FK Holýšov – SK Slavia Vejprnice 1:1

Tschechien, 5.Liga – Plzeňský kraj (5.Liga)
Sonntag, 28. Mai 2023, 18 Uhr
Holýšov, Stadion Holýšov

Das letzte Spiel dieser Tschechien-Tour wird für mich zweifelsohne eines sein, an das ich mich immer erinnern werde. Ich habe inzwischen rund 150 Fußballspiele in Tschechien gesehen und dabei vor allem eine Erfahrung gemacht: Man kommt schwer mit Einheimischen in Kontakt. Es sind immer alle freundlich zu einem und sofern die Kommunikation das Bezahlen am Eingang oder das Bestellen von Speis und Trank betrifft, fällt sie leicht – gerade weil viele Tschechen zumindest ein paar Brocken Deutsch können. Man kommt sich auch selbst in der untersten Liga nicht wie ein Außerirdischer vor, weil schon längst andere deutsche Hopper vor einem da waren. Während man in Deutschland in der Kreisliga wohl ziemlich verblüfft wäre, wenn da plötzlich eine Gruppe Tschechen auftaucht, scheint das umgekehrt in Tschechien irgendwie normal geworden zu sein. Aber ein wirklich tiefgründiges Gespräch hatte bislang noch nie – bis heute. Schon direkt am Eingang quatscht uns einer der Ordner in nahezu perfektem Deutsch an, ob wir Deutsche seien. Dass die Leute in Holýšov (5.500 Einwohner) gut Deutsch können, ist jetzt keine große Überraschung, denn die deutsche Grenze ist nur 40 Kilometer entfernt und viele arbeiten als Grenzgänger in Deutschland. Auch unser Ordner macht das so und so entwickelt sich ein richtig interessantes Gespräch über die wirtschaftliche Situation hier an der Grenze. Sogar auf ein Bier lädt uns der Ordner ein. Leider wird das Gespräch mit zunehmenden Alkoholkonsum ein wenig absurd. Als er meiner Freundin und mir so eine Art Frauentausch mit seiner Frau anbietet, nehmen wir dann doch ein bisschen Abstand. Das hält den Ordner allerdings nicht davon ab, weiter am Bierstand Vollgas zu geben und sich auch immer ein Schnäpschen zu bestellen. Das verträgt sich so gar nicht mit seiner eigentlichen Aufgabe, nämlich die Bälle aus dem vorbeifließenden Bach zu fischen. Und so passiert, was passieren muss: Er landet kopfüber im Bach. Eigentlich nicht witzig, denn das kann gerade bei derart betrunkenen Personen lebensgefährlich sein, aber gerade mit dieser ganzen Vorgeschichte können wir uns ein Grinsen nicht verkneifen. Der Ordner schafft es glücklicherweise aus eigener Kraft aus dem Bach heraus, marschiert patschnass und wütend direkt zum Vereinsvorsitzenden und will offenbar die Reinigung für seine Klamotten erstattet bekommen. Das wird natürlich abgelehnt und so wirft der Ordner seine Weste weg, will seinen Dienst quittieren und stampft Richtung Ausgang. Da sich aber direkt am Ausgang auch einer der beiden Bierstände befindet, dreht er kurz vorher ab und schiebt sich wieder ein Pivo nach dem anderen in den Hals. Was für ein Auftritt! Da geht fast unter, dass hier ein absolut geiles Stadion mit gleich zwei überdachten Tribünen steht. Leider wird das nicht mehr lange so sein, denn als er noch in einem etwas klareren Zustand war, sagte uns der Ordner, dass hier bald die Bagger rollen. Die Haupttribüne soll modernisiert werden, die Gegengerade am Bach mit ihren alten Kinositzen aus Holz sogar ganz abgerissen werden.