VfL Nagold – 1.CfR Pforzheim 1:0

Deutschland, Testspiel 
Freitag, 19. Juli 2019, 19 Uhr 
Calw, Georg-Baumann-Stadion 

Es wird ein Wochenende im Zeichen des Pforzheimer Fußballs bzw. ganz konkret des 1.FC Pforzheim. Der fusionierte 2010 mit dem früheren Erzrivalen VfR Pforzheim zum 1.CfR Pforzheim, woraufhin sich die Pforzheimer Ultras-Szene auflöste, die dem neuen Konstrukt die Gefolgschaft verweigerte. Der 1.CfR sucht auch neun Jahre nach der Fusion noch immer nach Akzeptanz in der Stadt und obwohl Pforzheim mit 125.000 Einwohnern einer der größten Oberliga-Standorte in Baden-Württemberg ist, bewegt sich sein Zuschauerschnitt im unteren Drittel der Liga. Einige Traditionalisten gründeten 2018 den 1.FC Pforzheim neu, der zur neuen Saison in der Kreisklasse C am Spielbetrieb teilnehmen wird. In zwei Tagen wird er sein erstes Testspiel bestreiten. Vorab wird mir der 1.CfR gleich zweimal über den Weg laufen, auch wenn das eher zufällig ist. Am heutigen Freitag eröffnet er formal mit einem Testspiel gegen den VfL Nagold die Calwer Stadtmeisterschaft. Gastgeber ist der FV Calw, der zuletzt mehrere Jahre lang gar nicht mehr am Spielbetrieb teilnahm und nun wieder bessere Zeiten anstrebt. Der Calwer Fußball ist ein recht interessantes Pflaster, mit dem Türkischen SV, der AS Tricolore und dem NK Zrinski gibt es gleich drei Migrantenvereine, durch die Abmeldung des FV Calw aber lange Jahre überhaupt keinen deutschen Verein. Interessant ist dabei vor allem die Geschichte des AS Tricolore, denn in Calw befand sich lange Zeit ein Werk des Bauknecht-Konzerns, der hier Kühlschränke für die ganze Welt produzierte. Dafür wurde ein Gastarbeitervertrag mit Italien geschlossen, der viele Sizilianer in die Geburtsstadt von Hermann Hesse brachte, die die Mentalität des 25.000-Einwohner-Städtchens in mehr als einem halben Jahrhundert geprägt haben. Die überdurchschnittlich hohe Pizzeria-Quote und die Existenz von Espresso-Bars, wie man sie eigentlich nur aus Italien kennt, sind nur ein Aspekt. Entstanden ist auch ein italienisches Kulturzentrum, aus dem heraus mit der AS Tricolore ein eigener Fußballverein gegründet wurde. Ihr Wappen leuchtet zwar noch heute über dem Gebäude des italienischen Kulturzentrums, doch sie war schlussendlich der Verlierer einer Fusion mit dem FV Calw, nachdem dieser wieder in den Spielbetrieb einstieg. Die AS Tricolore wurde inzwischen aus der Spielgemeinschaft gestrichen, der FV Calw spielt nur noch unter eigenem Namen weiter. Eines haben und hatten jedoch alle vier Calwer Vereine gleich: Sie pendeln zwischen dem Stadion Stammheim und dem Nebenplatz des Georg-Baumann-Stadions, während auf dem Hauptplatz des Georg-Baumann-Stadions kaum noch gespielt wird. Das ändert sich auch nicht mit der Rückkehr des FV Calw. Ausnahme ist die Calwer Stadtmeisterschaft, um deren Ausrichtung sich in diesem Jahr ganz bewusst der FV Calw gekümmert hat, um zu unterstreichen, wieder auf der Matte zu stehen. Und dazu gehört eben auch ein vernünftiges Einlagenspiel von zwei in der Region namhaften Mannschaften. Dass sogar ein Fallschirmspringer den Spielball herbringt, zeigt ganz gut den Charakter dieser Veranstaltung. Viele Zuschauer lockt das Spiel jedoch nicht an, dafür ist noch nicht genug Kredit in der Stadt aufgebaut. Sinnbildlich dafür steht das Stadion, deren Dach vor einigen Jahren abgerissen wurde – es lohnte sich einfach nicht mehr, in den Calwer Fußball zu investieren. Das Georg-Baumann-Stadion hat dadurch natürlich viel von seinem Charme eingebüßt. So gering das Interesse beim einheimischen Publikum ist, so groß ist es bei Groundhoppern aus ganz Süddeutschland, denn dieser Ground gilt als schwer zu machen. Resultat ist ein fast schon beängstigend hoher Hopper-Anteil bei diesem Testspiel. Dabei stand das Spiel kurz vor der Absage, denn der 1.CfR hatte bei der Planung seiner Vorbereitung ganz vergessen, dass an diesem Wochenende auch die erste Runde im badischen Landespokal ansteht. Zwei Spiele innerhalb von 24 Stunden, da hätte natürlich der Testkick in Calw den Kürzeren gezogen, aber den Engelszungen des FV Calw ist es zu verdanken, dass der 1.CfR hier doch antritt.