Mittwoch, 11. Oktober 2017, 20 Uhr
Merano/Meran, Stadio Foro Boario/Stadion Viehmarkt
Englische Woche in der Eccellenza
Trentino Alto Adige, Heimspiel für den FC Obermais. Das bedeutet:
Es wird nicht wie gewohnt hoch oben im Stadtteil Obermais auf der
Lahn gespielt, die über kein Flutlicht verfügt, sondern unten in
der Stadt auf dem Viehmarkt. Der befindet sich hinter dem Meraner
Hauptbahnhof und beherbergt den Ausweichplatz (Kunstrasen) des FC
Obermais. Stadionmäßig ist das Areal rund um den Bahnhof ohnehin recht
interessant, denn auf der anderen Seite steht noch das alte
Freiluft-Eisstadion des HC Merano, in dem vor allem in den 80ern
mitunter richtig wilde Schlachten geschlagen wurden. Besonders das
Derby gegen den HC Bolzano war ein Garant für Eskalation. Beide
Vereine besaßen in den 80ern mit den Fedayn (Bolzano) und dem
Commando Yankees Curva Sud (Merano) zwei stark entwickelte Gruppen,
die im Eishockey klar führend in Italien waren und wohl auch nicht
den Vergleich mit manch einer Fußball-Szene hätten scheuen müssen.
Durch die Nähe zum Bahnhof, der nur auf der anderen Straßenseite
liegt, hatten es vor allem die Derbys in Merano in sich. Dass sich
zwischen Bahnhof und Gästeblock-Eingang auch noch eine
Kopfsteinpflasterstraße befindet, die von den Bolzanini gleich nach
der Ankunft regelmäßig abgeräumt wurde und ins Stadion geworfen wurde, trug auch nicht gerade zur
Deeskalation bei. Heute ist vor allem beim HC Merano nicht mehr viel
los und das alte Eisstadion ist in eine Futsal-Anlage umgewandelt.
Zeitweise spielte hier der Futsal-Zweitligist Bubi Merano, der mit
der Brigata Giallorossa ebenfalls eine sehr aktive Ultras-Szene
besaß, die das alte Stadion erneut mit Leben, Choreos und
Pyrotechnik füllte. Inzwischen spielen hier aber nur noch
Freizeitmannschaften vor den immer noch erhaltenen Tribünen. Derweil
ist am heutigen Abend auf der anderen Seite des Bahnhofs etwas
los, wo mit der Curva Sud Obermais nicht nur beim Namen wieder etwas von den
alten Zeiten des Commando Yankees Curva Sud spürbar wird. Zwar ist
der Viehmarkt bei der Obermaiser Szene nicht als sonderlich beliebt
(zu groß ist die Verbundenheit zur Lahn mit ihren Eigenheiten und
den sich bietenden Freiheiten), davon ist heute Abend beim Support
aber nicht viel zu merken. Die Flutlicht-Atmosphäre spielt ebenfalls
in die Karten, so dass sich die Stimmung trotz erneuter Niederlage
immer mehr hochschaukelt. Dass man am Ende einen Dauergesang von der
Schlussphase des Spiels bis zum Auslaufen der Mannschaft durchhält,
als der Rest der rund 400 Zuschauer schon längt auf dem Heimweg ist,
darf man getrost als Demonstration bezeichnen. Grande!