Euro League (Basketball)
Freitag, 17. Dezember 2021, 21 Uhr
Pireas, Stadio Eirinis kai Philias
Der Freitag spielt sich ohne Fußball ab, dafür aber mit Europapokal-Basketball bei Olympiakos. Bevor das am Abend der Fall ist, gibt’s aber mal wieder einen vollen Touri-Tag in Athen. Souvlaki-Frühstück unter Palmen am Omonia, dann zu Fuß zum archäologischen Nationalmuseum, in dem der halbe Tag verbracht wird. Und da sind wir wieder beim großen Thema dieser Tour, denn gegründet wurde es von unserem bayrisch-griechischen König Otto. Der ließ ab 1854 jedes Jahr einen festen Betrag aus dem Haushalt für dessen Bau zurücklegen. Dinge lassen in Griechenland bekanntermaßen immer etwas auf sich warten, so dass es erst 1885 vollständig fertig wurde. Seitdem werden die größten Schätze aus der ganzen antiken hellenischen Welt hier zentral ausgestellt. Mit dabei natürlich auch die bereits angesprochene goldene Totenmaske von Mykene. Im dortigen Museum wird ja nur eine Kopie gezeigt und man könnte meinen, in Athen würde sie demnach einen prominenten Platz haben. Aber weit gefehlt, denn im Vergleich zu dem, was hier sonst noch so zu sehen ist, ist sie nur Bezirksliga und steht gleich zu Beginn des Rundgangs zusammen mit anderen Stücken hinter einer Vitrine. Das verdeutlicht ganz gut, was für ein krasses Zeug hier ansonsten zu sehen ist. Für jemanden wie mich, der die Antike liebt, ist das wirklich Disneyland. Anschließend geht es kurz zur Akropolis, wobei ich schon so oft da oben war, dass ich mir den Weg dieses Mal spare. Interessant finde ich hier allein schon die Metro-Station, denn weil man in Athen keine 5 cm in die Tiefe gehen kann, ohne etwas aus der Antike zu finden, und gerade der Untergrund rund um die Akropolis eine einzige antike Schatzkammer ist, wurde beim Bau der Metro ein Schmuckstück nach dem anderen zu Tage gefördert. Weil solche Massen gar nicht in ein Museum passen, wird vieles davon an der Metro-Station der Akropolis ausgestellt, die dadurch selbst zum Museum wird. Auch an anderen Metro-Stationen sieht man das immer wieder, allerdings nicht in der Masse wie an der Akropolis. Ansonsten bin ich eigentlich nicht so der große Fan von dem Plaka-Viertel unterhalb der Akropolis. Zwar gibt’s dort schönes historische Spots wie die Hadriansbibliothek und auch schöne Blicke hinauf auf die Akropolis, ansonsten ist das aber touristisch vollkommen überlaufen, teuer und irgendwie ohne wirklich griechisches Flair. Nach Einbruch der Dunkelheit düse ich mit der Metro weiter nach Piräus, wo das Kontrastprogramm wartet. Am vielbesungenen Hafen bekommt man richtig Fernweh, wenn man so auf die Anzeigentafel mit den Abfahrtszeiten der Fähren schaut. Alle 30 Minuten verlässt ein Kahn den Hafen in Richtung einer griechischen Trauminsel. Es geht zu wie am Flughafen, die Griechen nutzen die Fähren noch rege – gerade jetzt vor Weihnachten. Die Idee ist geboren: Das will ich in den nächsten Monaten auch mal machen. Ansonsten ist das eigentliche Zentrum von Piräus, das auf einer Halbinsel zwischen dem großen Fährhafen und dem schnuckeligen Yachthafen liegt, überraschend gut in Schuss und hübsch. Das gilt explizit nicht für das Hallenstadion des Friedens und der Freundschaft (Stadio Eirinis kai Philias), das nicht weit davon entfernt liegt. Sie ist ein Prestigeprojekt der Sozialisten. Als sie in den 1980ern in Griechenland nach den Jahren der rechten Militärdiktatur an die Macht kamen, wollten sie sich mit ihm direkt am Meer ein Denkmal bauen. Architektonisch ein Betonklotz wie in Osteuropa, passt überhaupt nicht nach Griechenland. Vor allem aber war gar kein Bedarf für so eine große Halle, weshalb man aus der Not heraus irgendeine Sportart gesucht hat, für die es in Griechenland noch keine Halle gibt. Die Wahl fiel auf Eishockey. Ja, richtig gelesen: Eishockey. In Griechenland. In den ersten Jahren wurde daher die eigens für den Hallenbau neu gegründete Eishockey-Liga zentral in dem Bunker ausgetragen. Passenderweise kam in der Zeit der Serienmeister aus der genau anderen Ecke des Landes: Aris Saloniki. Seit den 90ern ist dann Olympiakos mit Basketball und Volleyball in die Halle eingezogen, zumal direkt gegenüber auch das Karaiskaki-Stadion für die Fußballer gebaut wurde. Basketballer und Volleyballer stehen in der Halle nun vor dem Problem, dass ihr Spielfeld viel kleiner ist als die frühere Eisfläche und die Tribünen dadurch viel zu weit weg sind. Sieht schon komisch aus. Trotzdem ist Stimmung in der Bude, denn wenn parallel kein Fußball stattfindet, kann man sich sicher sein, dass Gate 7 mit seinen Clubs (die griechische Version einer Sektion) präsent ist. So auch heute. Natürlich keine Monsterstimmung wie bei diesen "Welcome to hell"-Videos auf Youtube, auch kein Pyro, aber doch schwer in Ordnung. Teilweise steigt die ganze Halle in die Gesänge ein, dann wird's richtig laut. Das gilt auch für das Pfeifkonzert bei den Freiwürfen der Franzosen, wobei die heute Abend auf dem Feld sportlich betrachtet einfach nur Kanonenfutter sind. Und sehr schön: keine Ami-Atmosphäre, keine Werbung, keine Musik, nicht mal bei den Timeouts. Man überlässt komplett Gate 7 das Feld. Zwar gibt’s Hot Dogs, aber das ist wohl eher dem Umstand geschuldet, dass die Griechen generell sehr auf amerikanisches Zeug stehen – neben Burgern, die es in diesem Land an jeder Ecke gibt, gehört dazu halt auch ganz klar Basketball.