AD Ceuta FC - Xerez Deportivo FC 1:1

Spanien, Segunda División RFEF – Grupo 4 (4.Liga)
Sonntag, 6. März 2022,17 Uhr
Ceuta, Estadio Alfonso Murube
 

Der Sonntag beginnt dann mit einem Schock, denn als wir im Estadio Benoliel antanzen, um auch dort ein Spiel in der 6.Liga zu schauen, sehen wir nur Möwen auf dem Spielfeld. Hier findet nichts statt. Auf der Verbandsseite steht aber nichts von Absage, ein Ticker vermeldet sogar, dass das Spiel laufen würde und es 0:0 steht. Das ist aber ein automatischer Ticker, denn beim Blick auf die Facebookseite des Verbandes wird das Elend klar: Alle Spiele an in diesem Sonntag in Ceuta sind abgesagt – inklusive Futsal. Der Grund: Bei einem Jugendspiel wurde gestern Abend der Schiedsrichter verprügelt und der Verband möchte mit der Absage ein Zeichen gegen Gewalt setzen. Das muss natürlich unbedingt an diesem Wochenende sein, wenn wir da sind. Gut, damit steht fest, dass wir Ceuta nicht komplettieren werden. Wenigstens findet am späten Nachmittag das Spiel des AD Ceuta FC gegen Xerez statt. Facebook zeigt schon ein Mobfoto von ca. 30 Gästefans vor dem Hafen. Die Zeit bis zum Spiel verplempern wir mit Dosenbier am Strand, diesmal am Playa Benitez, und blicken hinüber auf den Felsen von Gibraltar, den man von hier aus gut sieht. Eigentlich wollten wir noch in das Dorf Benzu, das ebenfalls zur Exklave gehört und vielleicht ein andere Gesicht von der Exklave zeigt. Es liegt aber etwas außerhalb und wir befürchten, von dort nicht rechtzeitig zurückzukommen. Also geht's zeitig zum Estadio Murube, wo wir mehrfach angesprochen werden. Dass zwei Touristen in Ceuta sind, die sich hier jeden erdenklichen Fußball reinziehen, hat sich schnell herumgesprochen. Sogar der Aufpasser von der Futsal-Halle ist wieder da und fragt uns grinsend, ob wir wieder Bier dabei hätten. Und dann hinein in dieses einfach nur sagenhafte Stadion. Es liegt auf einer Anhöhe, weshalb man von den oberen Reihen einen tollen Blick auf Ceuta und das Meer hat. Dazu ist es ein richtig verfallenes Ding, wie wir es lieben. 2001 war hier übrigens Barca im Pokal zu Gast. Schön auch, dass alles frei begehbar ist und keiner einem auf den Sack geht. Die 30 Gäste von Xerez enttäuschen ein wenig, dafür sind die rund 20 Ultras von Ceuta der Matchwinner. Mir war gar nicht bekannt, dass es hier überhaupt eine Szene gibt. Die Gruppe nennt sich Grada Sur. Man muss sich ja immer vor Augen halten, wo wir hier sind. Gerade vor dem Hintergrund habe ich größten Respekt vor den Jungs. Bevor mit der letzten Fähre zurück nach Algeciras geht, füllen wir die Bierbestände noch einmal massiv auf und tigern ein letztes Mal in die Innenstadt und an den Strand. Besonders unser chinesischer Stamm-Supermarkt am Strand La Ribera wird uns vermissen, denn der hat sich in den letzten drei Tagen mit unserem Bierdurst eine goldene Nase verdient. Frühes Erscheinen am Hafen ist wegen der Grenzkontrolle angesagt (Ceuta gehört wie gesagt nicht zum Schengenraum), es geht aber alles ganz schnell. Es ist ja auch reichlich Personal vorhanden. Unglaublich, wie da wieder das Geld rausgeblasen wird. Da wird teilweise einfach nur stundenlang in Uniform gelangweilt in der Gegend herumgestanden. Heftig dafür, wie voll die Fähre ist, die kurz vorher von Algeciras ankommt. Alles voller Soldaten, die jetzt am Sonntagabend in die unzähligen Kasernen von Ceuta einrücken. Bei uns auf der Rückfahrt sind dagegen nur elf Passagiere auf dem riesigen Kahn. Bei der Ankunft in Algeciras werden noch drei, vier Döschen am Hafen getrunken und dann wieder rein ins marokkanische Assi-Hotel. Vier Stunden pennen, dann zum Busbahnhof, mit dem ersten Bus nach Malaga zum Flughafen, mit Ryanair nach Berlin und mit dem ICE zwischen lauter Ukrainern wieder nach Hause. Richtig gut war’s und noch einmal vielen Dank an den Mitfahrer aus dem Siegerland, der großen Anteil daran hatte, dass dieser exotische Trip so angenehm war!