Deutschland, A-Junioren-Landesklasse Brandenburg – Staffel Süd
Sonntag, 18. Juni 2023, 12 Uhr
Cottbus, Stadion Schlachthofstraße
Wenn ich schon mal so ganz tief im Osten bin, dann bleibe ich natürlich nicht nur einen Tag, sondern hänge an den Samstag in Eisenhüttenstadt auch noch einen Sonntag in Cottbus (95.000 Einwohner) dran. Damit geht es erneut in eine Stadt, in der der Tourismus im Prinzip keine Rolle spielt. Überraschenderweise gibt es aber in Cottbus mit dem Pücklerticket ein Angebot für Touristen, mit dem man für insgesamt 4,50 Euro nicht nur 24 Stunden lang Bus und Straßenbahn nutzen kann, sondern das auch ermäßigten Eintritt „in bestimmten Museen und Freizeiteinrichtungen der Stadt Cottbus“ gewährt. Das wirft die Frage auf: Wer war dieser Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871), nach dem das Touristen-Ticket von Cottbus benannt ist und dessen Konterfei sogar auf das Ticket gedruckt wird? Auf jeden Fall eine Person, an der sich die Geister geschieden haben – und damit eigentlich richtig passend für Cottbus. Der Fürst von Pückler-Muskau war Weltreisender, Abenteurer, Landschaftsarchitekt („Altmeister der deutschen Gartenkunst“), Schriftsteller und Generalleutnant, aber auch sehr umstrittener Frauenheld. Sozusagen der Casanova der Lausitz. Finde ich stark, nach so einer Person das Touristen-Ticket zu benennen, zumal ihr Bekanntheitsgrad außerhalb von Cottbus und der Lausitz bei Null liegen dürfte. Spannend finde ich in dieser Ecke auch die Zweisprachigkeit, denn Straßenschilder und sogar das Schild des Cottbuser Hauptbahnhofs, der noch jede Menge DDR-Flair hat, gibt es immer auf Deutsch und Sorbisch. Ich finde es gut, dass die Minderheiten in Deutschland geschützt werden und sie Sonderrechte genießen. Da die Sorben in Cottbus nur 1,5 Prozent der Bevölkerung ausmachen, mag das etwas übertrieben wirken, aber trotzdem ist das wichtig – auch wenn man das aus der Perspektive der Mehrheitsbevölkerung vielleicht anders sieht, zumindest wenn die Sensibilität fehlt. Mein erstes Ziel des Tages ist die Schlachthofstraße (oder Pśi zarězarni), an der der VfB Cottbus seine Heimspiele austrägt. In diesem Fall ist es seine A-Jugend, die den FSV Glückauf Brieske/Senftenberg empfängt. Den Gastverein sehe ich damit schon zum zweiten Mal an diesem Wochenende, denn seine Herren gastierten ja gestern in Eisenhüttenstadt. Das Stadion an der Schlachthofstraße klingt vom Namen her besser als es ist, denn einen Ausbau gibt es nicht. Allerdings hier und dort ein Bänkchen, nette Details und insbesondere das Funktionsgebäude kommt wirklich direkt aus der DDR.