SG Motor Gohlis-Nord - SG Olympia Leipzig 1:3

Deutschland, Stadtpokal Leipzig (3. Runde)
Mittwoch, 16. November 2022, 13 Uhr
Leipzig, Stadion des Friedens

Der 1895 gegründete SC Wacker Leipzig war einst eine große Nummer im deutschen Fußball. Höhepunkt war für ihn das Jahr 1908, als er das Halbfinale der deutschen Meisterschaft erreichte. Als Finalgegner hätten übrigens die Stuttgarter Kickers gewartet. Gegen die Leipziger hatte sich im Halbfinale aber leider Viktoria Berlin durchgesetzt und dann auch im Finale gegen die Kickers gewonnen. Unter irreparablen Bedingungen, denn das Endspiel hätte auf neutralem Boden in einer anderen Stadt stattfinden müssen, fand jedoch in Berlin statt. Ein Umstand, der in Kickers-Kreisen noch heute heiß diskutiert wird, aber das ist eine andere Geschichte. Wacker Leipzig eröffnete 1923 sein Stadion im Stadtteil Gohlis, das einst 50.000 Zuschauer fasste und schlicht Wackerpark genannt wurde. 1945 wurde Wacker aufgelöst und in der DDR als Motor Gohlis-Nord neu gegründet. Hoch hinaus kam man als MoGoNo nicht: Lediglich zwischen 1958 und 1963 spielte man in der 2.Liga, ansonsten unterklassig. Zudem verlor MoGoNo seinen Wackerpark, der inzwischen in Stadion des Friedens umbenannt wurde. Zunächst zog stattdessen Lokomotive Leipzig von 1954 bis 1963 hier ein, dann ab 1979 das zuvor in Panitzsch gesehene Rotation Leipzig. Teilweise wurden auch große Spiele anderer Vereine im Stadion des Friedens ausgetragen, darunter auch die Derbys zwischen Chemie und Lokomotive in der Saison 1983/84, weil das Zentralstadion für das Turnfest der DDR gebraucht wurde. Nach der Wende vollzogen Rotation und MoGoNo einen Platztausch, so dass letztere wieder ihre Schüssel zurückbekamen. Zur Diskussion stand in dieser Zeit ebenso, dass MoGoNo wieder seinen alten Namen Wacker annimmt. Ein zu DDR-Zeiten aus Leipzig geflüchteter Geschäftsmann bot dem Verein an, bei ihm als Mäzen einzusteigen, sollte man wieder Wacker heißen. Die Fußballabteilung stimmte dafür, doch die Handballer und Schwimmer verhinderten dies. MoGoNo blieb MoGoNo – und damit ein unterklassiger Verein. Im Stadion des Friedens, das ebenfalls seinen DDR-Namen behielt, ist aber wenigstens wieder die Heimstätte. Offiziell liegt das Fassungsvermögen noch bei 20.000 Zuschauern, wobei man die mit Blick auf den baulichen Zustand niemals reinlassen würde, wenn die wirklich vor der Tür stehen. Insbesondere die Gegengerade ist im Prinzip nur noch mit einer Machete betretbar. Besonders traumhaft ist die Haupttribüne mit dem völlig verwahrlosten Sprecherturm und den davor platzierten vergilbten Sitzschalen. Neben dem geilen Stadion hat MoGoNo auch eine kleine Fanszene, die heute mit ca. 10 Leuten vor Ort ist. Bisschen übermotiviert machen die zu Spielbeginn eine kleine „Anti Olympia“-Choreo und pöbeln auch akustisch die ersten Minuten ausschließlich gegen den Gegner. Erscheint mir irgendwie unpassend, eben weil von Olympia außer der Mannschaft niemand da ist. Überhaupt sind insgesamt nur 35 Zuschauer da, wobei fast die Hälfte davon Hopper sind. Da kann man sich abzüglich der 10 Leute von MoGoNo ja ausrechnen, was für einen Stellenwert beide Vereine haben.