FSV Rheinfelden – SV Kirchzarten 3:4

Deutschland, Landesliga Südbaden – Staffel 2 (7. Liga)
Samstag, 5. September 2020, 17 Uhr
Rheinfelden in Baden, Stadion Richterwiese 

Auch für uns wird es nun Zeit, in den tiefsten Süden von Baden-Württemberg zu fahren. Die meisten Hopper, die heute hier in der Region unterwegs sind, waren zuvor schon in Lörrach, ehe es nun mit dem FSV Rheinfelden wieder ein gemeinsames Ziel der Meute gibt. Da bei uns massig Zeit vorhanden ist, fahren wir nicht über die Autobahn, sondern nehmen den direkten Weg durch den Hochschwarzwald. Absolut traumhaft, auch wenn man in Schönau auf Plakaten zwangsläufig das Gesicht von Jogi Löw sehen muss, der von dort stammt. Das ist nicht so schön. Schön ist dagegen auch Rheinfelden, zumindest der Schweizer Teil. Rheinfelden gibt es zweimal, sowohl südlich als auch nördlich des Rheins. Gleiches gilt für Laufenburg, das ebenfalls vom Rhein in einen deutschen und einen schweizerischen Teil getrennt wird. Grund dafür ist aber nicht – wie anderswo meist der Fall – ein Krieg, der die beiden Städte entzweit hat, zumal die Schweiz ja nicht an Kriegen teilnimmt. Nein, es liegt am Bau der Hochrheinbahn von Basel nach Konstanz, die für so manche Kuriosität hier im Grenzgebiet sorgt. Gebaut wurde die 1856 eröffnete Bahnstrecke genau entlang der Grenze, meist auf deutschem, aber auch mal auf schweizerischem Boden. Gemäß Staatsvertrag gehört jedoch die gesamte Strecke zu Deutschland – bis heute. Und das gilt übrigens auch für die Bahnhöfe. So befindet sich auch der große Badische Bahnhof in Basel, an dem die Hochrheinbahn beginnt, im Besitz der Bundesrepublik Deutschland. Obwohl mitten in Basel gelegen, ist dort die deutsche Bundespolizei tätig, und man verlässt nicht das Zollgebiet der EU, wenn man am Badischen Bahnhof mit einem Zug aus Deutschland ankommt und nach Deutschland weiterfährt. Eine weitere Kuriosität gibt es in Schaffhausen, wo das neue Stadion des FCS direkt am Bahnhof Herblingen steht. Obwohl er auf Schweizer Boden steht, gehört er zu Deutschland und dementsprechend leuchtet auch ein DB-Logo vor dem Stadion. Wer mit dem Zug vom Schaffhauser Hauptbahnhof zum Stadion nach Schaffhausen-Herblingen fährt, kann dies mit einem Baden-Württemberg-Ticket machen. In Rheinfelden und Laufenburg wiederum hat der Verlauf der Hochrheinbahn für ein ganz anderes Phänomen gesorgt: Die Altstadt beider Städte liegt unmittelbar am Rheinufer, weshalb der Bahnhof nur ein paar Meter davon entfernt auf der gegenüberliegenden Uferseite gebaut wurde – in Deutschland bzw. damals im Großherzogtum Baden. Um die Bahnhöfe von Rheinfelden und Laufenburg herum entstanden auf deutscher Seite Siedlungen, die mit der Zeit zu Städten wurden, die sich als Erweiterung von Rheinfelden und Laufenburg sahen und somit keinen eigenen Namen erhielten. Und das, obwohl die Schweizer in Rheinfelden und Laufenburg die Bahnhöfe auf der deutschen Seite längst nicht mehr nutzen, denn die Schweiz hat südlich des Rheins eine eigene Bahnstrecke mit eigenen Bahnhöfen gebaut. Es gibt also nicht nur zwei Rheinfelden und zwei Laufenburg, sondern jeweils auch einen deutschen und einen schweizerischen Bahnhof. Wenig überraschend stehen die schöneren Innenstädte sowohl in Rheinfelden als auch in Laufenburg auf der Schweizer Seite, weil es sich dort um die historisch gewachsenen Altstädte handelt. In Rheinfelden lohnt es sich durchaus, von deutscher Seite aus über die Fußgängerbrücke zu gehen (mit dem Auto kommt man nur ein paar Kilometer weiter über den Autobahn-Grenzübergang auf die andere Seite) und einen Blick auf die idyllische Altstadt des schweizerischen Rheinfelden zu werfen. Nur 1.500 Meter von der Fußgängerbrücke entfernt steht dann auch die vorübergehende Heimat des FSV Rheinfelden. Die Abkürzung steht für Fußball-Stadt-Verein und an dem sperrigen Namen merkt man schon, dass eine Fusion dahintersteckt. Zunächst schlossen sich 2003 der FC Rheinfelden und der SV Warmbach zum SC Rheinfelden zusammen. Kurios: Da in der Schweiz fast jeder Fußballverein ein FC ist, heißt natürlich auch der Verein im schweizerischen Rheinfelden so. Es gab damit bis 2003 auf beiden Seiten der Grenze einen FC Rheinfelden, jetzt aber nur noch in der Schweiz. Der SC Rheinfelden wiederum fusionierte 2012 mit dem VfR Rheinfelden zum heutigen FSV Rheinfelden. Bei so einer Vielzahl an Vereinen wundert es nicht, dass es auf der deutschen Seite gleich mehrere nennenswerte Stadien gibt: das Jahnstadion (5.000 Plätze; 2013 leider abgerissen), das Europastadion (8.000 Plätze) und das Stadion an der Richterwiese (4.000). Letzteres ist die frühere Heimat des VfR Rheinfelden und einen Tick unspektakulärer als das Europastadion, dafür aber in einem schön abgeranzten Zustand. Der Blick auf den alten Wasserturm auf der anderen Straßenseite kommt als weiterer Bonus hinzu. Lange wird der Fußball-Stadt-Verein hier aber nicht mehr spielen, denn vor zwei Monaten war Spatenstich für ein neues Stadion. Es entsteht am Standort des unscheinbarsten Vorgängervereins: im Stadtteil Warmbach. Ganz so staubig wie an der Richterwiese wird es dort definitiv nicht mehr zugehen, aber hoffentlich gibt es wieder einen kleinen Biergarten. Auf die Bier-Frage bin ich heute sowieso sehr gespannt. Einerseits wird im schweizerischen Rheinfelden mit Feldschlösschen das meiner Meinung nach beste Bier der Schweiz gebraut. Andererseits befinden wir uns hier im Landkreis Lörrach, in dem es oft Lasser gibt, das meiner Meinung nach zu den besten Bieren Deutschlands gehört. Zwei ganz heiße Eisen sind damit im Feuer – und das Rennen macht Lasser. Spätestens damit ist alles perfekt: geiles Stadion, geiles Bier, geiles Wetter, geile Fußballatmosphäre. Und weil es so schön ist, gibt es im Anschluss drüben in der Schweiz einen Nachschlag.