KS Sokół Pniewy – MKS Patria Buk 4:0

Polen, V liga wielkopolska – grupa II (6. Liga)
Samstag, 29. Mai 2021, 16 Uhr
Pniewy, Stadion Miejski

Von Winogrady geht es wieder 50 Kilometer in Richtung Westen nach Pniewy (dt.: Pinne). Das 8.000-Einwohner-Örtchen liegt idyllisch am gleichnamigen See, an dessen Ufer wir uns vor dem Spiel in einer echt gemütlichen Kneipe einfinden und dort wie verabredet auf die Reisegruppe aus Wolfsburg treffen. Hauptattraktion des Ortes ist für uns aber nicht der kleine See, sondern die absolute geniale Gammelbude an Stadion. Zwar nicht sonderlich groß, aber schon allein die dreigeschossige Haupttribüne spottet jeder Beschreibung und müsste Teil eines Freiluftmuseum der FIFA sein. Man fragt sich: Warum steht in so einem Nest, in dem aktuell nur Sechstliga-Fußball geboten wird, solch ein Teil? Da lohnt sich ein Blick in die Vereinshistorie, denn der Klub Sportowy Sokół stieg 1993 tatsächlich in die 1. Liga auf und hielt sich dort zwei Jahre lang. Cinderella-Story. 1995 wurde die Mannschaft dann aber in den polnischen Kohlenpott transferiert und Teil von GKS Tychy. Lediglich die zweite Mannschaft durfte in Pniewy bleiben und wurde zur neuen ersten Mannschaft. Seither ist hier nicht viel passiert – und das gilt insbesondere für das Stadion. Der TÜV dürfte die Haupttribüne nicht sehen. Man hat das Gefühl, sie stürzt schon beim zu lange Hinsehen ein. Da auch der Rest des Stadions nicht von schlechten Eltern ist, kommen wir hier voll auf unsere Kosten. Das gilt erst recht für die Wolfsburger, für die es das erste Spiel seit Beginn des Lockdowns im November ist. Wenn die lange Durststrecke dann mit so einem Hammer endet, ist das natürlich doppelt geil. Ansonsten geht es ähnlich entspannt zu wie in Winogrady: Eintritt ist frei, kein Ordner am Eingang, niemand will etwas von einem. Es sind ohnehin nur rund 20 Zuschauer da. Catering ist nicht vorhanden, was nicht ungewöhnlich ist, denn das ist in Polen fast immer so. Soweit ich weiß hängt das mit dem polnischen Veranstaltungsrecht zusammen: Geht man davon aus, dass die Zuschauerzahl einen bestimmten Grenzwert nicht überschreitet, muss man unterklassige Fußballspiele nicht als Veranstaltung anmelden und somit weniger Auflagen erfüllen, darf aber halt auch kein Catering anbieten. Die Getränke bringen sich die Zuschauer dann selbst mit. Auch wir machen das so und es wird eine feucht-fröhliche Angelegenheit auf der Haupttribüne – immer mit einem kritischen Blick nach oben, ob die rostige Konstruktion noch hält.