SV SF Emden-Larrelt – TuS Pewsum 4:4

Deutschland, Bezirksliga Weser/Ems – Staffel 10 (7. Liga)
Samstag, 12. September 2020, 18 Uhr
Emden, Sportplatz Wolfsburger Straße 

Auf das, was nach dem Motodrom-Spiel bei den Sportfreunden im Emdener Stadtteil Larrelt passieren wird, habe ich mich im Vorfeld fast mehr gefreut als auf das Motodrom selbst. Knapp 200 Hopper waren dort zuvor und da das Heimspiel der Sportfreunde das einzige Spiel (in Deutschland) ist, das man im Anschluss noch pünktlich erreichen kann, wird ein nicht unerheblicher Teil von ihnen nach Emden fahren. Die Karawane zieht weiter. In den Tagen vor dem Spiel gingen viele Anfragen bei den Sportfreunden ein, um Karten zu reservieren, weil manch ein Hopper befürchtet hatte, die coronabedingte Zuschauergrenze könnte aufgrund des Ansturms überschritten werden. Der Verein schien das allerdings überhaupt nicht ernst zu nehmen und schloss die Möglichkeit der Kartenreservierung aus. Ein Hopper aus Berlin schlug dem Verein sogar vor, den Anstoß um 30 Minuten nach hinten zu schieben, weil dann noch mal ein paar Zuschauer mehr kommen würden. 35 Minuten dauert schließlich die Fahrt vom Motodrom Halbemond nach Larrelt, je nach Abpfiff bleiben maximal 45 Minuten dafür Zeit – das scheint manch einem Hopper zu knapp, würde bei einem größeren Zeitpuffer aber in Betracht gezogen werden. Auf diesen Vorschlag aus Berlin antworten die Sportfreunde jedoch nicht einmal. Die fühlen sich offenbar mächtig verarscht. So passiert, was passieren muss: Fünf Minuten vor Anpfiff rauschen hastig zig Autos mit Kennzeichen aus dem ganzen Bundesgebiet an und vor der Kasse bildet sich eine lange Schlange, die kurzzeitig sogar die am Sportplatz vorbeiführende Straße blockiert. Man hat es ihnen ja vorher gesagt. Schlussendlich sind es 250 Zuschauer, so viele wie wohl noch nie in diesem Jahr in Larrelt. Wie viele davon Hopper sind, lässt sich schwer exakt beziffern, aber auf jeden Fall gut zweistellig. Der ungewöhnliche Besucheransturm aus allen Teilen Deutschlands findet im Anschluss Anklang in den ostfriesischen Medien, sogar die Insel-Zeitung von Borkum berichtet über das völlig absurde Spektakel (siehe hier; allerdings hinter einer Paywall). Da in Niedersachsen ab 50 Zuschauern eine Sichtplatzpflicht herrscht, muss händeringend ein Extrakontingent an Camping- und Klappstühlen rangeschafft werden, was der Verein aber ganz gut gebacken bekommt. Wenig zimperlich setzt er auch mit seinen gar nicht so wenigen Ordnern die Maskenpflicht durch, die greift, sobald man seinen Allerwertesten anhebt – und ist der Weg auch noch so kurz. Diese strenge Auslegung der Maskenpflicht ist für viele der nicht aus Niedersachsen stammenden Hopper ebenso Neuland wie die Sitzpflicht, wodurch es immer wieder zu Diskussionen mit den Ordnern kommt. Der Ton wird im Lauf des Spiels zwar immer rauer, aber letztendlich reißen sich doch die meisten ziemlich am Riemen, obwohl der ein oder andere seit dem Anpfiff im Motodrom Halbemond schon eine zweistellige Anzahl an Bierchen intus hat. Aus einer Gruppe heraus fliegen mal spaßeshalber ein paar Plastikstühle, das war's dann aber auch. Dafür, dass es sowohl für die Einheimischen als auch die Hopper ein kleiner Kulturschock ist, was hier so los ist, hätte es auch wirklich mehr ausufern können. Während der Rest der baden-württembergischen Delegation nach dem Spiel sofort ins Auto steigt, um durch die Nacht hindurch wieder nach Hause zu fahren, nutzen wir die Gelegenheit und schlendern noch ein bisschen durch Ottos Heimatstadt.