Deutschland, Bezirksliga Stuttgart (8.Liga)
Sonntag, 11. Juni 2023, 15 Uhr
Stuttgart, Götzenberg-Arena
Es ist ein ganz besonderes Wochenende für mich, denn hoher Besuch aus dem Siegerland ist zu Gast. Die Herkulesaufgabe: In nur 48 Stunden Baden-Württemberg zeigen – und dabei auch noch Fußball einbauen. Wir beschließen somit, den Samstag bei allerbestem Wetter am Bodensee und den Sonntag in Stuttgart zu verbringen. Leider fällt bei unserem Bodensee-Samstag mit den Stationen Meersburg und Konstanz der Fußball ins Wasser, denn beim bereits als Meister feststehenden TV Konstanz II tritt der Gegner nicht an und somit bleibt der Tag für uns fußballlos. Abgesehen davon aber dennoch ein wunderschöner Tag am Schwäbischen Meer. Am heutigen Sonntag wartet auf uns ein ziemlich vollgepackter Tag in Stuttgart. Die Landeshauptstadt liegt bekanntlich in einem Talkessel und wenn man auf dem schnellsten Wege anreist, also mit der S-Bahn, bekommt man davon gar nichts mit, denn diese fährt unterirdisch in den Talkessel hinein. Die etwas länger dauernde, aber landschaftlich wesentlich reizvollere Alternative ist die Fahrt mit dem Zug nach Stuttgart, denn dieser fährt über die sogenannte Panoramastrecke oben auf der Kesselspitze U-förmig zum Hauptbahnhof. Leider soll diese Panoramastrecke, über die alle vom Süden her kommenden Züge fahren, im Zuge von Stuttgart 21 aufgegeben werden. Dann werden die Züge ebenfalls unterirdisch über den neuen Flughafen-Bahnhof nach Stuttgart fahren. Wenn man das Touri-Programm abspult, geht es im Hauptbahnhof normalerweise direkt auf den Bahnhofsturm hinauf, von dem aus man ebenfalls einen guten Blick auf die Innenstadt-Bezirke und die Stuttgarter Weinberge hat. Leider ist auch dieser im Zuge von Stuttgart 21 geschlossen worden. Es bleibt somit nur der große Bruder – der Fernsehturm oben neben dem Kickers-Stadion, der der älteste Fernsehturm der Welt ist. Glücklicherweise habe ich mir für Tage wie diesen eine absolute Ground-Perle in Stuttgart aufgehoben: den TSV Uhlbach. Uhlbach wurde 1937 nach Stuttgart eingemeindet, ist seitdem der östlichste Stadtteil, wirkt aber gar nicht wie ein Stuttgarter Stadtteil. Denn er liegt etwas isoliert inmitten von Weinbergen und hat überhaupt nichts Urbanes an sich. Der Weinbau ist in Uhlbach noch immer das große Thema. Wir fahren aber natürlich nicht einfach nur nach Uhlbach, sondern nehmen ab dem Bahnhof Untertürkheim den Bus durch die Weinberge hindurch hinauf zum Württemberg. Der Württemberg heißt eigentlich Rotenberg und auf ihm steht die berühmte Grabkapelle, die eines der Wahrzeichen von Stuttgart und Württemberg ist. Erbauen ließ sie König Wilhelm I. von Württemberg in Jahren 1820 bis 1824 in Erinnerung an seine verstorbene Frau, Zarentochter Katharina Pawlowna. Ein Symbol für ewige Liebe, die über den Tod hinaus geht. Vor der Grabkapelle stand auf dem Rotenberg damals längst verfallene Burgruine Wirtemberg, die die Stammburg des Hauses Württemberg und damit auch Namensgeberin des Landes war. In Erinnerung daran ließ König Wilhelm II. von Württemberg (nicht zu verwechseln mit dem zeitgleich regierenden Kaiser Wilhelm II.) den Rotenberg 1907 in Württemberg umbenennen. Vom Württemberg aus kann man herrlich durch die Weinberge hindurch nach Uhlbach gehen, wo heute – ohne unser Wissen – ein Weinfest stattfindet. Überall im Ort sind Biertischgarnituren aufstellt, ein wirklich angenehmer Zufall. Uns zieht es aber zur Götzenberg-Arena des TSV Uhlbach, die zwar nur einen Ausbau in Form von drei Stufen besitzt, von ihrer Lage her aber der vielleicht schönste Sportplatz in Stuttgart ist. Sportlich geht es an diesem letzten Spieltag gegen den SC Stammheim (mein drittes Spiel mit Beteiligung des SC Stammheim innerhalb von dreieinhalb Wochen) um nichts mehr, aber umso besser kann man dieses ganze Flair genießen. Mit dem inzwischen ebenfalls dazugestoßenen Michi geht es nach dem Spiel noch in eine Wein-Pinte, ehe sich am Bahnhof Stuttgart-Obertürkheim die Wege leider wieder trennen.