FSV Wacker Nordhausen – FC Rot-Weiß Erfurt 5:4 n.E.

Deutschland, Thüringenpokal (Achtelfinale)
Sonntag, 14. Oktober 2018, 14 Uhr
Nordhausen am Harz, Albert-Kuntz-Sportpark

Mit dem Albert-Kuntz-Sportpark (nicht: Alfred-Kunze-Sportpark) in Nordhausen und somit in Thüringen folgt das vierte Bundesland innerhalb von 24 Stunden, auch wenn die Fahrt hierher von Lippstadt via Korbach und Harste mit insgesamt 280 Kilometern wahrlich keine Weltreise war. Mit dem Achtelfinale im Thüringenpokal wird zum Abschluss der Tour noch einmal etwas für Auge und Ohr geboten. Mit 3.820 Zuschauern platzt das Stadion so ziemlich aus allen Nähten, was freilich auch für den Gästeblock gilt. Osteuropa-typisch hängt dort zunächst in den ersten Spielminuten eine riesige Zaunfahne mit dem Vereinsnamen, die dann abgehängt wird und eine recht stattliche Anzahl an eigentlichen Zaunfahnen zum Vorschein bringt – darunter übrigens auch die der Sektion Stuttgart. Der Erfurter tifo ist besser als erwartet und die Mitmachquote liegt bei 100 Prozent, was vor allem bei den vielen Klatscheinlagen ziemlich geil rüberkommt. Zahlenmäßig nicht annähernd mithalten können die Ultras Nordhausen, die heute ein bisschen auf Italia machen und zum Spielbeginn hinter einer „Avanti Azzuri Bianco“-Fahne ordentlich Rauch aufsteigen lassen und Kanonenschläge an den Spielfeldrand werfen. Rolf Töpperwien, den man heute – warum auch immer – als Stadionsprecher verpflichtet hat, darf folglich mal wieder den Moralapostel spielen. Kritischer sehen die Zuschauer um mich herum hingegen die Tatsache, dass sich die Ultras Nordhausen der italienischen Sprache bedient haben, wofür es mehrheitlich Kopfschütteln gibt. In der Hinsicht werden leider alle ostdeutschen Klischees erfüllt. Das gilt auch für die Stadionarchitektur, in diesem Fall aber im positiven Sinne, denn es weht noch kräftig DDR-Charme über die Anlage des FSV Wacker Nordhausen, der in der DDR stets zwischen 2. und 3. Liga pendelte. Benannt ist das Stadion übrigens nach dem kommunistischen Widerstandskämpfer Albert Kuntz, der 1945 nur vier Kilometer von hier entfernt im KZ Mittelbau-Doha umgebracht wurde. Sportlich gelingt Wacker im Elfmeterschießen die große Überraschung, was den Erfurter Anhang allerdings nicht sonderlich aus der Haut fahren lässt. Ganz entspannt kann damit nach Abpfiff noch die nette Fachwerk-Altstadt von Nordhausen begutachtet werden.