Freitag, 29. September 2017, 19 Uhr
Lotte, Stadion am Lotter Kreuz
Das erste von gleich zwei langen
Wochenenden in diesem Herbst beginnt und das ist natürlich ein
ausgezeichneter Grund, mal wieder ein paar Tage am Stück fern der
Heimat zu verbringen. Lange stand ein Abstecher in die Bretagne ganz
oben auf der Liste, nachdem aber alle potenziellen Mitfahrer in
diesen Tagen anderweitig verplant sind, geht’s eben solo in
Deutschlands Norden, wo innerhalb von nur drei Tagen bei gleich drei
noch fehlenden Drittligisten aufgekreuzt werden kann.
Verkehrsgünstiger Auftakt bei den Sportfreunden Lotte, deren Stadion
direkt am Autobahnkreuz Lotte liegt. Den Sportfreunden sagt man nach,
ein sympathischer Dorfverein zu sein. Das liegt vermutlich nicht
zuletzt am Aufstiegsspiel am Ende der Saison 2012/13, als Lotte gegen
RB Leipzig antrat und dabei in die Rolle des Hüters des heiligen
Grals schlüpfte – die letzte Möglichkeit, Red Bull in der 2.
Bundesliga zu verhindern. Erst in der Verlängerung mussten sich die tapfer kämpfenden Sportfreunde geschlagen geben. Für Furore sorgte sie zudem in der
vergangenen Saison, als sie im DFB-Pokal zuerst Werder Bremen, dann
Bayer Leverkusen aus dem Wettbewerb warfen. Nachdem im Achtelfinale
auch noch 1860 München besiegt wurde, zog Lotte überraschend ins
Viertelfinale ein, wo dann aber gegen Borussia Dortmund Sense war. Es
geht also mit gewissen Vorschusslorbeeren in Richtung Lotter Kreuz,
die sich aber spätestens am Stadioneingang als unbegründet
erweisen. Selten habe ich solch ein unfreundliches Personal wie hier
erlebt. Höhepunkt ist, dass Männer keine Mini-Umhängetaschen mit
ins Stadion nehmen dürfen, Frauen aber natürlich XXL-Handtaschen.
Es werden wirklich harte Verhandlungen, bis die Tasche doch noch
mitgenommen werden darf. Im Stadion selbst gibt’s dann ne Überdosis Werbebanden,
zwischen denen die Fan-Aktivitäten beinahe untergehen. Viel zu
entdecken gibt’s aber sowieso nicht. 1695 Zuschauer sind gekommen,
darunter etwa 80 Hallenser. Etwas enttäuschende Zahl. Freilich: Es
ist Freitagabend und Halle liegt gut 350 Kilometer entfernt, aber mit
ein paar mehr Exil-Ossis kann man ja schon rechnen. Stimmung im
Gästeblock ist unterer Durchschnitt und nichts Besonderes, aber
natürlich immer noch besser als auf der anderen Seite, wo sich effektiv 87
Minuten gar nichts tut und eigentlich nur die „Freibier-Ultras“-Fahne
einigermaßen punktet.