FC International Leipzig – FC Blau-Weiß Leipzig 1:2

Deutschland, Sachsenliga (6.Liga)
Mittwoch, 16. November 2022, 15 Uhr
Leipzig, Bruno-Plache-Stadion – Platz 2

Abgeschlossen wird der Fußballtag in Leipzig mit Sachsenliga. Anstoßzeit 15 Uhr, also ein Flutlichtspiel – ich hasse den November. Passend zur tristen November-Stimmung geht es zu Inter Leipzig, dem wohl zweit-seltsamsten Verein des Ostens. Und auch er kommt wie die Nummer eins auf diesem Gebiet aus Leipzig. Gegründet wurde er 2013, unter anderem unter Mitwirkung des früheren Verkehrsministers und Ostbeauftragten Wolfgang Tiefensee, um „einen Gegenpol in Leipzig“ zu bilden. Die Frage ist: Gegenpol zu was? Lok? Chemie? RB? Erstes Wappen des Vereins war ein Einhorn, also vielleicht ein Gegenpol zu ernsthaftem Fußball an sich? In den nun knapp zehn Jahren seines Bestehens fiel der Verein jedoch meist durch Negativschlagzeilen auf. Bereits 2014 geriet Inter mit dem SV Wacker Leipzig (nicht zu verwechseln mit dem historischen SC Wacker Leipzig) aneinander, auf dessen Anlage man zunächst untergekommen war. Die Platzherren sperrten Inter daraufhin aus, doch mithilfe der Polizei ließ Inter das Eingangstor der Anlage aufbrechen, um wieder Zugang zu erhalten. Drei Jahre später erreichte Inter ohne jede Baugenehmigung dort einfach ein Gebäude. Sportlich ging es dagegen steil bergauf, allerdings hauptsächlich durch Fusionen. So übernahm man gleich zu Beginn gleich zu Beginn das Startrecht des insolventen SV See aus Niesky nahe der polnischen Grenze und konnte somit gleich in der Sachsenliga loslegen. Es gelang sogar zweimal der Aufstieg in die Oberliga, aus der Inter zuletzt in der Vorsaison abstieg (und noch immer die Eintrittskarten selbiger verkauft). Nun wieder in der Sachsenliga angekommen steht man momentan allerdings wieder auf einem Abstiegsplatz und könnte damit in die Landesklasse durchgereicht werden. Verrückt: So tief hätte der Verein dann noch nie gespielt. Räumlich ist Inter mittlerweile im Vorort Torgau zu Hause. Da dort aber kein Kunstrasen zur Verfügung steht, muss das heutige Spiel gegen Blau-Weiß Leipzig auf den Nebenplatz des Bruno-Plache-Stadions verlegt werden. Dort spielt sonst die zweite Mannschaft von Lok. Aber was genau ist Inter Leipzig jetzt für ein Verein? Ich werde nicht schlau daraus. Rund 20 Zuschauer sind vor Ort, wovon über die Hälfte klar den Gästen zuzuordnen ist. Beim Rest kann man aufgrund von Sprache und Aussehen davon ausgehen, dass es sich um Angehörige der Inter-Spieler handelt. Amtssprache auf dem Platz ist Englisch und es wirkt so, als sei Inter eine Flüchtlingsmannschaft, auch wenn das auf diesem sportlichen Niveau sicher nicht der Fall sein wird. Vielleicht in der Kreisliga, aber nicht in der Sachsenliga. Schlussendlich kann man sagen: Dieser Verein interessiert abgesehen von Familienangehörigen keine Sau. Dass dann doch etwas Action geboten wird, liegt an der Lokalität, denn wie erwartet hat die Lok-Szene ein Auge auf dieses Spiel und vor allem seine Zuschauer geworfen. Schon in der ersten Halbzeit tigern schwarzgekleidete Grüppchen rund um den Platz und in der zweiten  Halbzeit, als kein Eintritt mehr verlangt wird, kommen die Grüppchen noch näher, um sich jeden etwas genauer anzuschauen. Auf den Weg zu den Autos werden einzelne Zuschauer schließlich abgefangen und verhört. Da man aber wirklich nur auf der Suche nach Chemie-Leuten ist und man keinerlei Interesse an ortsfremden Leuten hat, ziehen die Befragungen keine weiteren Konsequenzen nach sich. Bei mir schaut man nur sehr skeptisch in meinen bis obenhin gefüllten Kofferraum, denn ich habe den Abstecher nach Sachsen am Buß- und Bettag als Zwischenstation bei meinem erneuten Umzug vom Süden nach Bielefeld genutzt.