Mittwoch, 6. Juni 2018, 19 Uhr
Karlsruhe, Sportzentrum Grötzingen
Man muss es ganz offen sagen: Beim
Fußballkreis Karlsruhe sind absolute Pfeifen am Werk! Tagelang auf
die Ansetzungen der Aufstiegsspiele gewartet, wird heute Morgen
bereits der erste Spielbericht samt Fotos im Internet entdeckt. Noch
mal auf fussball.de geschaut, doch dort herrscht immer noch Ebbe. Das
kann ja nicht sein, schließlich haben die ersten Spiele ja bereits
nachweislich stattgefunden. Dann der Zufallsfund: Der Fußballkreis
Karlsruhe vermerkt die Aufstiegsspiele auf fussball.de unter
Freundschaftsspiele. Muss ein harter Tag gewesen sein, an dessen Ende
man zu so einer seltsamen Entscheidung kommt. Glücklicherweise wird
dieser Schwachsinn noch einigermaßen rechtzeitig bemerkt, denn in
diesem Jahr wäre ein Verpassen der Aufstiegsrunde höchst ärgerlich
gewesen – schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass in den
Playoffs der 11. Liga ein Verein mitmischt, der einen Meisterstern
über dem Wappen trägt. Offiziell vom DFB genehmigt ist das zwar
nicht, denn dafür muss man mindestens dreimal deutscher Meister
geworden sein, der Karlsruher FV macht es aber trotzdem und verweist
damit auf seinen deutscher Meistertitel von 1910 (1:0-Sieg im Finale
gegen Holstein Kiel) und die beiden deutschen Vizemeisterschaften
von 1905 und 1912. Der 1891 gegründete KFV ist der älteste bestehende
Fußballverein in Süddeutschland und dominierte in den Anfangstagen
des deutschen Fußballs das Geschehen. Karlsruhe war damals eine
echte Hochburg, denn mit dem Stadtrivalen KFC Phönix, der 1909
deutscher Meister wurde, stellte die Fächerstadt gleich zwei
Spitzenvereine. Anders als der KFC Phönix, der 1952 mit dem VfB
Mühlburg zum Karlsruher SC fusionierte, versank der KFV jedoch nach
dem Zweiten Weltkrieg nach und nach in der Bedeutungslosigkeit. 2004
dann der Tiefschlag, als man sich komplett vom Spielbetrieb abmelden
musste. Zwei Jahre später musste sich der KFV auch von seinem
Vereinsgelände trennen – mitsamt dem legendären Stadion an der
Telegraphenkaserne, in dem der DFB am 4. April 1909 sein erstes
offizielles Länderspiel austrug. Viel war von den Tribünen zuletzt
ohnehin nicht mehr übrig geblieben, jetzt steht auf einem Teil der
Anlage ein Altenheim. Räumlich leicht versetzt, aber teilweise in
den Grenzen des früheren Spielfeldes (für manch einen Groundhopper
ist das ja entscheidend!) wurde ein neuer Kunstrasenplatz angelegt,
auf dem heute der KFC West spielt. Mit den Bildern des alten Stadions
im Kopf lassen sich dort noch immer die früheren Stehränge erahnen
(LINK). Seit 2007 nimmt der Karlsruher FV wieder am Spielbetrieb teil
und trägt seine Heimspiele derzeit bei der DJK Rüppurr aus. Das klappte in
dieser Saison recht erfolgreich, weshalb sich der deutsche Meister
von 1910 als Tabellenzweiter für die Aufstiegsrunde qualifizierte.
Drei Mannschaften nehmen an ihr teil, die in einer Minigruppe je
einmal gegeneinander spielen – auf neutralem Platz. Hier hat sich
der Fußballkreis Karlsruhe wiederum einen schönen Modus einfallen
lassen, denn gespielt wird jeweils auf der Anlage des spielfreien
Vereins. In diesem Fall ist der VfB Grötzingen mit dem ersten der
drei Spiele an der Reihe, in dem der Karlsruher FV schon einmal
eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass er die unterste Liga
unbedingt verlassen will.