SF Oesterholz/Kohlstädt - SF Berlebeck/Heiligenkirchen 1:2

Deutschland, Kreisliga A Detmold (9.Liga)
Dienstag, 26. April 2022, 19.45 Uhr
Schlangen, Sportplatz am Paradies   

Es gibt Grounds, die überzeugen mit Ausbau, und es gibt Grounds, die überzeugen mit Lage. Letzteres gilt ganz klar für den Sportplatz in Oesterholz-Haustenbeck. Schon allein der Name des Ortes, der zu Schlangen gehört, ist mysteriös, denn Haustenbeck ist ein Geisterdorf. Es liegt inmitten des 116 Quadratkilometer großen Truppenübungsplatzes Senne, der sich zwischen Bielefeld und Paderborn erstreckt. Angelegt hat ihn bereits 1817 die preußische Armee, doch massiv ausgebaut und erweitert wurde er ab 1936 von der Wehrmacht. Im Weg stand dabei das Dorf Haustenbeck, das von den Nazis einfach rigoros geräumt wurde und somit Teil des Truppenübungsplatzes wurde. Reste des Dorfes stehen bis heute, darunter ein paar alte Fassaden, die Kirche (die nur noch eine Ruine ist) und der Friedhof. Der Name von Haustenbeck hat jedoch überlebt, denn das Nachbardorf Oesterholz, in das Haustenbeck 1939 offiziell eingemeindet wurde, nennt sich bis heute Oesterholz-Haustenbeck und hält die Erinnerung somit am Leben. Seit dem Zweiten Weltkrieg gehört der Truppenübungsplatz der britischen Armee, die hier in der Gegend ja stark präsent ist. Gleich vier Standorte der britischen Rheinarmee befinden sich in der Senne. Und die macht die Regeln auf dem Truppenübungsplatz, der zu bestimmten Uhrzeiten auch von uns Zivilisten durchfahren werden darf. Es gilt dabei ein striktes Anhalteverbot. Aussteigen darf man erst recht nicht. Das hängt vor allem damit zusammen, dass regelmäßig NATO-Truppen auf dem Gelände üben und daher überall Munition herumliegen kann. Die britische Range Patrol fährt hier wohl regelmäßig Streife. Es drohen bei Verstoß "empfindliche Strafen", wie es heißt. Im Internet ist da etwas von "bis zu 50.000 Euro" zu lesen. Zudem gilt ein generelles Tempolimit von 60, das ebenfalls kontrolliert wird. Im Auge hat man dabei wohl in erster Linie die deutsche Tuning-Szene, die das abgelegene Gelände für sich entdeckt hat und hier illegale Rennen fahren soll. Da der Sportplatz von Oesterholz-Haustenbeck genau am Rand des Truppenübungsplatzes liegt, entscheide ich mich heute natürlich für die kompliziertere Anreise, nämlich quer durch das Gelände. Ziel ist, auf dem Weg zum Ground noch das Geisterdorf mitzunehmen. Dafür ist erst mal ein wenig Recherche notwendig, denn die britische Armee veröffentlicht quasi tagesaktuell im Internet, zu welchen Zeiten welche Straßen des Truppenübungsplatzes offen sind. Allerdings mit recht sperrigen Bezeichnungen wie etwa "Schranke P45". Da muss man erst mal herausfinden, wo die ist. In meinem Fall komme ich leider nicht wie gewünscht voran und stehe auf dem Weg zum Geisterdorf trotz Recherche tatsächlich vor einer verschlossenen Schranke. Na gut, dann halt nicht. Es ist auch so interessant genug, über den Truppenübungsplatz zu fahren. Andere Autos sind kaum unterwegs, die Range Patrol sehe ich kein einziges Mal, so dass man doch mal anhalten und kurz aussteigen kann. Eine Schranke, die vor Schusswaffen warnt, steht auch gleich hinter dem Sportplatz von Oesterholz-Haustenbeck, der an gleich zwei Seiten unmittelbar an den Truppenübungsplatz grenzt. Ein Ausbau ist praktisch nicht vorhanden, nur das verlängerte Dach des Vereinsheims und auf der anderen Seite eine Mini-Tribüne stechen heraus. Aber hier zählt wie gesagt die Lage. Im Duell der Sportfreunde gibt es obendrauf ein sehr spannendes Spiel zu sehen, das die favorisierten Gäste knapp für sich entscheiden können. Auch zurück nach Bielefeld geht es über den nun stockdusteren Truppenübungsplatz, der jetzt richtig gruselig wirkt. In den 20 Minuten kommt mir nur ein einziges Auto entgegen. Endzeitstimmung wie bei Walking Dead. Durch den massiven Wildwechsel (das von der Außenwelt quasi abgeschnittene Gelände ist ein wichtiger Rückzugsort für Tiere geworden) kommt man eh nur mit Tempo 20 voran. Fehlt nur noch, dass jetzt die ganzen roten Lampen am Wegesrand anspringen, die bei Schussbetrieb leuchten. Aber dazu kommt es glücklicherweise nicht und das hätte die britische Armee ja auch angekündigt. Hoffentlich.