FC Türkspor Mannheim – FV Fortuna Heddesheim 0:2

Deutschland, Baden-Pokal (1. Runde)
Sonntag, 22. Juli 2018, 17 Uhr
Mannheim, „Suntat-Sportanlage“

Mit Bleifuß geht es vom Stadtteil Neckarau an die Theodor-Heuss-Anlage, wo nicht nur das Carl-Benz-Stadion (Waldhof Mannheim) und das Rhein-Neckar-Stadion (VfR Mannheim) direkt nebeneinander stehen. Mit dem FC Türkspor Mannheim gibt es einen dritten Verein, der in unmittelbarer Nachbarschaft ansässig ist. Vor fünf Jahren spielte der FC Türkspor noch in der Kreisklasse A, mittlerweile zwei Etagen höher in der Landesliga Rhein-Neckar. Das riecht nach Geld und genau das ist auch der Grund für den steilen Weg nach oben. Dahinter steckt der Suntat-Konzern, ein in Mannheim sitzender Lebensmittel-Großhändler, der im Jahr 2000 mit dem Verdienstkreuz der Türkei ausgezeichnet wurde. In Mannheim ist Suntat derzeit ziemlich in der Offensive. Für Schlagzeilen sorgt ganz aktuell der Plan, im August auf einem zentral gelegenen Hochhaus am Rhein den seit 1960 dort installierten Mercedes-Stern abzubauen und durch das Suntat-Firmenlogo (eine Sonne) zu ersetzen. Vergleichsweise unspektakulär, dass sich der Konzern auch die Namensrechte am ausbaulosen, aber auch ansonsten mit ausschließlich türkischen Werbebanden ausgestatteten Sportplatz des FC Türkspor gesichert hat. Dass wir dort heute ein Spiel zu sehen bekommen, steht lange Zeit auf des Messers Schneide, denn kurz vor dem geplanten Anpfiff geht ein heftiges Unwetter nieder. Der Stress, vom Waldwegstadion hierherzurasen, erweist sich somit als unbegründet, denn als wir ankommen, verabschieden sich Mannschaften und Schiedsrichtergespann gerade auf unbestimmte Zeit zurück in die Kabinen. Die Partie steht kurz vor der Absage. Elf badische Pokalspiele dieser ersten Runde, die heute stattfinden sollen, werden dann auch tatsächlich abgesagt oder abgebrochen, bei uns aber hat der Schiedsrichter Erbarmen und pfeift das Spiel mit 40-minütiger Verspätung an. Um 19 Uhr dann noch wie geplant ein drittes Pokalspiel anzuschauen, fällt damit zwar flach, weil Halbzeithopping nicht infrage kommt, aber wir sind ja froh, dass hier überhaupt gespielt wird. Überraschenderweise gibt’s am Verpflegungsstand kurpfälzische Rindswurst statt Sucuk und auch Bier befindet sich im Sortiment, was bei muslimischen Vereinen ja nicht immer der Fall ist. Insgesamt eine nette Atmosphäre beim FC Türkspor, auch wenn es befremdlich wirkt, wenn ein Geldgeber die sportliche Entwicklung eines Vereins so derart beeinflusst – egal ob Dietmar Hopp oder Suntat.