SD San Martiño – SD Ordenes B 1:3

Spanien, Tercera Federación A Coruña – Grupo 2 (9.Liga)
Freitag, 3. Februar 2023, 21.30 Uhr
Cerceda, Estadio Roxo

Déjà-vu für Mäddes und mich: Genau wie vor einer Woche treffen wir uns auch an diesem Freitagmorgen vor seiner Haustür, um dann zusammen zum Flughafen in Memmingen zu fahren. Erneut geht es nach Santiago de Compostela, erneut zum absoluten Sparpreis, den man selbst wenige Stunden vor Abflug noch für unter 10 Euro bekommen hätte, und erneut bleiben mehrere Sitzreihen im Flugzeug frei. Anders als am vergangenen Wochenende nehmen wir uns dieses Mal aber auch Santiago de Compostela an sich zur Brust. Den sehr sehenswerten Ground hier werden wir am Sonntag machen und bevor wir an diesem Freitag nach A Coruña weiterdüsen, verbringen wir ein paar Stunden in der Altstadt rund um die berühmte Kathedrale, die das Ziel des Jakobswegs ist. Den einen Jakobsweg gibt es dabei nicht, sondern es handelt sich um eine Vielzahl an Pilgerwegen, die alle in Santiago de Compostela enden und jeweils mit dem berühmten Muschel-Symbol gekennzeichnet sind. Ein Jakobsweg führt sogar vom englischen Plymouth kommend über das Meer zur Kathedrale und inzwischen gelten auch alle Flugrouten nach Santiago de Compostela als Jakobsweg. Im Flughafen wurde für diesen sogenannten Sky Way daher auch ganz offiziell ein Wegstein mit einer Muschel darauf aufgestellt – genau wie bei den traditionellen Jakobswegen. Und auch er zeigt die Richtung zur von hier aus 15 Kilometer entfernten Kathedrale. Mäddes und ich können daher von uns behaupten, innerhalb von acht Tagen jetzt schon zweimal den Jakobsweg bestritten zu haben. Und anders als in der Vorwoche suchen wir dieses Mal ja sogar die Kathedrale auf. Doch warum ist diese Kathedrale so besonders? In ihr soll der Apostel Jakobus (einer der zwölf Jünger Jesu) begraben liegen. Santiago de Compostela wurde dadurch zu einer Art Rom des Westens und gilt hinter Jerusalem und Rom als drittwichtigste Stadt der katholischen Kirche. Das erklärt auch, warum die Kathedrale von Santiago de Compostela auf den spanischen Cent-Münzen abgebildet ist. Und das erklärt, warum man mit knapp 100.000 Einwohnern zwar nur die viertgrößte Stadt Galiciens ist, dennoch die Hauptstadt dieser Autonomen Region (Spaniens Pendant zu Deutschlands Bundesländern) ist. All das muss man im Hinterkopf haben, wenn man durch die seit 1985 zum UNECSO-Welterbe gehörende Altstadt geht. Die ist schon an sich sehr sehenswert und erinnert vom Baustil her – wie so oft hier oben im Nordwesten Spaniens – an Portugal, aber dieser ganze Jakobsweg-Zauber sorgt doch für eine eigene Atmosphäre. Natürlich begegnet einem an jeder Ecke die Muschel und auch sieht man immer wieder Pilger durch die Altstadtgassen ziehen, ebenfalls mit Muschel am Wanderstock. Ich glaube aber, dass es jetzt im Winter noch vergleichsweise ruhig in der Altstadt zugeht. In den warmen Monaten wird das ganz anders aussehen. Natürlich schauen wir auch in die pompöse Kathedrale (die nicht mit Rucksäcken betreten werden darf) und werfen einen Blick auf das hinter Gitterstäben gelegene Grab des heiligen Jakobus. Dass er hier wirklich liegt, ist übrigens umstritten. So behauptet etwa die armenische Kirche, dass zumindest sein Schädel in ihrer Jakobskathedrale in Jerusalem liege. Jetzt im Winter, wenn es eher gemächlich zugeht, kann man auf jeden Fall gut Zeit in der Altstadt von Santiago de Compostela verbringen. Nach dem obligatorischen Supermarkt-Stop zum Auffüllen des Proviants steuern wir A Coruña an. Rund 30 Kilometer vor der Hafenstadt liegt das Örtchen Cerceda, dessen Estadio Roxo unser nächstes Ziel ist. Eigentlicher Hausheer ist der CA Cercedense, es spielen hier aber auch einige kleine Vereine aus der Umgebung, die keinen eigenen Platz haben – so wie die SD San Martiño. Viele Zuschauer lockt so ein Heimspiel in der Fremde (mit der völlig irren Anstoßzeit 21.30 Uhr) und noch dazu in der untersten Liga nicht an, so dass wenig überraschend kaum etwas los ist. Das mit einer Tribüne mit bunten Sitzen ausgestattete Stadion kann sich aber durchaus sehen lassen, so dass wir mit dem Einstieg in diese Tour schon mal durchaus zufrieden sind.