CF Kurdistan Bochum – Rot-Weiß Ahlen 1:5

Deutschland, Westfalenpokal (1. Runde)
Mittwoch, 18. August 2021, 18.30 Uhr
Bochum, Sportplatz Heinrich-Gustav-Straße

Was für eine geile Spielansetzung! Allerdings war mir lange Zeit gar nicht klar, ob diese Erstrundenpartie im Westfalenpokal tatsächlich stattfindet. Regionalligist Rot-Weiß Ahlen ist sie nicht mal eine Meldung wert – weder auf der Homepage noch auf Social Media. Die Gastgeber veröffentlichen zwar etwas, allerdings nur auf Kurdisch, was mit Hilfe des Google-Translators nicht übersetzbar ist. Anhand der Bilder erkennt man wenigstens, dass das irgendetwas mit dem Spiel zu tun haben muss und man wohl strikt auf die Einhaltung der 3G-Regeln pocht. Also fahren wir einfach mal mit dem Zug nach Bochum. Der CF Kurdistan spielt auf der Anlage des Werner SV im Stadtteil Werne. Abgefuckte Anlage, abgefuckter Stadtteil – geil! Gut auch per ÖPNV zu erreichen, ab dem Bahnhof Langendreer West sind es nur noch etwa zehn Minuten zu Fuß. In den grauen Bochumer Amateurfußball mischt sich heute zumindest ein bisschen Regionalliga-Glamour, wie man schon am parkenden Ahlener Mannschaftsbus vor dem früheren Eingangsbereich sieht. Hier kommt schließlich sonst niemand mit einem Mannschaftsbus. Und apropos Bus: Wenn ich an Ahlen denke, muss ich unweigerlich an den Frühling 2001 denken. Meine Stuttgarter Kickers spielten damals noch in der 2. Bundesliga, wir waren unterwegs im Fanbus zum Auswärtsspiel am Gladbacher Bökelberg. Doch als wir dort bei der Ankunft aus den Fenstern schauten, sahen wir kein Grün, sondern nur Rot. Denn: Das zeitgleiche Spiel von LR Ahlen (wie der Verein damals noch hieß) war abgesagt worden und weil die Ahlener Fans schon unterwegs waren, hatten sie beschlossen, nach Mönchengladbach zu fahren und sich dort in den Gästeblock zu stellen – so wie man das damals halt gemacht hat. Nicht ganz im Sinne des Erfinders war allerdings, dass die Ahlener dort ihren eigenen Verein anfeuerten, der ja damals ebenfalls in der 2. Bundesliga spielte, was zu einer klaren Ansage von Stuttgarter Seite führte, woraufhin sich die Ahlener beleidigt zurückzogen. Anfang August 2001 besuchte ich dann noch ein Heimspiel im Ahlener Wersestadion (gegen Fürth) und seitdem hatte ich nie wieder irgendeine Begegnung mit Ahlen, ehe es nun fast genau 20 Jahre später bei Kurdistan Bochum wieder soweit ist. Die Ahlener Szene hat sich seitdem sehr verändert, sie war sportlich aber natürlich auch großen Schwankungen unterworfen. Zuletzt spielte man überwiegend in der Oberliga Westfalen. Heute sind etwa zehn Ultras mit einer Fahne mit Vereinswappen dabei. Kein Support, stattdessen schaut man sich die ganze Zeit sehr aufmerksam um. Es lungern aber auch einige Leute vom VfL Bochum rum, teilweise mit entsprechenden Klamotten. Es passiert aber nichts, zumal ein sehr grimmiger Security-Dienst vor Ort ist, der wie angekündigt den 3G-Nachweis sehr, sehr streng kontrolliert. Ansonsten einfach krass viele Kurden da. Da weiß man im Umkehrschluss bei jedem Alman sofort: Entweder Ahlener, VfLer oder Hopper. Abgesehen von der Security sind die Gastgeber aber wirklich cool drauf, kredenzen eine richtig gute Sucuk (2,50 Euro), langen dafür aber beim Bier (3 Euro für ein Moritz Fiege im Pappbecher) ordentlich zu. Immerhin gibt es überhaupt Alkohol. Dass Kurdistan nach zehn Minuten mit 1:0 in Führung geht, bringt richtig Leben in die Bude. Was für ein Torjubel! Aber leider bekommt Ahlen das Spiel doch sehr schnell in den Griff und gewinnt am Ende mit 5:1. Am Kiosk noch stilecht ne gemischte Tüte und ein paar Moritz Fiege für die Rückfahrt einladen, dann war‘s das leider auch schon wieder. Hat echt Spaß gemacht, wie eigentlich immer im Ruhrpott!