Belgien, 1.Prov. Brabant Wallon/Bruxelles (6.Liga)
Sonntag, 19. Februar 2023, 14.30 Uhr
Etterbeek, Stade Guy Thys
Spiel Nr.2 des Tages wartet auf mich in Etterbeek, ebenfalls eine der 19 Gemeinden in der Hauptstadtregion und mit 50.000 Einwohnern eine der kleineren. Eher gehoben geht es hier zu, was aufgrund der Nähe zum angrenzenden EU-Viertel nicht wundert. Mehrere Vertretungen und Organisationen, die im Zusammenhang mit der Europäischen Kommission stehen, haben daher auch ihren Sitz in Etterbeek. Mein Hauptinteresse gilt hier aber Sechstligist RRC Etterbeek und seinem Stade Guy Thys. Die 6.Liga ist in Belgien die höchste Liga der einzelnen Provinzen. Elf Provinzen gibt es – fünf in Flandern, fünf in Wallonien und als elfte kommt die Hauptstadtregion hinzu, die offiziell als provinzfrei gilt, selbst aber de facto eine eigene Provinz ist. Allerdings gibt es nur zehn Staffeln in der 6.Liga. Und tatsächlich hat man der Hauptstadtregion keine eigene Staffel gegeben, sondern ordnete sie der Provinzliga von Wallonisch-Brabant zu, obwohl die Provinz gar nicht direkt an die Hauptstadtregion grenzt. Wenn man dann noch bedenkt, dass die Hauptstadtregion 1,2 Millionen Einwohner hat und Belgien insgesamt 11,2 Millionen Einwohner, also so ziemlich genau ein Zehntel der Bevölkerung in der Hauptstadtregion lebt, dann ist es schon komisch, warum sie keine eigene Staffel in der 6.Liga erhält. Aber das wird vermutlich wieder irgendein typisch belgisches Ding sein, um das ständig zur Diskussion stehende Gleichgewicht zwischen Flandern und Wallonien zu halten. Ergebnis ist auf jeden Fall, dass die Hauptstadtregion damit im Gegensatz zu den anderen Provinzen nicht jedes Jahr automatisch einen Aufsteiger stellt, weil der aus der besagten Staffel ja auch aus Wallonisch-Brabant kommen kann, und dadurch die Zahl der Brüsseler Vereine in den oberen fünf Ligen gemessen an der Einwohnerzahl vergleichsweise niedrig ist. Zumindest heute stehen sich in Etterbeek aber zwei Vereine aus der Hauptstadtregion gegenüber, auch wenn das nicht für viele Zuschauer im sehr schmucken Stade Guy Thys sorgt. Ich erwähne es immer wieder und natürlich gilt das auch hier: Ich liebe Stadien, die mitten in der Stadt liegen und in die man von den umliegenden Balkonen schauen kann – auch wenn das in diesem Fall niemand macht. Große Pluspunkte gibt es ebenso für das Vereinsheim, das wunderbare Bistro-Gerichte kredenzt. Und so erlebe ich hier meine nächste Premiere, denn zum ersten Mal in meinem Leben esse ich einen Croque Monsieur. Es handelt sich dabei um eine francophone Version eines Sandwiches, die es auch als Croque Madame (mit Spiegelei) gibt. Fantastisch und passt sehr gut zum Fußball! Natürlich hat auch hier das Vereinsheim wieder Museums-Charakter und bietet mit seinen großen Fensterfronten eine hervorragende Sicht aufs Spielfeld. Mit Abpfiff geht es für mich eilig zum Bahnhof Bruxelles-Nord bzw. Brussel-Noord, dem kleinsten der drei Hauptbahnhöfe der Hauptstadtregion, denn für das dritte Spiel des Tages geht es hinaus nach Flandern.