FLV Westfalen U17 - Namibia FA U17 2:0

Deutschland, Testspiel
Dienstag, 27. Juni 2023, 15 Uhr
Kamen, Sport-Centrum Kaiserau

Ein ganz besonderes Fußballspiel findet an diesem Dienstagnachmittag in der berühmten Sportschule Kaiserau statt, denn es trifft im U17-Bereich die Westfalen-Auswahl auf die Nationalmannschaft von Namibia. Der Hintergrund dieses Spiels ist mit Blick auf die deutsche Geschichte naheliegend: Namibia war bis zum Ersten Weltkrieg deutsche Kolonie, weshalb es eine Partnerschaft zwischen dem Fußballverband von Namibia und dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen gibt. Regelmäßig reist eine Delegation aus Westfalen in das südafrikanische Land und ebenso umgekehrt – natürlich immer in Kombination mit dem Austragen von Freundschaftsspielen. Aktuell ist die namibische U17 wieder für zwei Wochen in Westfalen und bestreitet dabei drei Spiele. Gegner sind die Herren des SV Lippstadt und des Hombrucher SV sowie eben die westfälische U17-Auswahl. Letzteres Spiel ist nicht nur interessant und exotisch, sondern es bietet auch die seltene Gelegenheit, den Sportplatz der Sportschule Kaiserau zu machen. Die ist heute sehr modern und wirkt sehr weltoffen, hat aber einen dunklen Ursprung. Denn gebaut wurde das Areal von 1938 bis 1941 für die Hitler-Jugend. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog zunächst der Deutsche Gewerkschaftsbund ein, dann 1948 der westfälische Fußballverband. Zu dem Zeitpunkt war er noch ein reiner Fußballverband wie jeder andere Landesverband in Deutschland, doch 1954 kam es zum Zusammenschluss mit dem Leichtathletik-Verband Westfalen zum bis heute existierenden FLVW. Ein Kuriosum in Deutschland: Ausgerechnet in Westfalen mit seiner großen Fußballtradition ist der Landesverband der Volkssportart Nummer 1 nicht allein für den Fußball zuständig. Ebenfalls etwas merkwürdig, dass der FLVW nicht seinen Sitz in einer großen westfälischen Fußballstadt wie etwa Dortmund hat, sondern die Sportschule Kaiserau (seit 2006 offiziell: Sport-Centrum Kaiserau) im beschaulichen Kamener Ortsteil Methler die Schaltzentrale von Deutschlands zweitgrößtem Landesverband (hinter Bayern) ist. Die ist zu Fuß gut erreichbar vom Bahnhof Methler, von dem aus sie auch sofort ausgeschildert ist – teilweise noch unter ihrem alten Namen. Ich finde das immer schön, wenn die Zeit so stehenbleibt. Direkt neben der Sportschule Kaiserau befindet sich auch die Sportanlage des lokalen Vereins SuS Kaiserau, so dass insgesamt acht Plätze nebeneinanderstehen. Da muss man erst einmal den richtigen finden, aber solch ein besonderes Spiel wird natürlich auf dem Hauptplatz der Sportschule Kaiserau ausgetragen. Ob bei dem überhaupt Zuschauer zugelassen sind, ist mir nicht ganz klar, denn im Vorfeld beworben wurde das Spiel nicht. Die frühe Anstoßzeit (15 Uhr) spricht ebenfalls nicht dafür, dass man hier viele Zuschauer haben will. Und so bin ich tatsächlich der einzige anwesende Hopper. Anwesend sind ansonsten lediglich ein paar ganze wenige Eltern und Familienangehörige der westfälischen Spieler sowie zwei Leute mit Namibia-Fahne, wobei die auch zum Reisetross der Gäste gehören könnten. Ganz klar: Hier verhält man sich als Hopper möglichst unauffällig. Dass Zuschauer auf dem Hauptplatz der Sportschule Kaiserau aber auch generell nicht vorgesehen sind, zeigt sich schon allein dadurch, dass das Spielfeld von brusthohen Hecken umgeben ist, die das Zuschauen alles andere als komfortabel machen. Spannend ist natürlich auch der Blick hinter die Kulissen, denn es gibt so manches zu entdecken – angefangen bei einer regelrechten Armada an Rasenmährobotern bis hin zum Innen des hochmodernen FLVW-Gebäudes.





























 

FC Sängerstadt Finsterwalde – Spvgg Raddusch 7:0

Deutschland, Kreisliga Südbrandenburg – Staffel Nord (10.Liga)
Sonntag, 25. Juni 2023, 15 Uhr
Finsterwalde, Friedrich-Pielenz-Sportstätte

Zu Fuß geht es die drei Kilometer vom Einheitsportplatz der Spvgg Finsterwalde zur Friedrich-Pielenz-Sportstätte des FC Sängerstadt. Drei Kilometer, auf denen einem noch einmal die DDR begegnet. Zunächst geht es vorbei an einer Poliklinik – und natürlich fährt genau in diesem Moment ein blauer Wartburg vorbei. Dahinter Industrieruinen (wobei die in der DDR sicherlich noch keine Ruinen waren) und in der Karl-Marx-Straße steht noch ein altes Ost-Kino. Die kleine Altstadt – natürlich mit Sänger-Denkmal – ist gut in Schuss, ehe vor der Friedrich-Pielenz-Sportstätte noch ein Plattenbau-Viertel wartet. Sehr repräsentative und historische spannende drei Kilometer! Dann aber hinein in die gute Stube. Zur Vereinsgeschichte habe ich ja bereits im vorherigen Bericht etwas geschrieben, daher hier nur so viel: 2016 schlossen sich Hertha Finsterwalde (sozusagen mit Hooligan-H im Vereinswappen) und die DJK Finsterwalde zum FC Sängerstadt zusammen. Wirklich höherklassig war keiner der Vereine aus Finsterwalde jemals unterwegs und auch aktuell wird lediglich 10.Liga geboten. Dafür ist aber recht viel los. Momentaner Spielort ist die Friedrich-Pielenz-Sportstätte, die mit Stufen auf beiden Geraden und der Lage zwischen den Gärten der umliegenden Häuser durchaus charmant ist. Allerdings gibt es in Finsterwalde wie gesagt auch noch das deutlich bessere Stadion des Friedens, das derzeit nur von den Jugendmannschaften des FC Sängerstadt bespielt wird. Mein Rückweg nach Bielefeld ist eigentlich gut durchgetaktet und glücklicherweise fährt direkt nach Abpfiff einer der sonntags nur wenigen Busse gleich hinter der Friedrich-Pielenz-Sportstätte ab. Kurz vor Berlin beginnt jedoch das Unheil, denn aufgrund einer Streckensperre bleibt der völlig überfüllte Zug eine volle Stunde am Bahnhof von Tropical Island liegen. Ich strande vorerst in Hannover, wo der ICE in Richtung NRW über 60 Minuten Verspätung hat. Letztendlich komme ich vier Stunden später als geplant zu Hause ein. Ein Glück ist der Hauptbahnhof von Hannover einer der wenigen in Deutschland, in dem es noch eine Bahnhofskneipe („Prost“) gibt. Ideal zum Herunterspülen des Bahn-Frustes.