschaft voller Ranzbuden. Außerdem ist da noch die Dreisprachigkeit, die ich persönlich sehr interessant finde – auch wenn es die in der deutlich näher gelegenen Schweiz ebenfalls zu erleben gibt. Schon lange auf dem Schirm habe ich Excelsior Virton. Belgiens südlichster Profiverein ist für uns Belgiens nächstgelegenster Profiverein. Dass die Autofahrt dorthin ab Stuttgart trotzdem noch sportliche vier Stunden dauert, zeigt ganz gut, warum die Benelux-Staaten für uns so unattraktiv sind. In der gleichen Zeit ist man mit dem Auto in Italien. Wenig überraschend ist Virton (11.000 Einwohner) auch die südlichste Stadt Belgiens, wobei südlich im Falle Belgien mal nicht mit attraktiv gleichzusetzen ist. Das genaue Gegenteil trifft zu. Virton gehört zum französischsprachigen Wallonien, die ärmere Landeshälfte Belgiens. Innerhalb von Wallonien gehört Virton zum belgischen Teil Luxemburgs, der wiederum die ärmste und zugleich bevölkerungsärmste Region von Wallonien ist. Wir sind also sozusagen unterwegs in Dunkelbelgien – und genauso wirkt die ganze Gegend auch. Virton bildet da keine Ausnahme. Im kleinen Stadtkern gibt es zwar ein paar charmante Gebäude im Pariser Stil, die aber kühl und wenig einladend wirken. Die Anzahl an geöffneten Geschäften kann man ohnehin an einer Hand abzählen, eine Fritterie gehört leider nicht dazu. Ziemlich tristes Städtchen. Wenig Glanz besitzt auch das Stade Yvan Georges, aber genau das wollen wir das ja. Wie üblich in Belgien ein recht zusammengewürfeltes Ding mit hohem Wiedererkennungswert, keine der vier Tribünen gleicht der anderen. Eine schmierige Buvette darf nicht natürlich nicht fehlen, wenngleich das kulinarische Angebot mit popeligen Bockwürsten durchfällt – schon der zweite Reinfall in Virton. Die in Belgien übliche Praxis, nicht mit Bargeld bezahlen zu können, sondern an einem Automaten Jetons kaufen zu müssen, wird hier leider auch praktiziert. Interessanterweise gibt es beim südlichsten Profiverein Belgiens eine kleine Ultras-Szene und die weckte aufgrund der geografischen und kulturellen Nähe zu Frankreich durchaus Erwartungen. Genau genommen gibt es zwei Gruppen, wobei die acht, neun Leute der Gruppe Fidel's hinter dem Tor nicht weiter auffallen. Anders sieht es bei der Gruppe Kaotic Gaumais aus, die im Stehplatzbereich der Gegengerade steht und von dort den Pride of Luxembourg im typisch francophonen Stil anfeuert. Zwar kein zweites Nancy oder Metz, aber doch ganz nett, zumal mit Blick auf die geografische Lage. Die weite Reise in den tiefen Süden haben auch etwa 50 Gästefans aus Lommel angetreten, die allerdings keine wirklichen Regungen zeigen.