Samstag, 29. September 2018, 18 Uhr
Brackenheim, Wiesentalstadion
Von Pfedelbach geht es 60 Kilometer
weiter in Richtung Westen, wo das Spitzenspiel – Erster gegen
Zweiter – in der Bezirksliga des württembergischen Unterlands
geboten wird. Die ungewöhnliche Anstoßzeit ist mit dem Heimspiel
des VfB Stuttgart um 15.30 Uhr gegen Werder Bremen zu erklären. Die
Gegend um Heilbronn ist eine VfB-Hochburg, da will man der Bundesliga
mit dem eigenen Saison-Highlight nicht in die Quere kommen, weil das
sonst Zuschauer kosten würde. Die Rechnung geht auf, das
Wiestalstadion ist (zumindest für württembergische Verhältnisse)
gut gefüllt. Gegner ist mit dem FC Union Heilbronn ein ehemaliger
Zweitligist, auch wenn man das inzwischen gar nicht mehr so genau
sagen kann. Konkret geht es um den VfR Heilbronn, der in der Saison
1974/75 in der 2. Bundesliga spielte und dort auf Gegner wie den 1.FC
Nürnberg, Karlsruher SC, 1.FC Saarbrücken, Darmstadt 98 und 1860
München traf. In den Folgejahren pendelte der VfR zwischen Oberliga
und Verbandsliga, ehe er 2003 mit der Heilbronner Spielvereinigung
zum FC Heilbronn fusionierte. Der wiederum schloss sich 2012 mit dem
alten Stadtrivalen Union Böckingen zum heutigen FC Union Heilbronn
zusammen. Union Böckingen hatte eine ähnlich erfolgreiche
Geschichte wie der VfR Heilbronn. So wurden die Böckinger in der
Saison 1933/34 – der ersten Saison nach Schaffung der Gauligen –
prompt württembergischer Meister und vertraten das Land bei der
Endrunde um die deutsche Meisterschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg
war Union Böckingen ebenfalls mehrfach zweitklassig. Die große Ehe
im Heilbronner Fußball bringt jedoch nicht den gewünschten Erfolg,
wie man an der aktuellen Ligazugehörigkeit sieht. Vergangene Saison
spielte der FC Union Heilbronn sogar noch in der Kreisliga A. Die
große Unzufriedenheit darüber drückte sich im Mai 2018 aus, als
ein paar ehemalige Mitglieder den VfR Heilbronn unter seinem alten
Namen neu gründeten. Der hat zwar das alte VfR-Wappen übernommen
und trägt seine Heimspiele in der Kreisliga B (10. Liga) sogar im
großen Frankenstadion aus (meist zu einer praktischen Uhrzeit, da
der Hauptnutzer weiterhin Landesligist Aramäer Heilbronn ist),
offizieller Nachfolger ist aber natürlich weiterhin der VfR
Heilbronn, der im FC Union Heilbronn steckt. Der wiederum trägt
seine Heimspiele übrigens im alten Stadion von Union Böckingen aus.
An der heutigen Zuschauerzahl sieht man, dass VfR Heilbronn und Union
Böckingen immer noch ein wenig ziehen. Besser kann man das
Wiestalstadion (Ausbau auf beiden Geraden) derzeit also fast nicht machen. Eine herbe
Enttäuschung ist lediglich das kulinarische Angebot, denn
schließlich ist Brackenheim (16.000 Einwohner) für zwei Dinge
bekannt: Geburtsstadt des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss und
größte Weinbaugemeinde Württembergs. Dass es dann am Getränkestand
keinen Tropfen Wein gibt, ist ziemlich unfassbar.