FC Pfyn U18 – SC Bronschhofen U18 1:3

Schweiz, 2. Stärkeklasse A-Junioren OFV – Gruppe 4
Samstag, 15. Mai 2021, 18 Uhr
Pfyn, Sportanlage Obere Wiide
 

Hatte ich eben in Henau noch die Lockerheit der Schweiz gelobt, gilt das jetzt in Pfyn nicht mehr ganz so. Ausnahmen bestätigen eben die Regel. Zunächst läuft beim Spiel der örtlichen U18 in der untersten A-Junioren-Liga des Ostschweizer Fussballverbands alles wie immer: Zuschauer eigentlich verboten, dennoch sind rund 20 da, für die auch der Kiosk der kleinen Anlage geöffnet wird. Etwa zur 15. Spielminute tritt dann aber ein Vereinsoffizieller auf den Plan und verscheucht alle Zuschauer. Man merkt, dass er das eigentlich gar nicht will, aber er habe einen Anruf bekommen, dass sich jemand darüber beschwert habe, dass sich Zuschauer auf der Anlage befinden. Im gleichen Atemzug stellt der Vereinsoffizielle – vollkommen richtig – fest, dass das total überflüssig sei, weil sich jetzt halt alle hinter den Zaun stellen und von dort das Spiel weiterschauen, was in Sachen Corona ja keinerlei Unterschied macht. Es sind ja wirklich nur ein paar Zentimeter, die die Leute jetzt weiter hinten stehen. Aber Vorschrift sei nun mal Vorschrift. Für uns vier Hopper macht das jedoch einen erheblichen Unterschied, denn hinterm Zaun zählt der Ground natürlich nicht. Die ersten Minuten nach dem Rausschmiss stellen wir zunächst alle mal vorsorglich den Fuß unter den Zaun, weil dort ja streng genommen der Ground noch zählt, gestehen uns dann aber recht schnell ein, dass das ziemlicher Blödsinn ist. Die Suche nach einem Loch im Zaun verläuft ebenfalls erfolglos – bis wir entdecken, dass es ein Tor im Zaun gibt, dass man nur von innen öffnen kann. Wenn also das nächste Mal ein Ball über den Zaun fliegt und der Balljunge wieder aktiv werden muss, ist unsere Chance gekommen. Und tatsächlich dauert es keine fünf Minuten und unsere Chance ist da. Leider ist der Balljunge noch keine zehn Jahre alt und ein ziemlich ängstlicher Typ, der kreidebleich und wie angewurzelt stehenbleibt, als er sieht, wie wir da vor dem Tor herumlungern und ihn groundhungrig anstarren. So ein bisschen wie ein einsames Schaf, das sich einem Wolfsrudel nähert. Glücklicherweise wird sofort reagiert: Der eine Teil seilt sich in Windeseile ab, während der andere beiden behutsam auf den Jungen einredet. Koooomm, koooomm. Freundlich halten wir ihm sogar das Tor auf, als er mit dem Ball in der Hand zurückkommt – und stecken prompt einen Finger dazwischen, damit sich das Tor nicht wieder verriegelt. Noch ein paar Minuten warten und dann leise, still und heimlich durch das Tor hindurchgehen, womit wir uns nun wieder offiziell auf dem Gelände befinden. Und das sogar noch vor der Halbzeitpause. Dankenswerterweise will wirklich niemand etwas von uns wissen. Nur wir selber stellen uns die Frage, ob man nach so einer Aktion eigentlich noch ernsthaft als zurechnungsfähig gilt. Das kann man wirklich keinem normalen Menschen erklären.