US Cremonese – AS Lucchese Libertas 1:0

Italien, Serie C – Girone A (3. Liga)
Samstag, 22. April 2017, 14.30 Uhr
Cremona, Stadio Giovanni Zini

Gute Arbeit geleistet haben die Spielplangestalter der italienischen Serie C, denn die Heimspiele der beiden Tabellenführer der Girone A – Cremonese und Alessandria – werden heute (drei Spieltage vor dem Ende der regulären Saison) mit einem angenehmen Abstand von sechs Stunden angepfiffen. Getrennt werden beide von nur einem Punkt in der Tabelle und 130 Kilometern auf der Autobahn. Das könnte besser nicht laufen. Den Auftakt darf der Spitzenreiter und ehemalige Erstligist (zuletzt 1996) US Cremonese aus der sehenswerten Geigenbauerstadt Cremona machen. 4.500 Zuschauer kommen ins typisch italienische Stadio Giovanni Zini, vor allem die Curva ist – mit Unterstützung der Freunde aus Vicenza – gut gefüllt. Dort gibt es zum Spielbeginn eine Überziehfahne samt rotem Rauch zu sehen, was ein nettes Bild abgibt, gefolgt von 90 Minuten, in denen sich die Curva als gut aufgelegt zeigt und akustisch durchaus zu gefallen weiß. Man merkt, dass die finale Saisonphase anbricht und Cremonese sportlich exzellent dasteht. Wieder einmal erweist sich die goldene Regel für Italien als richtig, wonach man bei der Auswahl der Spiele, die man ansteuern möchte, ab April noch mehr als sonst auf die sportliche Konstellation achten sollte. Wenn es um den Aufstieg geht, drehen die italienischen Kurven – und das gilt dann ganz besonders für die Playoffs, mit deren Besuch man fast nie etwas falsch machen kann – zu Höchstleistungen auf. In deutschen Fanzines und Facebook-Berichten bekommt man in solchen Fällen oft die Floskel „Stimmung wie in der guten, alten Zeit in Italien“ zu lesen, was so auch nicht richtig ist. Natürlich ging früher in Italien die Post mehr ab, aber nach nun 100 gesehenen Spielen in Italien wage ich zu behaupten: Der Unterschied zwischen damals und heute ist nicht so groß wie in Deutschland oft behauptet wird. Auch heute bekommt man im richtigen Moment fantastische Kurven zu sehen, auch früher war nicht jedes Spiel ein Treffer. Denn: Dauersupport ohne Bezug zum Spiel ist zwar etwas, das in Deutschland als typisch Ultras und typisch italienisch gelten mag, es stimmt aber nicht. Wahrscheinlich noch mehr als die deutschen sind die italienischen Ultras auf die sportliche Situation fokussiert. Ein Wort noch zu den Gästen aus Lucca: Die 15 Ultras erreichen den Gästeblock mit zehn-minütiger Verspätung, können sich akustisch gegen die Heim-Curva nicht durchsetzen, fallen aber durch das dauerhafte Schwenken von drei großen Fahnen auf. Starke Oberarme!