US Lavis – FC Obermais 2:2

Italien, Eccellenza Trentino Alto Adige (5. Liga)
Ostermontag, 2. April 2018, 16 Uhr
Lavis, Stadio Mario Lona

Nach drei fußball- und ultras-reichen Tagen in bella Italia muss eine eintägige Zwangspause eingebaut werden. Denn: Fußball wird am Ostersonntag im erzkatholischen Italien natürlich nicht gespielt. Da steht die Kirche immer noch über König Calcio. Gut so! Alle Grundsätze hat das Fußball-Business also nicht über Bord geworfen. Der spielfreie Ostersonntag wird damit zum Reisetag, um die 600 km in den hohen Norden Italiens abzuspulen. Dauert mit der Trenitalia ja gerne mal etwas länger... Immerhin gelingt es mir so, an einem Umsteigebahnhof für meinen Gastgeber der nächsten zwei Nächte noch ein Riesen-Osterei zu besorgen – das klassische Ostergeschenk in Italien. Der Ostermontag beginnt dann nach wie üblich kurzer Nacht in Merano ungewohnt angespannt, denn der FC Obermais, der in der vergangenen Saison noch bis zum letzten Spieltag um den Aufstieg in die Serie D mitgespielt hat, steckt so sehr in Abstiegsnöten, dass man jetzt schon mehr als nur ein Wunder benötigt. In Italien ist das aber leider immer schwer zu sagen, wie viele Punkte man noch sammeln muss, denn die exakte Anzahl der Absteiger steht erst nach Saisonende fest. Das hängt mit dem völlig irren Auf- und Abstiegsmodus zusammen, denn in Italien kann man zum Beispiel über den Gewinn des Pokals eine Liga aufsteigen. Mit dem SC Sankt Georgen steht in diesem Jahr ein Südtiroler Verein im Finale des italienischen Amateurpokals (gegen Trani aus Apulien; das Finale wird in Florenz ausgetragen) und das kann noch Auswirkungen auf die Anzahl der Absteiger in der Eccellenza haben. Ziemlich wirr. Klar ist hingegen, dass im 10 km nördlich von Trento gelegenen Lavis gepunktet werden muss, sonst werden die Lichter immer dunkler, zumal man in den noch verbleibenden fünf Saisonspielen unter anderem bei Spitzenreiter Virtus Bolzano und dem Tabellenvierten Comano antreten muss. 35 Meraner Ultras treten die einstündige Reise ins Trentino an und erleben bei der Ankunft am netten Stadio Mario Lona mal wieder, wie herrlich italienisch dieser Landstrich ist. Acht Euro kostet der Eintritt, aber natürlich liegen keine Zwei-Euro-Münzen als Wechselgeld bereit. Stattdessen macht der Kassier kurzerhand das Angebot, dass man sich anstelle von Rückgeld ein Gratis-Bier an der Stadionbar abholen kann. Das ist Italien – und natürlich willigen ausnahmslos alle Gästefans ein. Überhaupt ist man hier betont gastfreundlich und hat heute beispielsweise sämtliche Aushänge zweisprachig auf Italienisch und Deutsch beschriftet, was im Trentino wirklich eine Ausnahme ist. Ist ja eigentlich auch gar nicht notwendig, denn jeder Südtiroler spricht Italienisch und gerade Merano ist ja sehr italienisch geprägt, wie man speziell an der Curva Sud vom Stadtteilclub FC Obermais sieht. Auf dem Rasen hält sich die US Lavis dafür mit Geschenken zurück, aber immerhin einen Punkt kann der FC Obermais einsacken. Man weiß noch nicht, ob man sich darüber wirklich freuen kann. Der Support der Meranesi ist guter Durchschnitt, durch den abnormalen Wind, der an diesem Nachmittag hier durchs Tal peitscht, dürfte aber nur wenig auf dem Spielfeld angekommen sein. Die sehr gelungene Italien-Tour endet damit im Kreise von pochi ma buoni, aber die Abschiedstränen sind nicht allzu üppig, denn schon in zwölf Tagen gibt’s ja ein Wiedersehen – und dann wird's historisch!