TSV Merklingen – TSV Wurmberg/Neubärental 4:2

Deutschland, Testspiel
Dienstag, 31. Januar 2023, 19 Uhr
Weil der Stadt, Sportplatz Merklingen – Platz 2

Nach Santiago de Compostela ist vor Santiago de Compostela – denn bereits am Freitag geht es ja erneut auf die Reise mit der aktuell wohl billigsten Verbindung, die Ryanair anbietet. In der Zeit dazwischen werden warten noch drei Nebenplätze in der Heimat auf den Besuch. Absolute Pflicht ist für mich dabei der Sportplatz in Merklingen. Zwar spielt der dortige Turn- und Sportverein im Fußballbezirk Enz/Murr mit, Merklingen gehört aber zu Weil der Stadt und liegt somit im Landkreis Böblingen. Und da der mein Heimat-Landkreis ist, ist es erklärtes Ziel, diesen zu komplettieren. Da allerdings der Norden des Landkreises Böblingen früher zum dann aufgelösten Landkreis Leonberg gehörte, spielen die dortigen Fußballvereine wie erwähnt nach wie vor im Bezirk Enz/Murr mit, schließlich haben sich die Bezirksgrenzen des Württembergischen Fußballverbandes nie an die Kommunalreform in den 1970er-Jahre angepasst. Den Norden des Landkreises Böblingen behandle ich daher etwas sitefmütterlich, weil er beim Fußball diese Sonderrolle spielt. Das erklärt dann, warum mein anvisiertes Ziel noch immer nicht in die Tat umgesetzt wird. Es wird ohnehin noch lange dauern, denn der TSV Merklingen ist bekannt dafür, nie auf seinem Hauptplatz zu spielen, sondern stets auf dem Kunstrasen-Nebenplatz. Das gilt für Testspiele im Januar natürlich erst recht. Abgesehen von einem kleinen Grashügel ist der Nebenplatz vollkommen unspektakulär – was aber ehrlicherweise auch für den Hauptplatz gilt. Einzig der aus Holz gezimmerte Eingangsbereich stellt auf dieser Anlage eine Besonderheit dar.









 

FC Famalicão - GD Estoril Praia 1:0

Portugal, Primeira Liga (1.Liga)
Sonntag, 29. Januar 2023, 20.45 Uhr
Vila Nova de Famalicão, Estádio Municipal 22 de Junho

Dass die portugiesische Grenze keine 40 Kilometer von Vigo entfernt ist und das Nachbarland in einer anderen Zeitzone liegt, hat mich seit Beginn der Planungen für diese Tour gefesselt. So sehr, dass ich wirklich auf Teufel komm raus noch ein Abendspiel in Portugal einbauen wollte. Dass dann sogar im 120 Kilometer entfernten Vila Nova de Famalicão (130.000 Einwohner; wird eigentlich nur Famalicão genannt) ein Erstliga-Spiel um 20.45 Uhr angesetzt wurde, fesselte mich endgültig – denn das ist ja laut spanischer Uhr erst um 21.45 Uhr. Man muss sich zwar fragen, warum eigentlich Portugal in einer anderen Zeitzone liegt als Spanien, zumal in unserem Fall Vigo sogar ein kleines Stückchen westlicher liegt als Famalicão, in Spanien aber die österlichere Zeit gilt. Aber egal. Wenn wir pünktlich mit Abpfiff in Vigo loskommen, stehen uns für die Fahrt nach Famalicão exakt 1 Stunde und 15 Minuten Zeit zur Verfügung – und genau diese Fahrzeit berechnet Google Maps auch für die Strecke. Sollten wir in Portugal sofort einen Parkplatz finden, wird es eine Punktlandung. Zwar kommen wir in Vigo relativ pünktlich los und auch vor dem Estádio Municipal 22 de Junho finden wir recht schnell einen Parkplatz, weil aufgrund des unattraktiven Gegners GD Estoril Praia wenig los ist, aber die ersten Spielminuten verpassen wir dann doch, was eigentlich klar war. Dennoch: Diesen Zeitzonen-Effekt wollte ich unbedingt mitnehmen. Mit der fortgeschrittenen Uhrzeit ist es nun auch deutlich kühler geworden, dazu zieht Nebel auf, was die Atmosphäre etwas ungemütlich macht. Gleich neben uns befindet sich der Gästeblock mit etwa 25 Leuten darin, die einfach nur sitzend Fußball schauen. Auf Heimseite gibt es mit den Fama Boys 1990 eigentlich eine Ultras-Gruppe, von der allerdings nichts zu sehen ist. In Summe ist die Veranstaltung also fast schon ein bisschen gespenstisch und wirkt so gar nicht wie 1.Liga. Den Zeitzonen-Effekt machen wir uns dann nach dem Spiel erneut zunutze – und zwar gleich doppelt. Denn während es in Spanien nun schon fast Mitternacht ist und wir um diese Uhrzeit dort mit Sicherheit kein geöffnetes Restaurant mehr finden, ist es in Portugal erst 22.45 Uhr und wir haben am Stadtrand von Famalicão Glück in einer richtig urigen Pinte. Ein weiteres Mal nutzen wir den Zeitzonen-Effekt, indem wir auf eine Hotelübernachtung verzichten können. Unser Rückflug von Santiago de Compostela nach Memmingen geht bereits in aller Herrgottsfrühe, weshalb sich ohnehin kein Hotel gelohnt hätte. Auf der zweistündigen Fahrt von Famalicão nach Santiago de Compostela wird uns beim Grenzübertritt zudem wieder eine Stunde weggenommen – und genau diese Stunde müssen wir weniger am Flughafen totschlagen. So viel Zeit bleibt nach der Rückgabe des Mietwagens also gar nicht mehr, um im Flughafen zum Gate zu gehen. Auch auf dem Rückflug dieser wenig frequentierten Verbindung bleiben fast alle Sitzreihen frei, so dass wir im Flugzeug schön gemütlich in den Schlaf fallen können.














