Sonntag, 9. Juni 2019, 15 Uhr
Detmold, Sportplatz Heidenoldendorf
Wieder einmal ein Wochenende in Westfalen, wo im Juni allerdings schon weitgehend tote Hose herrscht. Ein paar Playoff-Spiele von mir absolut nichts sagenden Mannschaften gibt es dann aber doch noch und da bekommt einfach das Spiel den Zuschlag, das von Bielefeld aus am einfachsten zu erreichen ist. Detmold liegt nur 30 Kilometer entfernt und so geht es per Schienenersatzverkehr in die frühere Hauptstadt des Freistaates Lippe, dessen Rose sich noch heute im Wappen Nordrhein-Westfalens wiederfindet. Obwohl Detmold mit seinen 75.000 Einwohnern deutlich kleiner ist als Bielefeld (330.000 Einwohner), ist die historische Bedeutung der lippischen Hauptstadt so groß, dass sie auch anstelle von Bielefeld die Hauptstadt des Regierungsbezirks Ostwestfalen-Lippe wurde. Der Tag beginnt allerdings ungewohnt heimisch in einem gelben SSB-Bus aus Stuttgart, denn da offenbar zu wenige Schienenersatzbusse zur Verfügung stehen, hat man sich eine Flotte des Stuttgarter Verkehrsunternehmens ausgeliehen. Somit geht es unter dem Werbeplakat eines Esslinger Möbelhauses sitzend durch Ostwestfalen und Lippe. Spätestens bei der Ankunft am Sportplatz im Stadtteil Heidenoldendorf betrete ich dann aber wirklich Neuland, denn dass es bei der örtlichen Spielgemeinschaft Ultras gibt, die ordentlich mit Pyrotechnik rumhantieren, hatte ich überhaupt nicht erwartet. Und die sind gar nicht mal so die typischen Dorf-Ultras, sondern wirken relativ entwickelt. Das kann man hingegen überhaupt nicht von der SG Hiddesen/Heidenoldendorf an sich sagen. 700 Zuschauer wollen das finale Playoff-Spiel sehen und für die ist der ausbaulose Kunstrasenplatz eigentlich ohnehin schon zu klein. Wenige Sekunden nach dem Anpfiff lässt der Schiedsrichter dann aber das Spiel unterbrechen und fordert die üppig anwesenden Ordner auf, eine der Geraden räumen zu lassen. Da fasst sich wirklich jeder ungläubig an den Kopf, weil hier eh kaum Platz vorhanden ist und trotzdem jeder penibel darauf geachtet hat, nicht in den Coachingzonen zu stehen. Aber gut, der Schiedsrichter will es so, offenbar sind die Zuschauer in der Kreisliga A ein gewaltiges Sicherheitsrisiko. Dafür kann die SG Hiddesen/Heidenoldendorf zwar nichts, wohl aber dafür, dass es ab der 10. Spielminute keine Bierbecher mehr gibt. Notgedrungen werden die Einweg-Wabbelbecher zurückgenommen, kurz durchgespült und wieder mit Bier gefüllt. Das scheint tatsächlich nicht allen Zuschauern zu ekelhaft zu sein, denn in der 30. Spielminute ist dann auch das Bier an sich ausverkauft. In der Halbzeitpause werden zwar noch einmal zehn Kästen Detmolder Landbier organisiert, die aber auch nach drei Minuten auch schon wieder ausverkauft sind. Meine Güte, was hätte der Verein mit vernünftiger Planung heute für einen Reibach machen können… Wenigstens läuft sportlich alles nach Plan und mit diesem klaren 6:1-Sieg übernimmt die SG Hiddesen/Heidenoldendorf aufgrund der besseren Tordifferenz die Tabellenführung in dieser Playoff-Runde und steigt auf.