FSV Zwickau – Spvgg Unterhaching 1:3

Deutschland, 3. Liga
Samstag, 4. November 2017, 14 Uhr
Zwickau, Stadion Zwickau

Italiener und Ostdeutschland – dass das überhaupt nicht zusammen passt, merkt der cane sciolto bereits am zweiten Tag unseres gemeinsamen Deutschland-Trips. Bekanntlich braucht der Italiener in regelmäßigen Abständen seinen caffè, nur darauf scheint die Gastronomie im Niemandsland zwischen Leipzig und Zwickau so gar nicht eingestellt zu sein. In Böhlen, Windischleuba oder Schmölln eine Kaffee-Bar finden – unmöglich. Das passt nicht zum hiesigen Lifestyle. Entsprechend gereizt ist die Laune beim Betreten des Zwickauer Stadions. Und sie wird beim Kontakt mit der einheimischen Szene nicht besser. Es ist ja inzwischen bekannt: Die Zwickauer Ultras suchen auch in den neutralen Bereichen gezielt nach Fremden, um sie aus dem Stadion zu werfen oder sie es gar nicht erst betreten zu lassen. Natürlich können auch wir nicht verbergen, ortsfremd zu sein, und werden angesprochen („Hallo Hopper, wo ist denn euer Zwickau-Schal?“), aber glücklicherweise sind es nicht die hellsten Köpfe vom Red Kaos, die da ihre Runden drehen, so dass die Truppe nach kurzem Dialog wieder unverrichteter Dinge abdampft. Wir sind ja auch keine Junioren mehr... Trotzdem sorgt die Begegnung natürlich während dem Spiel für reichlich Gesprächsstoff, denn der cane sciolto kann gar nicht glauben, was sich da gerade abgespielt hat. Gerade beim Thema Gastfreundschaft haben italienische und deutsche (vor allem ostdeutsche) Ultras völlig gegensätzliche Richtungen eingeschlagen. In Italien kann man sich auch im finstersten Loch einfach zu Ultras an den Tisch setzen und es ist völlig klar, dass dem Fremden eine Dose Bier hingestellt wird; freundliches Lächeln inklusive. Im Osten kann der Fremde froh sein, wenn er sein Kleingeld behält. Ein ganz erbärmlicher Versuch, den eigenen Minderwertigkeitskomplex zu bewältigen. Spiel und Stimmung rücken da beim cane sciolto in den Hintergrund, der die ganze Zeit nur mit dem Kopf schüttelt – schließlich war er bis zu diesem Zeitpunkt immer der Meinung, Zwickau sei eine sympathische, weit entwickelte Szene, der er eigentlich unbedingt bei seinem Deutschland-Trip sehen wollte.