Samstag, 29. Februar, 16 Uhr
Strassen, Complexe Sportif Jean Wirtz
Nach langer Zeit darf es mal wieder Luxemburg sein. Und so wie jedes Mal frage ich mich wieder, warum man eigentlich nicht häufiger das Großherzogtum ansteuert. Bodenständiger Fußball ohne Kommerz und Firlefanz, mit dem man sich aber trotzdem für den Europapokal qualifizieren kann. Wäre Luxemburg doch nur nicht so weit weg... Interessant ist Luxemburg auch aufgrund seiner Dreisprachigkeit, was bei der überschaubaren Größe des Landes schon bemerkenswert ist. Verkehrssprache ist Französisch, weshalb alle Straßenschilder auf Französisch sind. Schriftsprache ist dagegen meist Deutsch. So erscheinen die Tageszeitungen wie das „Luxemburger Wort“ auf Deutsch. Die Luxemburger selbst unterhalten sich meist auf Letzeburgisch miteinander, ein deutscher Dialekt, der dem saarländischen sehr ähnelt. Der herrscht auch im Radio vor. Ein buntes Durcheinander, das dazu führt, dass die meisten luxemburgischen Orte mehrere Schreibweisen haben. Das gilt auch für unser erstes Ziel im Großherzogtum: das an Luxemburg-Stadt grenzende Strassen. Auf Letzeburgisch nennt es sich Stroossen und beide Schreibweisen machen deutlich, dass das 10.000-Einwohner-Städtchen etwas mit einer Straße zu tun haben muss. Gemeint ist die alte römische Militärstraße, die in der Antike von Trier ins belgische Arlon führte und dabei auch Strassen durchquerte. Irgendwelche historischen Bauten sucht man in Strassen allerdings vergeblich, alles wirkt sehr modern, nüchtern und völlig unspektakulär. Zu den gefühlt ältesten Bauwerken von Strassen gehört die Holztribüne des nach einem früheren Bürgermeister Jean Wirtz benannten Complexe Sportif, die aber auch erst aus dem Jahr 1963 stammt. Dort ist heute immerhin ein bisschen etwas los, denn zu Gast ist die US Mondorf, die zu den wenigen Vereinen Luxemburgs gehört, bei denen es eine Ultras-Gruppe gibt. Sieben Leute zwar nur, aber immerhin. In der ersten Halbzeit machen die gar nichts, doch in der zweiten werden durchweg Lieder gesungen – und fast jedes ist richtig gut. Franco-italienische Gesänge mit schönen Melodien. Ansonsten geht es wie erwartet beschaulich zu im Complexe Sportif Jean Wirtz, offiziell 188 Zuschauer sind anwesend. Für Luxemburgs oberste Liga ist das schon gut. Verblüfft sind wir, dass das Spiel überhaupt angepfiffen wird, denn durch den dauerhaften Regen befindet sich der Rasen in einem eigentlich unbespielbaren Zustand. Die Greenkeeper müssen in der Halbzeitpause ganze Arbeit leisten, doch im Strafraum ist schon vor dem Spiel nichts mehr zu machen. Mit flachen Schüssen braucht man es heute gar nicht erst versuchen, denn die Bälle bleiben im Schlamm des Fünfmeterraums einfach liegen. Während im angrenzenden Rheinland-Pfalz deshalb heute sogar Spiele in der Bumsliga abgesagt wurden, lässt man in Luxemburg trotzdem munter anpfeifen, was diese Liga einmal mehr sehr sympathisch macht. Da ist wohl selbst die moldawische Liga professioneller aufgestellt.