PS Kalamata – GS Diagoras Rodos 2:0

Griechenland, Super League 2 – South (2. Liga)
Samstag, 11. Dezember 2021, 14.45 Uhr
Messini, Dimotiko Stadio
 

Einmal im Jahr nach Griechenland – das habe ich mir jetzt ganz fest vorgenommen. Denn in Sachen Fankultur, Stadien, Wetter, Essen, Menschen, Geschichte und Kultur gibt es in meinen Augen nichts Besseres in Europa. In Griechenland stimmt wirklich alles. Ein Glück, dass einige Urlaubstage übrig sind, die noch bis zum 31. Dezember verbraten werden müssen, so dass das angestrebte Ziel, einmal im Jahr in Griechenland zu sein, 2021 auf den letzten Metern doch erreicht wird. Meine Befürchtung ist lediglich, dass es mit Blick auf die Corona-Pandemie noch etwas zu früh für einen Griechenland-Trip ist, denn vom Normalbetrieb ist man selbst bei den chaotischen Helenen weiterhin ein ganzes Stück entfernt. Das gilt nicht nur für das Reisen allgemein, sondern vor allem für das Geschehen in den Stadien, was in Griechenland ja ein ganz entscheidender Faktor ist. Aber da die Urlaubstage genommen werden müssen, wage ich den Schritt. Relativ günstig geht‘s mit Ryanair von Berlin nach Athen, glücklicherweise ohne nennenswerte Probleme am Pannenflughafen BER. Mein Griechenland-Trip ist dieses Mal zweigeteilt: Zunächst geht es ein paar Tage mit dem Mietwagen über die Halbinsel Peloponnes, wo auch viel Kultur (vor allem Mykene und Olympia) eingebaut werden soll. Es folgt ein zweiter Teil in Athen, wo Bus und Bahn vollkommen ausreichend sind und dann eher der Sport (neben Fußball auch Basketball, Wasserball und Handball) in den Vordergrund tritt. Als ich den Flug gebucht hatte, lagen noch keine Terminierungen vor und so hatte ich auf ein Spiel am Freitagabend gehofft, doch der Wunsch erfüllt sich leider nicht. Das ist aber nicht schlimm, denn dadurch habe ich Zeit, mich den ganzen Freitag allein mit dem Peloponnes (auf Deutsch: Insel des Pelops) zu beschäftigen, auf dem ich bislang noch nie war. Die Halbinsel ist der südlichste Zipfel Festland-Griechenlands und beherbergt die wohl wichtigsten antiken Stätten des Landes (u.a. Mykene, Olympia, Sparta, Korinth), gilt aber auch als ein wenig abgeschnitten. So gibt es lediglich zwei Autobahnen, die sich in Korinth vereinigen und von dort nach Athen führen, und auch die meisten Zugstrecken sind stillgelegt. Eine direkte Schienenverbindung von Athen auf den Peloponnes gibt es nicht mehr. Landschaftlich ist die dünn besiedelte Halbinsel ein Traum – mit wunderschönen Küsten und einem sehr hügeligen Landesinneren mit bis zu 2400 Meter hohen Bergen. Mystisch wird es schon, wenn man den Peloponnes aus Richtung Athen erreicht, denn dann muss man über den Kanal von Korinth. Er trennt das griechische Festland vom Peloponnes und macht ihn streng genommen nicht nur zur Halbinsel, sondern zu einer richtigen Insel. Bereits in der Antike hatte man die Idee, hier so etwas wie einen Kanal zu bauen, damit Schiffe von Athen bzw. Piräus direkt in Richtung Korfu und Ionisches Meer kommen und nicht erst den ganzen Peloponnes umfahren müssen – doch die technischen Möglichkeiten reichten dafür nicht aus. Erst zwischen 1881 und 1893 konnte der Kanal endlich gebaut werden. Bis zu 84 Meter tief wurde er in die Felsen gebaut und ist gerade einmal 25 Meter breit. Was für ein Anblick! Schade, dass während meines Stopps kein Schiff durch den Kanal fährt, denn das bei der Enge ist kaum vorstellbar. Für meinen ersten Tag auf dem Peloponnes habe ich mir dann eine Stadt ausgesucht, die als die schönste der Halbinsel gilt, die aber nicht typisch griechisch ist: Nafplio. Die im Osten am Argolischen Golf gelegene Stadt (15.000 Einwohner) war lange Zeit venezianisch und wirkt daher eher italienisch. Dennoch spielt sie auch für die griechische Geschichte eine wichtige Rolle, gerade in diesem Jahr, denn 1821 – also vor genau 200 Jahren – begann die griechische Revolution, bei der sich die Griechen gegen die Osmanen erhoben und sich ihre Unabhängigkeit erkämpften. Da die Revolution auf dem Peloponnes begann, wundert es nicht, dass Nafplio von 1929 bis 1834 Hauptstadt Griechenlands war, ehe der Regierungszirkus weiter ins dann befreite Athen zog. 1833 wurde Nafplio für ein Jahr auch Residenz des neuen griechischen Königs Otto von Bayern. Das schreibe ich deshalb, weil der mir auf dieser Reise immer wieder begegnen wird – doch mehr dazu später. Gesagt sei an dieser Stelle aber auf jeden Fall, dass man hervorragend einen Abend in Nafplio verbringen kann, das mit seinen italienisch wirkenden Altstadtgassen, der Lage am Argolischen Golf und einer über der Stadt thronenden Burg zu gefallen weiß. Kein Wunder, dass hier mittlerweile der Tourismus die Haupteinnahmequelle ist. Dass man sich in Griechenland und nicht in Italien befindet, veranschaulichen aber spätestens die Fußball-Schmierereien an fast jeder Hauswand, was eben typisch griechisch ist. Dabei ist der Peloponnes auch in Sachen Fußball dünn besiedelt. Einziger Erstligist ist aktuell Asteras Tripolis, dazu hat Panachaiki aus Patras eine wirklich gute Szene und natürlich gibt es noch die ein oder andere kleine Szene, aber das war‘s auch schon auf der Halbinsel. Das Sagen haben ganz klar die Athener Vereine, wie man überall in den Städten und auf den Landstraßen anhand der unzähligen Schmierereien sieht. In der Regel ist Olympiakos die Nummer 1, das traditionell auf allen griechischen Inseln tonangebend ist, stellenweise hat aber auch – wie hier in Nafplio – eher Panathinaikos optisch die Nase vorne.   