 

Real Club Celta Vigo – Athletic Club Bilbao 1:1

Spanien, Primera Division (1.Liga)
Sonntag, 29. Januar 2023, 18.30 Uhr
Vigo, Estadio de Balaídos

Direkt nach dem Abpfiff bei der dritten Mannschaft von Celta Viga geht es weiter zur ersten Mannschaft von Celta Vigo und damit zum Höhepunkt unserer Tour. Da auf uns im Anschluss noch ein fünftes Spiel im portugiesischen Vila Nova de Famalicão wartet, das zwar östlich von Vigo liegt, sich aber in der westlicheren Zeitzone befindet und somit das dortige 20.45-Uhr-Spiel noch erreichbar ist, müssen wir dabei generalstabsmäßig vorgehen. Denn klar ist: In Vigo müssen wir pünktlich mit Abpfiff abdüsen und daher einen optimalen Parkplatz vor dem Stadion finden. Gar nicht so einfach, weil es keinen eigentlichen Stadionparkplatz gibt, sondern nur eine dreispurige Hauptstraße, von der jeweils eine Spur pro Fahrtrichtung für parkende Autos zur Verfügung gestellt wird. Da diese Hauptstraße auch direkt zur Autobahn führt, die ein paar Hundert Meter später beginnt, sind das eigentlich ideale Voraussetzungen, um rechtzeitig in Portugal anzukommen – wenn man die goldene Parklücke findet. Und Mäddes findet sie! Anders sieht es dagegen mit dem richtigen Stadioneingang aus, denn aufgrund des Gegners (vor elf Jahren immerhin im Finale der Europa League) haben wir uns schon online mit Tickets eingedeckt. Der darauf abgedruckte Eingang scheint aber gar nicht zu existieren und wir werden von jedem Ordner, den wir fragen, wieder in eine andere Richtung geschickt. Keiner kennt sich aus. Des Rätsels Lösung ist an Absurdität nicht zu überbieten: Das Estadio de Balaídos wird gerade umgebaut und eine Hintertortribüne wurde abgerissen – und genau auf dieser bereits abgerissenen Tribüne haben wir unsere Plätze. Wie kann das denn passieren? Zuerst das Drama vorhin bei der dritten Mannschaft und jetzt das hier. Was für ein Chaos-Verein! Wie kann man denn Plätze verkaufen, die es gar nicht gibt? Und natürlich können wir da nicht den richtigen Eingang finden, denn den gibt es auch nicht mehr. Letztendlich bekommen wir die offizielle Anweisung, auf die andere Hintertortribüne zu gehen und uns da irgendein freies Plätzchen zu suchen. Selbstverständlich haben nicht nur wir dieses Problem, so dass es nicht nur zu vielen Diskussionen kommt, sondern die andere Hintertortribüne aus allen Nähten platzt, weil sich viele Leute dort noch ein freies Plätzchen suchen müssen. Ihr ahnt es: Auch freie Plätzchen gibt es nicht mehr. Die einzigen freien Plätze gibt es dann nur noch am Rand der Gegengeraden, wo zunächst die Ultras von Celta Vigo stehen, eigentlich auch ein ganz normales Programm fahren (die alte Spanien-Leier: nur eine überschaubare Anzahl an Leuten mit wenig Power), aber plötzlich in der Halbzeitpause verschwinden und ihren Bereich fortan leerlassen. Die Hintergründe sind mir völlig unbekannt. Der provisorische Gästeblock befindet sich derzeit schräg gegenüber am Rand der Haupttribüne und damit auch genau neben der Baustelle. Die dortigen 150 Basken stechen aber nur optisch heraus. An sich ist Bilbao aber ein unheimlich interessanter Verein, weil er noch nie aus der 1.Liga abgestiegen ist (genau wie Real Madrid und der FC Barcelona) und ausschließlich im Baskenland geborene oder aufgewachsene Spieler einsetzt.

























