Samstag, 6. April 2019, 20.30 Uhr
La Calamine/Kelmis, Prinz-Philippe-Stadion
Bei Spiel Nummer 6 des Tages muss noch
mal ganz schön auf das Gaspedal eingedroschen werden, denn zeitlich
wird das die bislang engste Kiste heute. Mit Blick auf genau diese 78
Kilometer von Wegberg nach La Calamine – die meisten davon auf der
Autobahn – wurde aber bereits bei der Auswahl des Mietwagens eine
entsprechende Entscheidung getroffen. Mit einem normalen Kleinwagen
und nur Tempo 150 klappt das natürlich nicht. Zur 4. Spielminute
wird das Stadion betreten. La Calamine (Deutsch: Kelmis) gehört zwar
zum französischsprachigen Wallonien, bildet jedoch zusammen mit acht
weiteren Gemeinden die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens, die
bis zum Ersten Weltkrieg zu Deutschland gehörte und dann als Folge
der Kriegsniederlage an Belgien abgetreten werden musste. Offiziell
ist La Calamine zweisprachig und als jemand, der nur ganz selten in
dieser Ecke unterwegs ist, habe ich mir das ein bisschen wie ein
belgisches Südtirol vorgestellt. Allerdings ist die deutsche Sprache
in Südtirol wesentlich präsenter als in La Calamine. Im Stadion
unterhält sich die Mehrzahl der Zuschauer auf Französisch
miteinander und auch die Durchsagen des Stadionsprechers erfolgen
ausschließlich auf Französisch. Der Verein selbst verwendet ebenso nur die französische Version des Stadtnamens. Deutlich weniger exotisch als
erwartet. Überzeugen kann dafür das Prinz-Philippe-Stadion, das
zwar – typisch belgisch – aus mehreren zusammengewürfelten
Tribünen besteht, aber an dem doch schon auf sehr sympathische Weise
der Zahn der Zeit nagt. Vor der Heimfahrt steht natürlich noch der
pflichtbewusste Besuch einer belgischen Friterie an – und auch da
wird in La Calamine wieder die Erfahrung gemacht: Die Mehrzahl der
Leute bestellt auf Französisch statt auf Deutsch.