Schweiz, Meisterschaft A+-Junioren FVRZ
Mittwoch, 12. Mai 2021, 20 Uhr
Schlieren, Sportplatz Zelgli – Platz 2
Endlich hat dieser ganze Scheißdreck ein Ende! Wochenlang nur Fußball für geladene Gäste, immer mit der Ungewissheit, ob alles auch wirklich so klappt, wie man das geplant hat. Sehr viel Aufwand für sehr wenig Ertrag. Dabei gibt es mit der Schweiz ein Nachbarland, das einen völlig anderen Weg eingeschlagen hat und in dem auch beim Fußball schon wieder halbwegs heile Welt herrscht. Ausgerechnet an dem Tag, an dem in Deutschland die sogenannte Bundesnotbremse inkraft getreten ist und die Zügel noch enger gezogen wurden, leitete die Schweiz Öffnungsschritte ein. Wie schon im vergangenen Sommer schlagen Deutschland und die Schweiz eine völlig andere Richtung ein. Und dennoch sind die Inzidenzwerte in beiden Ländern auf einem vergleichbaren und vor allem rückläufigen Niveau. Da fragt man sich dann schon, ob es wirklich an diesen ganzen Maßnahmen liegt, dass die Corona-Zahlen in Deutschland aktuell wieder zurückgehen. Öffnungsschritte heißt in diesem Fall: Jugendfußball ist in der Schweiz wieder erlaubt. Und da reden wir von Liga-Betrieb, nicht von Testspielen. Zuschauer sind zwar offiziell noch nicht zugelassen, aber wir kennen die Eidgenossenschaft ja gut genug, um einschätzen zu können, wie genau sie sich an solche Vorgaben halten. Das hat insbesondere der vergangene Sommer eindrucksvoll gezeigt. In den vergangenen Tagen haben sich dann auch schon die ersten Pioniere aus dem Süden von Baden-Württemberg über den Rhein gewagt und dabei festgestellt: Zuschauer werden bei den Jugendspielen nicht nur geduldet, sondern sogar mit Speis‘ und Trank bewirtet. Allerdings gibt es zwei Hindernisse auf deutscher Seite: Zum einen gilt die Schweiz noch als Risikogebiet, was auf dem Rückweg durchaus ein Problem sein kann, denn die Schweiz ist Deutschlands einziges Nachbarland, das nicht zur EU gehört, weshalb die Grenzhäuschen regelmäßig bemannt sind. Und zum anderen tritt in Baden-Württemberg um 22 Uhr eine Ausgangssperre inkraft, die bei Abendspielen massiv in die Quere kommt. Die positiven Erfahrungsberichte aus den vergangenen Tagen von anderen Vertretern der Hopper-Zunft geben aber Hoffnung, dass man das Glück heute durchaus herausfordern kann. In weiser Voraussicht werden im Vorfeld Grenzübergänge herausgesucht, die nur selten bemannt sind. Den Aufwand hätte ich mir allerdings sparen können, denn schon im Auto in Richtung Grenze sitzend höre ich im Radio, dass die Bundesregierung beschlossen hat, die Schweiz ab Mitternacht von der Liste der Risikogebiete zu nehmen. Ein Problem weniger. Dafür kommt bei der Ankunft am Stadion in Glattbrugg wieder eins hinzu, denn die A-Jugend spielt entgegen der Ankündigung nur auf dem Nebenplatz. Können wir uns schenken, also Plan B in die Tat umgesetzt und weiter nach Schlieren. Der Vorort von Zürich ist mit seinen knapp 20.000 Einwohner schon sehr urban geprägt und bereits ans Zürcher Straßenbahnnetz angeschlossen. Insidern ist der Ort bekannt durch die (von mir sehr geschätzte) Band Schoedo, die – oft mit FCZ-Bezug – süffisante Balladen über Zürich singt. Die Geschichte des Songs „s‘Grosi“ (Link zu Youtube) ist in Schlieren angesiedelt. Sportlich ist der FC Schlieren dagegen für seine Frauen-Mannschaft bekannt, die in der 1. Liga spielt. Die trainiert heute Abend, allerdings nicht im Stadion, so dass ich mir Hoffnung mache, dass die U19 dort spielt. Die Rechnung habe ich jedoch ohne das nicht vorhandene Flutlicht gemacht. Ja, da habe ich wohl in den vergangenen Corona-Monaten wohl etwas verlernt, in der Hinsicht aufmerksam zu sein. In dem Fall ist das aber gar nicht so schlimm, denn die Rahmenbedingungen sind derart angenehm, dass völlig egal ist, auf welcher Wiese gespielt wird. Der Grill brennt, es gibt Bier vom Fass und knapp 100 Zuschauer sind da. Von denen trägt nur ein einziger eine Maske: ich. Aber auch nur zwei Minuten lang, bis ich merke, wie der Hase läuft. Es ist schon krass, was die vergangenen Monate in Deutschland mit einem gemacht haben. Man sieht es schon als selbstverständlich an, sich nur noch mit Maske einer Veranstaltung zu nähern. War wirklich Zeit, mal wieder aus Deutschland raus zu kommen. Die 90 Minuten auf dem Schlierener Nebenplatz fühlen sich dementsprechend an wie Urlaub in der Normalität und ich bin wirklich traurig, als der Schiedsrichter den Schlusspfiff ertönen lässt. Das hätte wirklich länger gehen können. Gegen 22.30 Uhr fahre ich wieder über die deutsche Grenze, also noch 90 Minuten bevor die Schweiz kein Risikogebiet mehr ist. Hätte mich nicht gewundert, wenn da jetzt die Polizei an der Grenze steht und so richtig schön deutsch auf die Einhaltung von Recht und Ordnung pocht, aber dem ist glücklicherweise nicht so. Sonst hätte ich halt die 90 Minuten genau vor der Grenze auf Schweizer Seite gewartet. Gut auch, dass aufgrund der geltenden Ausgangssperre auch sonst weit und breit nichts vom Staat in Sicht ist, aber es sind sowieso derart viele Autos unterwegs, dass eine Kontrolle kaum möglich wäre.