 

Real Club Celta Vigo C – UD Ourense 1:0

Spanien, Segunda Federación RFEF – Grupo 1 (4.Liga)
Sonntag, 29. Januar 2023,15.45 Uhr
Vigo, Campo Municipal Barreiro

Eine Doppelveranstaltung ist heute nicht nur bei der Nr.2 von Vigo (Coruxo), sondern auch bei der Nr.1 (Celta) geboten. Bei so viel Vigo wird es aber erst einmal höchste Eisenbahn, sich auch mal die Stadt an sich etwas genauer anzuschauen. Immerhin eineinhalb Stunden bleibt uns dafür Zeit nach dem Abpfiff bei Coruxo. Vigo hat knapp 300.000 Einwohner und liegt an der 35 Kilometer langen Bucht Ria de Vigo, die zu den vier großen Atlantikbuchten Galiciens gehört (die sogenannten Rias Baixas), die eigentlich Fjorde sind. Bei dem Begriff denkt man eher an Skandinavien und so ganz verkehrt ist diese Assoziation auch gar nicht, denn dieser regnerische, schroffe Nordwesten Spaniens wirkt mitunter eher die Nordeuropa. Galicien gehörte einst zum keltischen Kulturraum, der Vereinsname Celta Vigo erinnert noch heute daran, und man kann da durchaus eine Linie von Galicien über die Bretagne bis nach Großbritannien ziehen. Und diese Linie geht gewissermaßen bis nach Skandinavien. Für das Stadtbild von Vigo gilt das allerdings nicht, denn das erinnert mich schon eher an das nicht weit entfernte Portugal. Viele dunkle Beige-Töne, Palmen, verschnörkelte Balkone und dazu die hügelige Lage entlang der Ria de Vigo – das könnte auch Porto sein. Gutes Stichwort, denn oben in den Hügeln von Vigo befindet sich im Stadtteil Barreiro auch das gleichnamige Stadion, in dem die dritte Mannschaft von Celta Vigo in der 4.Liga spielt. Eigentlich ein Etikettenschwindel, denn bei Celta Vigo C handelt es sich um den Verein Gran Peña FC aus eben diesem Stadtteil Barreiro, der fast vier Jahrzehnte lang ein Viertligist war. 2021 wurde er von Celta übernommen und spielt seitdem – immer noch im Stadion in Barreiro – als Celta Vigo C in der Galicien-Staffel der 4.Liga. Dass es sich nun aber zu 100% um eine Celta-Mannschaft handelt, merken wir schon am Eingang, denn man will uns zunächst nicht reinlassen. Ich hatte schon oft gelesen, dass man bei der zweiten Mannschaft von Real Madrid als neutraler Zuschauer nicht ins Stadion kommt, sondern nur als Mitglied oder als vorab angemeldeter Gästefan. Das scheint aber bei vielen spanischen Profivereinen inzwischen Usus zu sein, selbst hier bei der dritten Mannschaft von Celta Vigo. Wer keinen Mitgliedsausweis vorzeigen kann oder nicht auf der Liste des Gastvereins steht, wird am Eingang abgewiesen. Einen Ticketverkauf gibt es ohnehin nicht. Unser Glück ist, dass zwei Ordner an der Tür stehen – ein knallharter Law-and-Order-Typ und eine deutlich freundlichere Mutti. Als die Mutti für einen kleinen Moment alleine am Eingang steht, weil der andere Ordner gerade irgendetwas zu tun hat, nutzen wir die Gunst der Stunde, heulen ihr die Ohren voll und die lässt uns dann ausnahmsweise ins Stadion. Sogar gratis. Aber man sollte sich wirklich nicht darauf verlassen, dass das klappt. Und wieder einmal muss ich sagen, wie unsympathisch mir Spanien ist. Was soll das? Warum sind bei einer zweiten und dritten Mannschaft keine normalen Zuschauer zugelassen? Welchen Vorteil soll das haben? Ist ein Exklusivrecht für den Besuch von Heimspielen der dritten Mannschaft wirklich ein Verkaufsargument für eine Mitgliedschaft? Endlich reingekommen können wir uns über ein sehr schönes Stadion freuen, das mit seiner Lage mitten im Stadtviertel und dem Blick auf dicht bebaute Hügel besticht. Im Gästeblock sind etwa 40 Leute aus dem knapp 100 Kilometer entfernten Ourense mitgekommen, die aber nicht weiter auffallen. Auf Heimseite ist noch weniger los und da hier obendrauf ein Alkoholverbot herrscht, das ich ebenfalls überhaupt nicht nachvollziehen kann, wird es – abgesehen vom Stadion an sich – eine eher lahme Veranstaltung.