TV Herkenrath – SV Lippstadt 0:2

Deutschland, Regionalliga West (4. Liga)
Samstag, 23. Februar 2019, 14 Uhr
Bergisch Gladbach, Stadion an der Paffrather Straße

Der TV Herkenrath gehört zu den Unsympathen des deutschen Fußballs. 2009 stieg der Stadtteilverein aus Bergisch Gladbach in die Kreisliga C ab, keine zehn Jahre später spielt er in der Regionalliga. Das geht natürlich nicht mit rechten Dingen zu, sondern liegt an einem reichen Gönner. In dem Fall an Manfred Faber, Geschäftsführer einer Steuerberatergesellschaft, dem ganz große Pläne vorschweben. Zumindest vorgeschwebt haben, denn in der vergangenen Saison hat sich der Mäzen zurückgezogen. Konsequenz: Die teuersten Spieler musste der TV Herkenrath von der Gehaltsliste streichen und abgeben, weshalb es nicht sonderlich wundert, dass der einst so ambitionierte Verein jetzt Tabellenletzter der Regionalliga West ist. Es droht der finanzielle Kollaps, weshalb es wohl nicht nur sportlich weit nach unten gehen dürfte. Die Rede ist sogar vom Neuanfang in der Kreisliga. Mit dem Aufstieg in die Regionalliga musste der TV Herkenrath seinen Stadtteil verlassen und ins Stadion an der Paffrather Straße in Bergisch Gladbach ziehen. Dort interessiert sich keine Sau für den Verein. Zum letzten Heimspiel vor der Winterpause kamen gegen den 1.FC Köln II lediglich 90 Zuschauer ins Stadion. In der Regionalliga. Offiziell sind es heute 117 Zuschauer, also immerhin dreistellig, aber wenn man die gut 40 Lippstädter und die knapp 30 Hopper abzieht, dann ist es wirklich erschreckend, was für eine mickrige Resonanz der TV Herkenrath erfährt. Für mich ist das Spiel Auftakt zu einer kleinen Zug-Tour durch NRW, das an diesem Wochenende schon ganz im Zeichen des rheinischen Karnevals steht. Schon ziemlich hart, was allein vor dem Kölner Dom los ist, wenn am selben Tag auch noch FC-Heimspiel ist. Deutlich beschaulicher zu geht es in Bergisch Gladbach (110.000 Einwohner), das zwar die Geburtsstadt von Heidi Klum ist, aber trotzdem nicht sonderlich schillernd wirkt. Dass über der Fußgängerzone das Bayer-Leverkusen-Wappen thront, passt irgendwie ganz gut ins Bild. Lippstadt sei Dank ist im Stadion dafür umso mehr los. Das ist jetzt schon mein viertes Spiel des Spielvereins innerhalb von zwei Jahren und ich muss sagen, dass ich wirklich zu einem Liebhaber der Lippstädter Ultras geworden bin. Die holen aus ihrer überschaubaren Größe viel heraus. Macht immer Spaß, denen zuzuschauen. Und in dem Fall sei dem SV Lippstadt der Sieg aufgrund des unsympathischen Gegners gleich doppelt gegönnt. Ein Glück auch, dass sich das Stadion in Bergisch Gladbach nur zehn Gehminuten vom Bahnhof entfernt befindet, so dass einem Doppler nichts im Wege steht...