Deutschland, Regionalliga Nord – Staffel Süd (4. Liga)
Mittwoch, 23. September 2020, 17 Uhr
Hannover, HSC-Stadion an der Constantinstraße
Jetzt wird’s aber kriminell: Ein Doppler unter der Woche, und das auch noch relativ hochklassig – Corona stellt alles auf den Kopf. Während andere Landesverbände durch den ausgesetzten Abstieg in den Vorsaison nun mit aufgeblähten Ligen mit bis zu 20 Mannschaften spielen, wurden in Niedersachsen die Ligen geteilt und eine Meisterrunde hinterhergeschoben. Dieses System übernahm auch die Regionalliga Nord – als einzige der fünf deutschen Regionalligen. Mit 22 Mannschaften ist die Regionalliga Nord allerdings auch besonders stark aufgebläht und so sind trotz Aufteilung in zwei Staffeln à elf Mannschaften einige englische Wochen angesagt. In eine solche fällt auch das kleine Hannoveraner Stadtderby und da das HSC-Stadion an der Constantinstraße kein Flutlicht hat, muss es bereits um 17 Uhr angepfiffen werden. Genau wie vor fünf Tagen beim SC Spelle/Venhaus bietet auch der Hannoversche SC ein Online-Ticketing mit Print at home an. Dort zuzugreifen empfiehlt sich dringend, denn schon am Vorabend sind nur noch wenige Restkarten erhältlich, alle mit Sichtbehinderung. Wir bekommen noch Karten für den „Hintertor-Block“, der einfach aus einer Reihe mit Klappstühlen und Bierbänken besteht. Völliger Blödsinn, weil man da ja trotzdem Schulter an Schulter mit völlig fremden Personen sitzt. Kommt aber noch besser, denn direkt vor der Nase hat man einen engmaschigen Zaun, durch den hindurch man dem Spielverlauf nicht wirklich folgen kann. Es wurde zwar von Anfang an gesagt, dass auf den Plätzen eine Sichtbehinderung herrscht, aber das ist unter aller Sau. Mit 350 Zuschauern ist das Stadtderby wie erwartet ausverkauft. Dass man laut HSC-Manager Frank Kittel fünfmal so viele Karten hätte verkaufen können, sei mal dahingestellt. Es gab wie gesagt am Vorabend noch Karten, bis dahin hatte man also noch keine 350 verkauft. Die Frage ist, wie man da von einer Nachfrage von 1.750 ausgehen kann. Im Stadion selbst geht es typisch niedersächsisch streng zu. Zu seinem Block gelangt man über einen schmalen Weg, der mit Plastikhütchen auf dem Spielfeld des Nebenplatzes abgesteckt ist. Immer dann, wenn man nicht auf seinem vier Buchstaben sitzt, gilt eine Maskenpflicht, die von einer regelrechten Armada an Ordnern durchgesetzt wird – ohne Pardon. Völlig unentspannt und in Kombination mit der mangelhaften Sicht aufs Spielfeld macht das hier wirklich keine Freude. Stimmung ist keine vorhanden, es wäre aber wohl auch in Nicht-Corona-Zeiten keine vorhanden. Zwar laufen einige Casual-Typen in kleinen Grüppchen durch die Gegend, die optisch gut Ultras von Hannover 96 sein könnten, organisiert treten die aber nicht auf. Sportlich entscheiden die 96er das Derby für sich und gewinnen mit 3:1. Das sagt zumindest die Anzeigentafel. Wir selbst bekommen vom Spiel nur etwas auf dem Weg zum Bierstand mit, wo wir mal kurz einen unvergitterten Blick aufs Spielfeld erhaschen können.