SF Siegen U19 – Hombrucher SV U19 0:4

Deutschland, A-Jugend-Westfalenliga (U19, 2. Liga)
Sonntag, 13. September 2020, 11 Uhr
Siegen, Leimbachstadion – Platz 2
 

Es gibt so Tage, da weiß man von Anfang an: Heute wird’s genial! So ist es auch am heutigen Tage, auch wenn der schon vor dem Sonnenaufgang beginnt. Und in Bielefeld bedeutet das: Die erste Etappe muss mit dem Taxi bewältigt werden. Ja, man glaubt es kaum, aber in dieser Stadt mit ihren 330.000 Einwohnern fährt sonntags die erste Straßenbahn tatsächlich erst um 8.30 Uhr. Armutszeugnis. Heute kann aber auch das die gute Laune nicht trüben, denn es geht nach Siegen, wo einer meiner liebsten Reisegefährten lebt. Die tollkühnsten Abenteuer haben wir schon zusammen erlebt, fast alle südlich der Alpen, doch in Südwestfalen haben wir uns bislang noch nie getroffen. Da ich inzwischen die Hälfte des Jahres in Bielefeld lebe und es ja nur ein Katzensprung von Ost- nach Südwestfalen ist, steht nun die längst überfällige Fahrt ins Siegerland an. Selbiges ist eigentlich so gar nicht richtig Westfalen, sondern orientierte sich immer in Richtung Süden und war jahrhundertelang politisch, kulturell und wirtschaftlich an Hessen bzw. seine Vorgängerstaaten gebunden. Erst mit der Niederlage Napoleons und dem daraus resultierenden Wiener Kongress 1814/15, mit dem die Landkarte Europas und vor allem Deutschlands neu geordnet wurde, fiel das Siegerland an Westfalen, das wiederum Teil des gegen Napoleon siegreichen Preußens wurde. Doch auch nach 200 Jahre langer Zugehörigkeit zu Westfalen kann man immer noch gut Unterschiede zwischen Südwestfalen und dem restlichen Westfalen erkennen. Schon allein optisch, denn ganz markant sind die vielen Schieferhäuser, die man ebenso auf der anderen Seite der Grenze in Hessen viel sieht, während im restlichen Westfalen Klinker dominiert. Auch sportlich nahmen die Sportfreunde Siegen eine Sonderrolle ein, denn als einziger Verein in NRW wurden sie zu Zeiten der zweigleisigen Regionalliga in die Süd-Staffel eingruppiert. Eine Kuriosum, mit dem jedoch in Siegen niemand ein Problem hatte. Das Kuriosum sorgte ebenso dafür, dass auch ich schon einige Male in Siegen war, weil die Stuttgarter Kickers hier gastierten. Von schlecht gelaunten Polizisten werde ich diesmal aber nicht in Empfang genommen, sondern mit jeder Menge guter Laune am Siegener Hauptbahnhof. Dazu wartet schon ein gut gekühltes Fläschchen Erzquell, die lokale Biersorte, womit die Marschrichtung des heutigen Tages auch schon mal völlig klar ist: Es wird feucht-fröhlich. Ein bisschen Fußball bauen wir aber natürlich in den Tag mit ein und so geht es erst einmal zu einem der besten Nebenplätze Deutschlands. Der Platz 2 des Leimbachstadions hat einen Ausbau, den sich manch ein Oberligist für seinen Hauptplatz wünschen würde. Sogar eine Solaranlage wurde auf dem Dach der Tribüne installiert. Zu unserer großen Freude hat heute Morgen mit dem Sportfreunde-Treff die Stadion-Pinte geöffnet, wo man sich dank uns über reißenden Absatz freuen darf. Dass sogar zwei verschiedene Wurst-Sorten gegrillt werden, begeistert uns richtig schwer. Beide Daumen ganz nach oben für den Sportfreunde-Treff! Ein bisschen wundersam ist es zwar schon, dass für ein A-Jugend-Spiel vor 30 Zuschauern so ein Programm aufgefahren wird, allerdings stellt sich heraus, dass auf dem Nebenplatz am Nachmittag ein echtes Highlight steigt: das Finale im Westfalenpokal der Frauen, bei dem die Sportfreunde Siegen den SSV Rhade empfangen. Frauenfußball ist in Siegen eine recht große Nummer, der TSV Siegen galt einst als der „FC Bayern des Frauenfußballs“ und wurde zwischen 1986 und 1996 sechsmal deutscher Meister und fünfmal DFB-Pokal-Sieger. 1996, auf dem Höhepunkt des Erfolgs, übernahmen die Sportfreunde die Frauenfußball-Abteilung des TSV Siegen – und die erfolgreiche Ära endete. Eine Identifikation ist aber immer noch vorhanden und die Ultras der Sportfreunde haben am Leimbachstadion sogar einen Stromkasten in Gedenken an den Double-Gewinn 1987 bemalt. So etwas sieht man nicht oft. Aufgrund des Pokalfinales laufen auf dem Nebenplatz des Leimbachstadions schon eifrig die Vorbereitungen, Kabel werden verlegt, Kameras aufgebaut, VIP-Plätze abgesperrt. Wir haben dagegen ganz andere Pläne für den Nachmittag, gönnen uns aber zunächst die Siegener Innenstadt. Sight- und Kneipenseeing ist angesagt.