Am nächsten Tag steht dann endlich das erste Fußballspiel auf dem Programm. Es geht hinunter nach Kalamata (70.000 Einwohner) im Süden des Peloponnes. Bekannt sind die Stadt und ihr Umland durch die schwarzen Oliven, die nach ihr benannt ist und die hier überall angebaut werden. Die Spaziergang durch Kalamata reißt mich nicht unbedingt vom Hocker – und das Regenwetter trägt nicht dazu bei, dass die Stadt schöner wirkt. Ja, ein paar Orangenbäume stehen am Straßenrand und vermitteln mediterranes Flair, aber ansonsten ist alles ziemlich heruntergekommen. Optisch am meisten präsent ist an den Hauswänden das Gate 13 von Panathinaikos, aber hin und wieder sieht man auch etwas von der lokalen Szene des ehemaligen Erstligisten PS Kalamata. Der spielt aktuell allerdings gar nicht in Kalamata, sondern weicht in den etwa 20 Kilometer entfernten Vorort Messini aus. Keine Ahnung, was an der dortigen Hütte zweitligatauglicher sein soll. Die Zuschauerzahl ist dürftig und sie wird nicht besser durch den Umstand, dass am Stadion in Messini kein Ticketverkauf stattfindet. Glücklicherweise ist es in Griechenland kein Hexenwerk, zumindest als Ausländer ohne Ticket irgendwie reinzukommen. Wesentlich mehr als für ein Ticket interessiert man sich am Eingang dagegen für ein gültiges Impfzertifikat, was im Übrigen derzeit auch für die Gastronomie in Griechenland gilt. Dass die laxen Griechen da so akribisch sind kann nur mit empfindlich hohen Strafen zu tun haben, die drohen. Das Gate 5 Kalamata ist mit etwa 25 Mann und Support vor Ort. Gästefans von der Insel Rhodos (die sich auf Griechisch ohne H schreibt) natürlich keine anwesend. Kein Catering im zwischen Olivenhainen gelegenen Stadion, aber es gibt immerhin fliegende Frappé-Händler. Das Nationalgetränk ist in Griechenland ja eine Wissenschaft für sich. Jeder hat eigene und zwar ganz genaue Vorstellungen von der Menge an Zucker und Milch, die beim Mixen des Frappé verwendet werden muss. Konkret geht läuft das hier im Stadion so: Man sagt den fliegenden Händlern auf der Tribüne, mit wie viel Milch und Zucker man seinen Frappé will. Der gibt gibt das seinem Kompagnon draußen per Handy weiter, der mit dem Moped zur nächsten Bar düst und dem Händler die Frappés schließlich durch die Gitter am Eingangstor hindurch reicht. Und dann muss die bestellte Menge an Milch und Zucker nur noch mit der tatsächlichen Menge übereinstimmen. Herrlich, dass das beim Opa eine Reihe vor mir nicht der Fall ist und der kurz davor ist, dem Händler eine aufs Maul zu hauen. Beim Frappé versteht der Grieche wirklich keinen Spaß. Deutlich unterhaltsamer als das Spiel! Zu dem gelangweilten Geschiebe auf dem Rasen kommt ein völliges Mistwetter hinzu, das alle fünf Minuten für ein paar Sekunden für übelsten Regen und Hagel sorgt. Aber immerhin habe ich als Deutscher damit deutlich weniger Probleme als die Einheimischen, die hier bei 10 Grad teilweise schon Ohrenschützer tragen.





Kanal von Korinth:



Korinth:








Nafplio:















Kalamata: