SD Compostela – Ourense CF 2:1

Spanien, Segunda Federación RFEF – Grupo 1 (4.Liga)
Sonntag, 5. Februar 2023, 19 Uhr
Santiago de Compostela, Estadio San Lázaro

Unser letztes Spiel dieser Tour – und endlichen machen wir das Stadion in Santiago de Compostela. Überraschend ist, dass es nicht nach dem heiligen Jakobus benannt ist, dem die Stadt ihren Pilgerweg und den ganzen damit verbundenen Hype verdankt, sondern nach dem heiligen Lazarus, der nie etwas mit der iberischen Halbinsel zu tun hatte. Hintergrund ist aber ganz einfach der, dass das Stadion in dem nach Lazarus benannten Stadtteil San Lázaro liegt. Vermutlich gab oder gibt es in der Nähe einen Friedhof, denn Lazarus ist der Patron der Totengräber. Er soll einst von Jesus wieder zum Leben erweckt worden sein. Bislang noch nicht wieder von den Toten auferstanden ist die SD Compostela, die von 1994 von 1998 in der Primera Division spielte, dann aber immer weiter abstürzte und wegen Zahlungsunfähig 2004 in die 5.Liga strafversetzt wurde. Man muss aber dazu sagen: Abgesehen von diesen vier Spieljahren in der 1.Liga war die SD Compostela immer ein Fahrstuhlverein zwischen 3. und 4.Liga. Ein Relikt der goldenen Zeit in den 90er-Jahren ist das 1993 eröffnete Estadio San Lázaro. Beim Baubeginn 1991 war der Verein gerade in die 2.Liga aufgestiegen und schon da war klar, dass das alte Estadio Santa Isabel den neuen Sphären, in die der Verein gelangt ist, nicht mehr genügt. Umso praktischer, dass es rechtzeitig kurz vor dem Aufstieg in die 1.Liga fertig wurde, für die das Estadio Santa Isabel erst recht nicht mehr ausreichend gewesen wäre. Es stand übrigens bis 2003 und war bis dahin Spielort der zweiten Mannschaft. Und ebenfalls erwähnenswert: Eingeweiht wurde das Estadio San Lázaro 1993 mit einem Blitzturnier mit River Plate, dem São Paulo FC, Deportivo La Coruña und dem CD Tenerife. Das erste Tor in diesem Stadion erzielte dabei Bebeto. Inzwischen ist das Estadio San Lázaro mit seinen markanten Flutlichtern für die 4.Liga natürlich vollkommen überdimensioniert und so bleiben auch heute gegen den Ourense CF (nicht zu verwechseln mit dem von uns in der Vorwoche in Vigo gesehenen Stadtrivalen UD Ourense) die meisten Sitze leer. Ebenfalls noch aus der goldenen Zeit in der Primera Division stammt die 1995 gegründete Ultras-Gruppe Fende Testas, die zwar Zaunfahnen aufhängt, mit ihren etwa 20 Leuten aber akustisch nicht in Erscheinung tritt. Kurios: Man könnte meinen, dass es aufgrund der Nähe eine Rivalität mit Celta Vigo gibt. Stattdessen gibt es aber sogar eine Fanfreundschaft mit dem Verein aus der größten Stadt Galiciens. Hauptrivale ist stattdessen Deportivo La Coruña. Passenderweise haben wir unser Hotel im Stadtteil San Lázaro, so dass wir nach dem Spiel zu Fuß gehen können. Passenderweise gibt es in dem Stadtteil auch noch ein geöffnetes Restaurant, das unter anderem einen unglaublich genialen Tomatensalat serviert. Und ebenfalls passenderweise liegt San Lázaro im Osten von Santiago de Compostela und zwar direkt an der Autobahn in Richtung Flughafen, so dass nach ein paar Stunden Schlaf der Weg am frühen Morgen nicht mehr weit ist. Wir freuen uns schon auf die leeren Sitzreihen im Ryanair-Flieger, in denen wir uns lang machen können, haben aber die Rechnung ohne die giftige Crew an Bord gemacht. Die scheint das unglaublich zu nerven, dass sich jeder hinsetzt, wo es ihm gefällt. Bei den drei Flügen zwischen Memmingen und Santiago de Compostela in den letzten zehn Tagen war das zwar nie ein Problem, jetzt aber schon. Vermutlich deshalb, weil Ryanair ja eigentlich mit der Option Geld verdienen will, sich vor dem Flug einen Sitzplatz auszuwählen. Da wir aber genau wussten, dass ohnehin fast alle Plätze frei sind, haben wir diese kostenpflichtige Option nie gewählt und uns einen zufälligen Sitzplatz zuteilen lassen. Jetzt aber kommt die Crew ernsthaft auf die Idee, nach dem Schließen der Flugzeugtüren mal alle Bordkarten zu überprüfen – wie Schaffner im Zug. Und natürlich sitzt niemand auf dem Platz, auf dem er sitzen soll. Das war ja wie gesagt auch in den vergangenen Tagen nie ein Problem. Dieses Argument lässt die Crew aber nicht gelten und begründet dies mit einem Gewichtsausgleich, der vorher berechnet wurde und anhand dessen die Sitzplätze verteilt wurden. Das klingt auf den ersten Blick zwar schlüssig, aber schnell wird klar, dass es doch nur reine Schikane ist, weil stellenweise Leute ihre Plätze einfach nur gegenseitig tauschen müssen. An der reinen Belegung der Sitze ändert sich in diesem Fall also gar nichts. Dann kann es ja nur am Gewicht der einzelnen Personen liegen – und das ist ja bei der angeblichen Berechnung vor dem Boarding vollkommen unbekannt. Ein unschöner Abschluss von zwei wirklich schönen Galicien-Touren. Mäddes wird das Spielchen kommende Woche noch einmal machen, weiterhin getrieben von der Angst, dass diese Flugverbindung nicht rentabel sein kann und deshalb bald abgeschafft wird. Mich wird es dagegen wieder zurück nach Bielefeld ziehen.